Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht
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33. M. Johannes Nobisius.<br />
M. Johannes Nobisius ist einer <strong>der</strong> ersten zehn Lehrer, mit welchen <strong>der</strong> Unterricht an <strong>der</strong> neugegründeten<br />
nassauischen Landesschule zu Herborn am 1. August 1584 eröffnet wurde. Die Namen<br />
<strong>der</strong> übrigen sind: Olevian, Publian, Gernberger, Pincier, Konrad Ursinus, Nahum, Dickhaut, Heinrich<br />
Heidfeld <strong>und</strong> Pilger, zu welchen im Laufe des ersten Quartales noch Piscator, Jakob Alsted <strong>und</strong><br />
Colbius hinzukamen.<br />
Nobisius o<strong>der</strong> Nobis ist ein geborener Herborner. Über seine Jugendzeit schweigen die Urk<strong>und</strong>en.<br />
Nach Vollendung seines akademischen Studiums <strong>der</strong> Theologie wurde er im Jahre 1573 zum<br />
Unter-Schulmeister an <strong>der</strong> lateinischen Schule zu Dillenburg bestellt. Mit Grünrade <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />
wurde er zur Beaufsichtigung des Prinzen Moritz von Oranien, <strong>der</strong> jungen Grafen von Nassau <strong>und</strong><br />
Berg 1576 auf die Universität Heidelberg geschickt. Ein Jahr später wurde ihm wegen seiner Tätigkeit<br />
die ganze Leitung <strong>der</strong> Dillenburger Schule anvertraut. Bald darauf reichte er einer wohlangesehenen<br />
Jungfrau <strong>der</strong> Stadt Dillenburg die Hand zum Eheb<strong>und</strong>e. Der Eintrag im dasigen „Ufrufbuch“<br />
lautet: „1578 dominica intra Natalem et circumcisionem Dei (also Sonntag nach Weihnachten): Johannes<br />
Nobisius, Hanß Nobis Sohn zu Herborn, Rektor <strong>der</strong> Schule zu Dillenburg. Margaretha, Gottfried<br />
Haitzfelt (Hatzfeld) Rentmeisters zu Dillenbergh Dochter.“ Den 28. März 1582 kam Johannes<br />
Nobisius als Oberschulmeister o<strong>der</strong> Rektor an die lateinische Schule seiner Vaterstadt. Steubing bezeugt<br />
von ihm, daß er ein überaus geschickter Mann gewesen, weshalb ihm auch auf dieser Stelle<br />
100 Gulden als eine auszeichnende Belohnung zuerkannt seien. Bei Errichtung <strong>der</strong> Herborner<br />
Hochschule wurde Nobisius eine Lehrerstelle an <strong>der</strong>selben zuteil. Näheres läßt sich nicht mehr feststellen.<br />
Er stand in hohem Ansehen beson<strong>der</strong>s bei seinem Landesherrn, dem Grafen Johann dem Älteren.<br />
Von diesem erbat sich Graf Wolfgang von Ysenburg, als er sein Land dem reformierten Bekenntnisse<br />
zuführte, den Kollegen unseres Nobisius, Konrad Publian, einen geborenen Waldenser<br />
zu Ende des Jahres 1584. Publian wurde Pastor zu Wächtersbach, wo er jedoch, nach dem dasigen<br />
Kirchenbuche, schon am 10. März 1588 starb. Derselbe hatte nicht Theologie studiert, war aber<br />
doch recht geschickt <strong>und</strong> in geistlichen Dingen erfahren. Er scheint vor seiner Ankunft in Nassau<br />
ein Mönch gewesen zu sein, denn in seinen Predigten hatte er etliche mönchische Gestus, drang<br />
auch sehr auf die Werke. Graf Johann hegte die Hoffnung, daß wenn er die zu Herborn erhaltenen<br />
Anregungen sich zunutze mache, er im Kirchendienst noch viel Gutes stiften werde. Nobisius dagegen<br />
wurde 1587 zum Inspektor über die Kirchen <strong>und</strong> Schulen des Landesanteiles des Grafen Wolfgang<br />
berufen. Seinen Wohnsitz nahm er in dem am Main gelegenen Dorfe Kelsterbach, <strong>der</strong> Residenz<br />
seines neuen Landesherrn. Mit Eifer wirkte er hier für die Begründung eines wahren reformierten<br />
Kirchenwesens. Nach einigen Jahren gelang es ihm, in Kirchen <strong>und</strong> Schulen die reformierte<br />
Lehre zur völligen Herrschaft zu bringen.<br />
Lei<strong>der</strong> wurde die Wirksamkeit unseres Nobisius durch den Tod des Grafen Wolfgang zu Anfang<br />
des Jahres 1598 unterbrochen. Denn <strong>der</strong> Landesteil desselben fiel nun an seinen Bru<strong>der</strong>, den Grafen<br />
Heinrich, einen fleischlichen lutherischen Eiferer, welcher alsbald alle Prediger <strong>und</strong> Schullehrer hier<br />
zu Lande ihrer Dienste entließ <strong>und</strong> lutherische an ihrer Stelle setzte. Zwar protestierte Nobisius<br />
kräftig im Namen <strong>der</strong> sämtlichen Pastoren des Landes wi<strong>der</strong> alle diese Eingriffe in die <strong>Recht</strong>e seiner<br />
Gräfin Witwe. Sogar bekannten sie sich zu <strong>der</strong> Augsburger Konfession, weil man sie beschuldigte,<br />
als hätten sie diese verworfen. Aber alles war vergeblich. Sie mußten mit Frau <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>n<br />
sich von Haus <strong>und</strong> Hof vertreiben lassen.<br />
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