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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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keit ihnen wi<strong>der</strong>fahren lasse? Hierauf ist zu wissen, daß Gott viele erhebliche Ursachen habe, um<br />

welcher willen er seine geliebten Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> leiblichen Züchtigung nicht will entziehen. Denn das<br />

Kreuz <strong>der</strong> Christen dient zur Beför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ehre Gottes, ist den Bedrängten selbst ersprießlich,<br />

hat auch bei an<strong>der</strong>en, nicht allein bei den Frommen, son<strong>der</strong>n auch bei den Gottlosen seinen Nutzen<br />

wie das aus heiliger Schrift zu erweisen.“<br />

Hierauf kommt Corvinus auf die Märtyrer, ihre Freudigkeit <strong>und</strong> an<strong>der</strong>es zu sprechen <strong>und</strong> bedauert<br />

mit <strong>Recht</strong>, daß unter den evangelischen Predigern (er meint unter den lutherischen) etliche sich<br />

nicht scheuen, das Schwert <strong>der</strong> Papisten wi<strong>der</strong> solche Bekenner evangelischer Wahrheit zu wetzen,<br />

auch unverhohlen auf <strong>der</strong> Kanzel sich vernehmen lassen, daß die Märtyrer in Frankreich, England,<br />

Nie<strong>der</strong>land <strong>und</strong> Spanien „des Teufels Märtyrer“ seien.<br />

Corvin war in seinem Privatleben ein leuchtendes Beispiel eines wahren Christen. Im Hause<br />

herrschte die Furcht Gottes. Die Predigt des Wortes Gottes versäumte er nie, mit aller Aufmerksamkeit<br />

<strong>und</strong> Andacht folgte er <strong>der</strong>selben. Als ein von Gott mit irdischen Gütern gesegneter Mann vergaß<br />

er nicht, wohlzutun <strong>und</strong> mitzuteilen. Wöchentlich versorgte er Ortsarme, beson<strong>der</strong>s einige Witwen,<br />

mit Lebensmitteln <strong>und</strong> Geld. Ein schönes Zeugnis seines wohltätigen Sinnes ist sein Testament,<br />

das er am 15. Juni 1615 errichtete. Sehr paaaend war <strong>der</strong> Text <strong>der</strong> Leichenrede, Psalm 112,5-<br />

9, welche ihm <strong>der</strong> Diakon Johann Corfius hielt. Sein Heimgang geschah den 19. Januar 1620. „Ursach<br />

haben wir über Ursach“, sagt Corfius, „zu trauern über den tötlichen Abgang des gottseligen<br />

Herrn Christophori Corvini seligen, nicht allein die, welche die Blutsfre<strong>und</strong>schaft bewegt, son<strong>der</strong>n<br />

auch wir an<strong>der</strong>e samt <strong>und</strong> son<strong>der</strong>s, <strong>und</strong> dasselbe nicht allein wegen <strong>der</strong> christlichen Liebe, die wir<br />

allen Menschen schuldig sind, son<strong>der</strong>n auch wegen <strong>der</strong> vielfältigen vortrefflichen Tugenden, mit<br />

welchen dieser Herr seliger, allen Kirchen <strong>und</strong> Schulen nützlich, dieser Stadt <strong>und</strong> gantzen Land eine<br />

Zierde, je<strong>der</strong>mann <strong>und</strong> son<strong>der</strong>lich den armen Leuten beför<strong>der</strong>lich bei seinem Leben allezeit gewesen<br />

ist.“<br />

Was seine Familie betrifft, so hat Corvin in drei Ehen gelebt. Von seinen Kin<strong>der</strong>n nahmen einige<br />

ein tragisches Ende. Sein Sohn Georg, Professor <strong>der</strong> Philosophie zu Herborn, starb auf einer Kollektenreise,<br />

welche er 1645 für die vaterländische Schule nach den Nie<strong>der</strong>landen unternahm. Seine<br />

Tochter Anna Katharina ward die Gattin des großen Gelehrten Johann Heinrich Alsted, <strong>der</strong> als die<br />

Zierde <strong>der</strong> Hochschule zu Julien-Weißenburg, an welche ihn <strong>der</strong> edle Fürst Gabriel Bethlen von Siebenbürgen<br />

berief, im Jahre 1638 starb. Die zweite Tochter Anna Margaretha fand durch Unfall den<br />

Tod in den Wellen <strong>der</strong> Dill <strong>und</strong> Anna, die Ehefrau des Präzeptor Christian Baum zu Herborn, fiel<br />

dem peinlichen Halsgerichte als Hexe anheim. Corvins Gebeine deckt noch heute ein rötlicher<br />

Sandstein im Chore <strong>der</strong> Herborner Kirche. Dicht neben demselben befindet sich das Grabmal des<br />

berühmten Theologen Piscator. Die teilweise noch leserliche lateinische Inschrift auf jenem Steine<br />

ruft den Nachkommen die Verdienste des gelehrten Buchdruckers ins Gedächtnis zurück.<br />

* * *<br />

25. <strong>Dr</strong>. med. Johannes Pincier.<br />

Derselbe ist nicht zu verwechseln mit dem ausgezeichneten reformierten Theologen gleichen Namens.<br />

Wie dieser, ist auch er zu Wetter in Oberhessen geboren <strong>und</strong> zwar im Jahre 1556. Marburg<br />

<strong>und</strong> Heidelberg waren die Universitäten, welche er besuchte. Eine weitere Ausbildung hatte er auf<br />

Reisen, nach <strong>der</strong> Sitte jener Zeit, gesucht. Hierauf erwarb er sich zu Basel die Doktorwürde in <strong>der</strong><br />

Medizin <strong>und</strong> nahm einen Ruf des Grafen Johann des Älteren von Nassau-Katzenelnbogen an seine<br />

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