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Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht

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Liebe entgegenkam. Geboren zu Bourges in Frankreich am 1. Mai 1545 von vornehmen Eltern, hatte<br />

Junius sich <strong>der</strong> <strong>Recht</strong>swissenschaft gewidmet, um von dem Herrn dann auf wun<strong>der</strong>bare Weise zu<br />

einem Verkündiger seines Wortes gemacht zu werden. In Lyon war er als junger Student in die<br />

Stricke gottloser Verführer <strong>und</strong> Atheisten geraten, die ihn vollständig ihren abscheulichen Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

geneigt machten, so daß er den reformierten Glauben, dem seine Eltern von Herzen ergeben<br />

waren, verwarf. Wie in einem Abgr<strong>und</strong> lag er ein Jahr lang unter diesem schrecklichen Bann. Da<br />

traf ihn die erbarmende Liebe des Herrn Jesu zu den Armen <strong>und</strong> Verlorenen <strong>und</strong> riß ihn aus diesen<br />

heraus. An einem Fronleichnamstage brach ein Aufruhr in Lyon aus, bei welchem er in die größte<br />

Lebensgefahr kam. Nur mit Mühe fand er einen Ausweg. Auf seiner Flucht erreichte er die Hütte eines<br />

Bauern, <strong>der</strong> ihn über die Unterscheidungslehre <strong>der</strong> Römischen <strong>und</strong> Reformierten befragte. Der<br />

Eifer, den dieser schlichte Mann für die Gottseligkeit an den Tag legte, machte den tiefsten Eindruck<br />

auf Junius. Gottes Gnade arbeitete durch solche Unterredung mächtig an seinem Herzen. Eine<br />

liebevolle Belehrung seines Vaters, zu dem er sich von hier begab, sowie das Lesen des 1. Kapitels<br />

des Evangeliums Johannis bekehrten ihn vollends zu dem Herrn. Im März 1562 zog er hierauf nach<br />

Genf in <strong>der</strong> Absicht, die Sprachstudien zu betreiben. Durch Calvins theologisches Meisterwerk, die<br />

weltbekannte Institution, kam er aber ganz in die Theologie hinein <strong>und</strong> erkannte, wie allein das<br />

Wort Gottes uns den Frieden finden läßt, welchen die Welt nicht gibt <strong>und</strong> nicht kennt. Im April 1565<br />

berief ihn aus Genf die französische Gemeinde von Antwerpen zu ihrem Prediger. In dieser Stadt<br />

hatte er anfangs mit vielen Gefahren zu kämpfen. Oft wurde er wegen seiner französischen Herkunft<br />

als ein Spion angesehen <strong>und</strong> konnte sich den ihm drohenden Einkerkerungen nur mit größter<br />

Klugheit entziehen. An<strong>der</strong>erseits verfolgten ihn die Häscher <strong>der</strong> Inquisition auf Schritt <strong>und</strong> Tritt. So<br />

konnte er oft nur mit Lebensgefahr hier, sowie auch in Gent, Lüttich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>wärts das Evangelium<br />

verkündigen. Der nie<strong>der</strong>ländische Historiker Brant erzählt, daß Junius <strong>und</strong> Karl Niellius in <strong>der</strong>selben<br />

St<strong>und</strong>e in Antwerpen zu predigen wagten, in welcher die Bekenner <strong>der</strong> evangelischen Wahrheit<br />

auf dem Markte vor ihren Augen verbrannt wurden, so daß man durch die Fenster ihres Versammlungslokales<br />

den Wi<strong>der</strong>schein <strong>der</strong> Flammen sehen konnte. Welch ein Feuer muß das gewesen<br />

sein, von dem ihre Herzen entzündet Zeugnis gaben! Als es den Feinden endlich gelang, eine Verordnung<br />

zu erwirken, wonach nur Eingeborene als Prediger geduldet wurden, ging Junius nach<br />

Limburg. Aber auch hierhin folgte ihm <strong>der</strong> Haß <strong>der</strong> Römischen. Als daher im April 1567, in <strong>der</strong><br />

Woche vor Ostern, die Statthalterin Margaretha von Parma Soldaten aussandte, ihn aufzufangen,<br />

während er in Limburg predigte, bat ihn <strong>der</strong> Magistrat, er möge lieber das Land verlassen, als demselben<br />

längere Auflagen durch die Söldner zu bereiten. Sofort floh nun Junius über die limburgische<br />

Grenze nach Deutschland. In Heidelberg, wo man ihn, wie wir oben gesehen, gastfre<strong>und</strong>lich aufnahm,<br />

eröffnete sich ihm ein neuer Wirkungskreis. Die Wallonen in dem nahe gelegenen Schönau<br />

ersuchten ihn um seinen Dienst am Worte. Öfters reiste er von Heidelberg in jenen Tagen dahin, zu<br />

predigen. Nach Verlauf einiger Wochen besuchte er seine Mutter. Bei seiner Rückkehr im Oktober<br />

desselben Jahres blieb er in Schönau, bis im folgenden Jahre 1568 die Pest die junge Gemeinde<br />

schrecklich verringerte. Der Kurfürst schickte ihn nun mit den pfälzischen Truppen in das Lager des<br />

Prinzen von Oranien. In diesem unglücklichen nie<strong>der</strong>ländischen Feldzuge litt Junius die größte Not<br />

an allen äußerlichen Erfor<strong>der</strong>nissen des Lebens, daher er froh war, als er mit den Soldaten zurückkehren<br />

durfte <strong>und</strong> seine Schönauer Stelle wie<strong>der</strong> antreten durfte, welche er bis 1573 bediente. In<br />

diesem Jahre zog er auf den Befehl des Landesherrn nach Heidelberg, um mit Tremmellius das Alte<br />

Testament ins Lateinische zu übersetzen. Nach dem Tode Friedrichs III. berief ihn <strong>der</strong> Pfalzgraf Johann<br />

Kasimir an seine neu errichtete Hochschule zu Neustadt an <strong>der</strong> Haardt, wo er als Professor <strong>der</strong><br />

Theologie neben Ursinus, Tossanus, Zanchius, Piscator d. i. vierzehn Monate lehrte. Hierauf ward<br />

er achtzehn Monate Prediger bei <strong>der</strong> wallonischen Gemeinde zu Otterberg, welche 1578 von seinen<br />

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