20.11.2013 Aufrufe

Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

mit <strong>der</strong> strengen Calvinistin, <strong>der</strong> Witwe des Barons von Bre<strong>der</strong>ode, einer Tochter des Grafen von<br />

Neuenaar, sich sehr tätig gezeigt, weil er für die Kirche <strong>der</strong> Pfalz nur Heil aus solcher Verbindung<br />

erwarten konnte. Auf <strong>der</strong> Hochzeit am 25. August 1569 wurde Dathenus überall mit Auszeichnung<br />

behandelt, worüber <strong>der</strong> Arzt Ernst sich sehr bissig in einem Schreiben an Bullinger äußerte. Beide<br />

waren nämlich nicht gut zu sprechen auf Dathenus, welcher mit Zanchius für die völlige Unabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Kirche <strong>und</strong> ihrer Leitung von <strong>der</strong> Staatsgewalt bei je<strong>der</strong> Gelegenheit mit dem Feuer seiner<br />

hinreißenden Beredsamkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> ganzen Überzeugung seines Herzens, geschöpft aus dem<br />

lauteren Quell des Wortes Gottes, eintrat, <strong>und</strong> auch Olevian für diese Anschauung begeisterte.<br />

Mächtig stand Dathenus dem letzteren auch zur Seite, als <strong>der</strong> Streit über die Kirchenzucht in Heidelberg<br />

ausbrach. Damals erscheint er als Hofprediger in <strong>der</strong> Residenzstadt.<br />

Von großer Bedeutung in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Kirche ist aber das Auftreten unseres Dathenus auf<br />

dem im Juni 1571 gehaltenen Religionsgespräche mit den baptistisch Gesinnten o<strong>der</strong>, wie sie die<br />

Akten nennen, Wie<strong>der</strong>täufern. Mit mehreren Lehrern <strong>der</strong>selben disputierte er samt etlichen an<strong>der</strong>en<br />

Theologen auf Befehl des Landesherrn, <strong>der</strong> anfangs zugegen war <strong>und</strong> den Wunsch hatte, diese stillen<br />

Leute in die reformierte Kirche zu bringen, einige Tage zu Frankenthal. <strong>Dr</strong>eizehn Fragen über<br />

Lehrpunkte, in denen sie von den Reformierten sich unterschieden, wurden ihnen vorgelegt. Außer<br />

den die Taufe berührenden Punkten befinden sich darunter weitere höchst belangreiche, wie z. B.<br />

die fünf ersten: 1. Ob die Schrift alten Testaments den Christen so viel gelte als die des neuen, d. i.<br />

ob die Lehre vom Hauptstück christlichen Glaubens <strong>und</strong> Wandels sowohl aus dem alten Testament<br />

käme <strong>und</strong> müsse bewiesen werden als aus dem neuen? 2. Ob <strong>der</strong> Vater, Sohn <strong>und</strong> heilige Geist seien<br />

das einige göttliche Wesen doch in drei Personen unterschieden? 3. Ob Christus das Wesen seines<br />

Fleisches aus <strong>der</strong> Substanz des Fleisches <strong>der</strong> Jungfrau Maria o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>swoher angenommen? 4. Ob<br />

die Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Erbsünde empfangen? 5. Ob die Gläubigen im alten Testament mit den Gläubigen<br />

im neuen eine Gemeinde <strong>und</strong> Volk Gottes seien? Es wurde zwar durch diese Handlung, wie das bei<br />

solchen Dingen gewöhnlich <strong>der</strong> Fall ist, nichts erzielt. Die nachher veröffentlichten Akten jedoch,<br />

welche u. a. wörtlich die Reden des Dathenus, des Hauptleiters dieses Gespräches, enthalten, lassen<br />

uns denselben als einen ganz gewaltigen Theologen <strong>und</strong> ausgezeichneten Verteidiger <strong>der</strong> reformierten<br />

Lehre, ja als den besten Bekämpfer <strong>der</strong> baptistischen Irrlehren erkennen. Denn schwerlich wird<br />

man bis auf den heutigen Tag eine bessere Rüstkammer gegen letztere finden als diese Akten. Was<br />

aber beson<strong>der</strong>s anerkennenswert ist, das ist die Ruhe <strong>und</strong> Liebe, mit denen Dathenus darin, fern von<br />

allem beleidigendem Tone, nur mit sachlichen Gründen <strong>der</strong> Schrift, jene wi<strong>der</strong>legt.<br />

Im folgenden Jahre begegnen wir unserem Dathenus als Gesandten seines Kurfürsten bald in<br />

Dillenburg am Hofe des eifrig reformierten Grafen Johann von Nassau, des Bru<strong>der</strong>s Wilhelms von<br />

Oranien, bald bei diesem selbst in Delft, wohin er ihn im August berufen, um die verworrenen<br />

kirchlichen Verhältnisse <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande ordnen zu helfen. Dies tat er nach Kräften bis zum Jahre<br />

1574, in welcher Zeit er einen regen Briefwechsel mit dem Grafen Johann von Dillenburg führte,<br />

beson<strong>der</strong>s auch in Betreff des evangelisch gewordenen Kurfürsten Gebhard von Köln. In Treue<br />

diente er auch den nassauischen Brü<strong>der</strong>n. Wie<strong>der</strong> nach Heidelberg zurückgekehrt, veröffentlichte er<br />

daselbst noch 1574 eine Schrift über das heilige Abendmahl. Hierauf wurde er von Friedrich III.,<br />

nach dessen Schreiben an den reformierten Landgrafen Wilhelm von Hessen, datum Heidelberg den<br />

15. November 1574, an letzteren geschickt, sowie auch an den Grafen in Dillenburg, um wegen einer<br />

Zusammenkunft <strong>der</strong> Evangelischen <strong>und</strong> wegen des Kölner Kurfürsten zu unterhandeln. Sein Bericht<br />

an seinen Landesherrn, <strong>der</strong> noch vorhanden <strong>und</strong> von Kluckhohn in unseren Tagen mit den<br />

Briefen Friedrich des Frommen herausgegeben worden ist, läßt uns Blicke tun in die vielseitige Tätigkeit<br />

dieses Mannes. Im Januar 1575 befindet er sich auf <strong>der</strong> Reise nach Siegen, um im Auftrage<br />

24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!