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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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Erklärung Altings: „daß er sich keine Frau wünsche, welche nicht willig <strong>und</strong> bereit sei, mit ihm für<br />

die Wahrheit Verbannung <strong>und</strong> an<strong>der</strong>es Ungemach zu ertragen“, lockte <strong>der</strong> Mutter das Geständnis ab:<br />

„Lieber Mann, einen solchen Schwiegersohn müssen wir uns selbst erbitten.“<br />

Im Oktober 1573 wurde er nach Heidelberg berufen. Seine Predigten wurden hier sehr besucht.<br />

Selbst Ursinus mit seinen Studenten versäumte dieselben nie. Noch ist ein Manuskriptband dieser<br />

Predigten über den Propheten Daniel, welche er daselbst 1574 <strong>und</strong> später nochmals in Emden 1585<br />

gehalten, von seiner Hand geschrieben, vorhanden. Verschiedene Berufungen nach außen schlug er<br />

aus. Als er aber im Frühjahre 1575 in seine Heimat reiste, um nochmals seine Eltern zu sehen,<br />

drängte es ihn, auch Emden, die berühmte Herberge <strong>der</strong> Vertriebenen, kennen zu lernen. Auf Ersuchen<br />

predigt er daselbst zweimal unter großem Beifall <strong>und</strong> läßt sich, weil die Gemeinde durch die<br />

Pest aller ihrer Prediger beraubt worden, bewegen zu bleiben, nachdem <strong>der</strong> Kurfürst Friedrich III.<br />

auf wie<strong>der</strong>holte Bitten des Dathenus <strong>und</strong> Taffinus ihn seines Dienstes zu Heidelberg entlassen.<br />

Unsere Aufgabe kann es nicht sein, hier eine allseitige Darstellung <strong>der</strong> Wirksamkeit unseres<br />

Theologen in Emden zu geben. Wir können nur kurze Andeutungen von <strong>der</strong>selben machen. „Ganz<br />

Emden“, schreibt ein Zeitgenosse desselben, „ja ganz Ostfriesland freute sich, als ob ein neuer Stern<br />

des Heils in Alting ihnen aufgegangen wäre.“ Gerade damals waren die leidigen Streitigkeiten über<br />

das Heil. Abendmahl auch in diesem Lande ausgebrochen. Allerlei Zerwürfnisse in <strong>der</strong> Familie des<br />

ostfriesischen Grafenhauses, welches konfessionell auseinan<strong>der</strong>ging, <strong>und</strong> Kämpfe mit Irrlehrern bereiteten<br />

unserm Alting viele Not <strong>und</strong> Bedrängnis. Dabei stand er jedoch je<strong>der</strong>zeit fest wie eine Mauer<br />

für den reformierten Glauben <strong>und</strong> ertrug lieber alles Ungemach, als daß er <strong>der</strong> erkannten Wahrheit<br />

etwas vergeben hätte.<br />

Blicke in sein geistiges <strong>und</strong> geistliches Ringen <strong>und</strong> Schaffen gewähren uns die ostfriesischen Historiker<br />

sowie die Schriftsteller seiner Zeit. Sehr bewegte ihn <strong>der</strong> Streit, welchen Piscators subjektive<br />

Meinung von Christi tätigem Gehorsam hervorrief. „Nicht darf Christus“, schrieb er demselben<br />

am 6. März 1589, „o<strong>der</strong> dessen Gehorsam getrennt werden, welcher ganz <strong>und</strong> völlig allen Gläubigen<br />

zur <strong>Recht</strong>fertigung <strong>und</strong> zum Leben aus Gnaden angerechnet wird; nicht separat sein heiliges<br />

Leben <strong>und</strong> separat sein Tod.“ In seiner Korrespondenz mit Piscator in Herborn vergißt er nie, Grüße<br />

zu bestellen an Olevian, <strong>und</strong> nach dessen Heimgang an seine Familie. Ebenso beunruhigt ward er<br />

über die Unruhen, welche damals Naso in Nassau durch seine Abendmahlslehre verursachte, sowie<br />

über die durch Konrad Vorstius angeregten Wirren. Sein Fre<strong>und</strong> Johannes Althusius schrieb in seinem<br />

Auftrage, als Vorstius an die Leidener Hochschule berufen worden, an Piscator um Mitteilung<br />

aller Briefe, welche er von jenem in Händen habe, damit sie etwa sich darin findende Irrlehren den<br />

Westfriesen, welche Vorstius in öffentlichen Schriften als Socinianer angegriffen, übermitteln könnten.<br />

Sämtliche Arminianer, beson<strong>der</strong>s Johannes Uytenbogaert <strong>und</strong> Peter Bertius, nahmen für Vorstius<br />

Partei. Daß Alting bei aller Fre<strong>und</strong>schaft für Althusius nicht dessen radikalen Doktrinarismus<br />

teilte, wie auch nicht sein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Biograph Ubbo Emmius, hat sehr klar Generalsuperintendent<br />

Bartels in Aurich in seiner trefflichen Arbeit über letzteren bezeugt: „Sie (Emmius <strong>und</strong> Alting) hatten<br />

für die alleinige Souveränität eines heiligen, überweltlich waltenden, wenn auch innerweltlich<br />

allem innewirkenden <strong>und</strong> alles umspannenden Gotteswillens nicht allein in <strong>der</strong> Lehre geeifert, son<strong>der</strong>n<br />

waren auch am Platz, wo es galt, dem menschlichen Eigenwillen, dem individuellen wie dem<br />

kollektiven, dem freiheitlich wie dem autoritativ eingekleideten, mit <strong>der</strong> Zucht <strong>und</strong> Ordnung dieses<br />

höheren Willens zu begegnen, um ihn zurechtzubringen.“<br />

Das Ende unseres Alting war sehr erbaulich. Als er das letzte Mal 1612 den Cötus <strong>der</strong> Prediger,<br />

den er 36 Jahre geleitet, um sich sah, nahm er im Vorgefühle seines baldigen Endes auf das beweglichste<br />

von den Brü<strong>der</strong>n Abschied. Noch einmal predigte er in <strong>der</strong> Kirche mit klarer Stimme über<br />

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