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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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teils zum Kurfürstentum Köln gehörte, geführt. Denn die hierauf erfolgte römische Reaktion vertilgte<br />

gewaltsam alle Spuren des evangelischen Glaubens in demselben. Ums Jahr 1583 kam Alsted<br />

in die Nassau, wo er im folgenden Jahre als Kaplan o<strong>der</strong> erster Diakon zu Herborn angestellt wird.<br />

Am 23. Sonntag nach Trin. 1586 heiratet er nach dem Dillenburger Aufrufbuch Rebekka, die Witwe<br />

von Ehren (Pfarrers) Wilhelm Meurius, eine Tochter des gelehrten Pastors Johann Pincier von <strong>und</strong><br />

zu Wetter in Hessen. Außer seinem Predigtamte war er in Herborn auch als Dozent an <strong>der</strong> Hochschule<br />

tätig. In damaliger Zeit schickte <strong>der</strong> gottesfürchtige, für das Wohl <strong>der</strong> reformierten Kirche in<br />

seinem Lande unermüdlich emsige Graf Johann einige jüngere hoffnungsvolle Prediger mit Stipendien<br />

auf ausländische Universitäten zu ihrer weiteren wissenschaftlichen Ausbildung. Auch unserem<br />

Alsted wurde diese Bevorzugung im Jahre 1585 auf den Vorschlag des ihm in Liebe zugetanen<br />

<strong>Olevianus</strong> mit seinen Amtsbrü<strong>der</strong>n, den Diakonen Bartholomäus Rhoding <strong>und</strong> Matthias Phoenius<br />

von Dillenburg <strong>und</strong> dem Artus Vigelius zu Windecken in <strong>der</strong> Grafschaft Hanau, einem geborenen<br />

Nassauer, zuteil, wovon mehrere Jahre nachher noch Wilhelm Zepper, Professor zu Herborn, in <strong>der</strong><br />

Vorrede seiner lateinisch geschrieben „Kunst, Predigten zu halten <strong>und</strong> zu hören“ Erwähnung tut.<br />

Zwei Jahre hielten sich diese Männer in Zürich <strong>und</strong> Genf auf, um die trefflichen Gottesgelehrten daselbst,<br />

welche als <strong>Licht</strong>er unserer reformierten Kirche damals weithin leuchteten, zu hören. Als ein<br />

liebliches Andenken an jene schöne Zeit nahm Alsted ein Stammbuch mit nach Hause, in welches<br />

jene Lehrer <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Bekannte dortselbst ihm griechische <strong>und</strong> lateinische Denksprüche hineingeschrieben<br />

hatten. So findet sich unter an<strong>der</strong>en darin von Professor Johann Wilhelm Stuckius: Ist<br />

Gott für uns, wer will wi<strong>der</strong> uns sein?, <strong>und</strong> von Huldreich Zwingli dem Jüngeren: Die Wahrheit<br />

wird gedrückt, aber nicht unterdrückt. Dieses Stammbuch ist einem noch vorhandenen griechischen<br />

Neuen Testamente beigeb<strong>und</strong>en. Im Jahre 1588 wurde Alsted als Pastor nach dem eine St<strong>und</strong>e von<br />

Herborn gelegenen Dorfe Ballersbach versetzt. Hier hielt er wöchentlich auch eine Predigt in <strong>der</strong><br />

Kapelle zu Sinn, Im Jahre 1599 kam er in das nahe schön gelegene Bicken, wo er am 1. April d. i.<br />

eingeführt wurde <strong>und</strong> am 1. Juni 1622 sein Leben beschloß. In seinen letzten vier Jahren fühlte er<br />

sich stets kränklich. Daher unterstützte ihn sein Enkel Johann Philibert Muscinus, welcher sein<br />

Nachfolger wurde.<br />

Außer einer Tochter, <strong>der</strong> Gattin des Pastors Johannes Muscinus zu Burbach, hatte Alsted zwei<br />

Söhne: Johann Heinrich, berühmt geworden als Professor <strong>der</strong> Theologie zu Herborn <strong>und</strong> Julien-Weissenburg<br />

in Siebenbürgen, <strong>und</strong> Justus, welcher als Pfarrer zu Neunkirchen bei Neckargemünd<br />

in <strong>der</strong> Pfalz in Wirksamkeit stand.<br />

* * *<br />

32. Johannes Pincier, <strong>der</strong> Theologe.<br />

Unter den Vorkämpfern reformierter Lehre in Hessen-Kassel in einer Zeit, wo das ubiquitistische<br />

Luthertum allerlei Anstrengungen machte, den Platz daselbst zu behaupten, ist vor an<strong>der</strong>en Johannes<br />

Pincier zu nennen, geboren in <strong>der</strong> kleinen, aber durch Hervorbringung vieler Gelehrten einst bedeutenden<br />

hessischen Stadt Wetter im Jahre 1521 als <strong>der</strong> Sohn eines reichen Bürgers. Hochbegabt<br />

bezog <strong>der</strong>selbe schon 1531 die Universität Marburg, wo er nach seinem eigentlichen Namen „Püntziger“<br />

mit seinen Landsleuten aus Wetter: Johannes Vetten <strong>und</strong> Philipp Weygel (Vigelius) von dem<br />

Rektor Nuzenus inskribiert wurde. Eine lange Reihe von Jahren widmete er sich den Studien. Anfangs<br />

lag er den allgemeinen Wissenschaften mehrere Jahre ob. Mit Eifer betrieb er die klassischen<br />

Sprachen <strong>und</strong> auch die Poesie in denselben <strong>und</strong> verließ Marburg als poeta laureatus, um des Vaters<br />

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