Blätter der Erinnerung Dr. Kaspar Olevianus - Licht und Recht
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mir daher gut, daß <strong>Dr</strong>. P. Crocius, <strong>der</strong> schon längst ihm bekannt <strong>und</strong> auch erwünscht ist, geschickt<br />
werde. Dessen Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Fleiß in ähnlicher Angelegenheit hat er längst erprobt. Nun<br />
denn, er wird mit diesem Auftrage kommen, sich deinen (solmsischen) Theologen beizugesellen<br />
<strong>und</strong> das heilige Werk mit gemeinschaftlichem Rat <strong>und</strong> Beistand ernstlich anzugreifen, in <strong>der</strong> guten<br />
Hoffnung, daß Gott nach seiner unendlichen Gnade geben werde, daß, wie in politischen Dingen<br />
ein glücklicher Anfang gemacht ist, auch im Kirchlichen die heiligen Unternehmungen einen erwünschten<br />
Verlauf haben werden zu Seiner Ehre <strong>und</strong> Vieler Heil. Denn wir wissen, wie es nie ohne<br />
Schwierigkeiten geht, was für Christum zur Zerstörung des Reiches des Satans unternommen wird<br />
usw.“<br />
Es versteht sich von selbst, daß Crocius <strong>und</strong> Wicradius auf den Grafentagen, welche die Wetterauer<br />
Grafen-Einigung von Zeit zu Zeit hielt, meistens zugegen waren, <strong>und</strong> daß ihre Stimme daselbst<br />
von Bedeutung war.<br />
So lange <strong>der</strong> unvergeßliche Reformator Olevian noch lebte, kehrte dieser, nach dem Zeugnisse<br />
des Wittgensteiner Historikers Friedrich Goebel in Siegen, gewöhnlich auf seinen Reisen von Herborn<br />
nach Berleburg auf dem über Laasphe gelegenen Schlosse Wittgenstein zu übernachten, ein. In<br />
trautem Gespräche brachte er dann die Abende mit seinem treuen Fre<strong>und</strong>e Crocius zu.<br />
Wie wahr singt Simon Dach:<br />
Was kann die Freude machen,<br />
Die Einsamkeit verhehlt?<br />
Das gibt ein doppelt Lachen,<br />
Was Fre<strong>und</strong>en wird erzählt.<br />
Von <strong>der</strong> frommen Gesinnung, welche unsern Crocius beseelte, legt die Aufschrift des Laaspher<br />
Totenbuches, die er bei dessen Anlegung im Jahre 1584 demselben einverleibte, ein schönes Zeugnis<br />
ab. Dieselbe lautet:<br />
Sit licet imm<strong>und</strong>us m<strong>und</strong>us mihi saeva noverca,<br />
Mi tamen o coelum patria dulcis eris!<br />
Pater terrestris e valle miseriarum in patriam coelestem migraturus alloquitur viduam et orphanas<br />
superstites:<br />
Wir geben solches deutsch also wie<strong>der</strong>:<br />
Cur me deploras morientem turba misella?<br />
Non morior, vivo, molliter ossa cubant.<br />
In coelo pater est vester, Deus omnia cernens:<br />
Huic soli curae est orphanus et vidua,<br />
Huic vos commendo: vobiscum gratia Christi<br />
Sit, vobis certe nulla pericla nocent.<br />
Möge die unreine Welt mir stets eine fremde erscheinen,<br />
Ist <strong>der</strong> Himmel mir nur als mein Vaterland süß.<br />
Ein irdischer Vater, welcher im Begriffe steht, aus dem Jammertale in das himmlische Vaterland<br />
zu wan<strong>der</strong>n, redet seine ihn überlebende Witwe <strong>und</strong> Waisen also an:<br />
Warum beweinst du mich, du armes verlassenes Häuflein.<br />
Leben, nicht Tod, seh ich <strong>und</strong> Ruhe durchströmt die Gebeine.<br />
Himmelwärts gehe <strong>der</strong> Blick, dort wohnet <strong>der</strong> gütige Vater,<br />
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