Breisgau Kaiserstuhl - Die Köche
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Ein Original, Gourmet-Koch und Gastwirt<br />
Friedrich Zehner war einst der jüngste Sternekoch – seit 40 Jahren steht er hinterm Herd<br />
Im alten Rathaus in Pfaffenweiler<br />
Gourmets sollten die Chance nutzen. Wer<br />
weiß wie lange der Mann noch seine Gäste<br />
verwöhnt. <strong>Die</strong> politische Gemeinde in<br />
Pfaffenweiler macht alles, dass ihr Gourmet-Restaurant<br />
in ihrem alten Rathaus<br />
noch lange Feinschmecker lockt.<br />
Seit über 40 Jahren steht der Mann hinterm<br />
Herd. Genau genommen sogar noch länger.<br />
Denn seine Karriere hatte er schon im zarten<br />
Jungenalter begonnen. Mit seiner Großmutter<br />
hatte er die ersten Pfannenkuchen mit zehn<br />
Jahren gebacken. Später wurde aus ihm der<br />
jüngste Sternekoch der Republik, doch zuvor<br />
war Fritz Zehner in halb Europa unterwegs.<br />
1969 begann seine Lehre im damals schon<br />
renommierten Löwen im Münstertal. Damit<br />
wurde der junge Lehrbub, dank Küchenchef<br />
Gerhard Witzki, auf die richtige Fährte gesetzt.<br />
„Wir haben im nahen Frankreich eigekauft.<br />
Hummer und Austern“, erinnert er sich, „wir<br />
waren der Zeit voraus.“<br />
Friedrich Zehner war danach in München,<br />
Zermatt, Köln und Frankfurt. Da lernte er die<br />
feinsten Kniffe der gehobenen Küche kennen.<br />
Der Jungkoch war begeistert und kam von<br />
der Haute Cuisine infiziert nach Freiburg zurück.<br />
Roland Burtsche verpflichtete das junge<br />
Talent auf der Stelle. Vier Jahre leitet Zehner<br />
Burtsches legendären Ratskeller. „Dann kaufte<br />
Burtsche das Colombi und ich wollte aus dem<br />
Keller raus.“<br />
In der Neumühle im Münstertal setzte Zehner<br />
neue Maßstäbe. Mit 27 Jahren war er 1985 der<br />
jüngste Sternekoch der Republik. Von 1981 bis<br />
1988 pilgerten die Freiburger Gourmets zu<br />
ihm ins Münstertal, dann kaufte Zehner mit<br />
seiner Frau das alte Rathaus in Pfaffenweiler.<br />
Seine Fans blieben ihm treu und pilgern seither<br />
ins Schneckental.<br />
„Ich kann auch Schäumchen aufblasen und<br />
Brausetütchen explodieren lassen“, macht sich<br />
Zehner über zu viel Schnickschnack in den<br />
heutigen Küchen lustig. Er selbst bleibt seinem<br />
soliden Kochstil treu. Der Mann ist Purist, kauft<br />
nur feinste Qualität und will, dass die Lebensmittel<br />
so schmecken, wie sie der liebe Gott gedeihen<br />
lässt. „So einfach ist kochen“, schmunzelt<br />
er und verschweigt mit welcher Raffinesse<br />
er seine sündhaft schmackhaften Saucen<br />
anrührt, den Rehrückenfilet mit Pfifferlingen<br />
in Rosmarinjus serviert oder das Kabeljaufilet<br />
auf den Punkt glasig gegart auf das herzhafte<br />
Kohlrabigemüse setzt, von seiner cremigen<br />
Rucola-Sauce ganz zu schweigen.<br />
„Ich koche halt noch immer gern“, sagt er<br />
und setzt nach kritischen Blicken hinzu: „Ja,<br />
so lange ich kochen kann, wie ich will!“ – Das<br />
soll er auch bitte weiterhin so halten. Niemand<br />
seiner treuen Fans hat der Verlust des<br />
Micherlin-Sterns vor zwei Jahren gestört. Sie<br />
kommen alle noch immer zu ihrem Fritz. Nur<br />
ihn, den leidenschaftlichen Kochfanatiker hat<br />
es vielleicht etwas gekratzt. Das gibt er aber<br />
nicht so einfach zu, nur mit seiner unverhohlen<br />
Ankündigung: „Dann hole ich mir den Stern<br />
halt wieder.“<br />
Man mag es ihm gerne glauben. Schließlich<br />
hatten vor Jahren die strengen Michelin-Kritiker<br />
den Zehner Fritz schon einmal bei der<br />
Sterneverleihung nicht berücksichtigt, doch<br />
dann hat er es ihnen bald darauf wieder gezeigt.<br />
Wenn’s nicht nach „Schäumchen und<br />
Häubchen geht“, nimmt er den Wettbewerb<br />
sportlich, dann glaubt er schon bald wieder<br />
den Stern über seinen „Stuben“ aufgehen zu<br />
sehen.<br />
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