Breisgau Kaiserstuhl - Die Köche
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Im ehemaligen Pfarrhaus zelebrieren heute<br />
Kochkünstler und Wein-Sommeliers<br />
In Endingen in der Altstadt<br />
<strong>Die</strong> Architekten haben die Gastro-Philosophie von Simone und Thomas Merkle geschmackvoll umgesetzt<br />
Gourmets kennen Endingen als Winzerort.<br />
Spätestens seit Thomas Merkle in<br />
seinem Restaurant kocht, wissen sie auch,<br />
hier sollte man des Öfteren einkehren.<br />
Merkle gehört zu der jungen Generation<br />
der Sterneköche, die engagiert und keck,<br />
jenseits der eingefahrenen Pfade, neue<br />
Gerichte kreieren. Und noch ein Grund zur<br />
Einkehr: Sein Restaurant glänzt mit zurückhaltenden,<br />
auserlesenen Accessoires.<br />
Trotz exquisiter Tafelkultur sitzt man hier<br />
leger, fast lässig – auch mit Michelin-Adel.<br />
Für den jungen Thomas Merkle war schon<br />
immer klar: „Ich werde Koch!“ Seine Mutter<br />
stand in der Küche des ehemaligen Rebstocks,<br />
er schaute ihr zu und war fasziniert, wie man<br />
aus rohen Zutaten ein schmackhaftes Gericht<br />
zaubern kann. Dabei war ihm klar, dass er<br />
kein Schnitzelbräter werden will, sondern ein<br />
richtiger, angesehener Koch. Deshalb ging er<br />
nicht einfach um die Ecke in die Lehre, sondern<br />
in das damals renommierte Hotel Münster, in<br />
Breisach, zu dem späteren Sternekoch Georg<br />
Albrecht.<br />
Den Rebstock führten seine Eltern. Sie hatten<br />
das ehemalige Pfarrhaus von 1734 als Wirtschaft<br />
1987 gekauft. 2004 übernahm Thomas<br />
Merkle das Anwesen. Er hatte sich seinen<br />
Schliff als Gourmetkoch bei Alfred Klink, im<br />
Colombi in Freiburg, bei Agnes Amberg Zürich<br />
und bei Harald Wohlfahrt, in der Schwarzwaldstube<br />
in Baiersbronn, geholt. „Da hatte<br />
ich zwei ganz verschiedene Arbeitswelten kennen<br />
gelernt“, sagt er heute, „Sterneküche auf<br />
höchstem Niveau auch für größere Banketts<br />
und Sterneküche im exquisiten Kreis, mit totalem<br />
Perfektionismus.“<br />
Damit war Thomas Merkle fachlich bestens<br />
gerüstet. Doch zu einem erfolgreichen Restaurant<br />
gehört heute auch ein perfekter und doch<br />
gastfreundlicher Service. Welch ein Glück für<br />
ihn und seine Gäste, dass Simone Dinger auf<br />
einer Stippvisite aus New York in Endingen in<br />
Merkles Restaurant vorbeikam. Heute lacht sie<br />
und sagt: „Ich wollte sowieso wieder zurück<br />
nach Hause kommen.“ Sie stammt ursprünglich<br />
aus dem Nachbarort Ihringen.<br />
Jetzt beginnt der zweite Teil des schmackhaften<br />
Märchens: Simone Dinger hatte bis dahin<br />
in noblen Restaurants gearbeitet. Hatte übrigens<br />
ihre Gastro-Karriere ebenfalls als Köchin<br />
gestartet. Wechselte danach aber in die kaufmännische<br />
Leitung von Hotel- und Restaurantbetrieben.<br />
War selbst im legendären Waldhotel<br />
Sonnora und auf der Bühler Höhe.<br />
Seit 2005 führen die beiden gemeinsam ihr<br />
Restaurant. Beide haben höchste Ansprüche.<br />
Wer heute nach mehreren Umbauten und neuer<br />
Inneneinrichtung das ehemalige Pfarrhaus<br />
besucht, findet sich in einem modernen Speiserestaurant,<br />
gehalten in dezenten Grautönen<br />
mit raffinierten Spiegeleffekten, bequemen<br />
Lehnsesseln und exquisiten Tisch-Accessoires.<br />
Das neue Nebenzimmer wurde von der Stuttgarter<br />
Architektengruppe Nicolai gestaltet. <strong>Die</strong><br />
Architekten müssen die Kochkunst von Thomas<br />
Merkle öfter genossen haben, um seine<br />
Philosophie inhaltlich perfekt zu verstehen,<br />
denn sie haben sie architektonisch ebenso geschmackvoll<br />
umgesetzt. Auch Simone Dingers<br />
Neigung für feinste Weine der Region finden<br />
in Form von einer Rebenwand Platz. Der Nebenraum<br />
wurde zu so einem architektonischen<br />
Gesamtkunstwerk, wie auch ein jedes Menü<br />
das die Merkles hier servieren.<br />
Simone Merkle-Dinger verrät zu jedem der<br />
Gerichte ihres Mannes die passenden Weine.<br />
„Ich habe keine Sommelier-Ausbildung“,<br />
wiegelt sie ab, aber sie hat ohne Zweifel den<br />
Gaumen dazu. Wer bei den Merkles einkehrt,<br />
ist gut beraten die Weintipps der Patronin zu<br />
übernehmen. Immerhin öffnet sie auch für ein<br />
Glas eine gute Flasche. „Das ist badische Gastfreundschaft“,<br />
sagt sie.<br />
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