Jahresbericht - Gesundheitsserver - Land Steiermark
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Tuberkulose<br />
Alfred Gränz<br />
Mit 120-150 Neuerkrankungen pro Jahr liegt die <strong>Steiermark</strong> derzeit stabil knapp unterhalb<br />
einer Inzidenz von 13/100000 für Gesamtösterreich. Erfasst werden dabei die<br />
„behandlungsbedürftigen Fälle“, welche gemäß EU-Definition mindestens drei tuberkulostatische<br />
Medikamente verordnet bekommen. Obwohl auch dieses Erfassungssystem noch<br />
etwas von den Labormeldungen abhängig ist, handelt es sich dabei nur in annähernd ¾ davon<br />
um Kultur- bzw. ZN-positive, also nach dem früheren Meldesystem ansteckende „offene“<br />
Fälle von Lungentuberkulosen. Gesondert meldepflichtig gemäß Zoonoserichtlinie wurde die<br />
Rindertuberkulose (M. bovis), wobei durchaus noch exazerbierte Einzelfälle unter älteren<br />
Personen vorkommen.<br />
Ausgehend von der Aufnahme von Flüchtlingen nach dem Kosovo-Krieg 1999 mit einem<br />
vorübergehenden, leichten Anstieg der Neuerkrankungen zeichnet sich auch in der <strong>Steiermark</strong><br />
die 3-5-fach höhere Inzidenzrate unter Personen mit Herkunft aus Hochprävalenzländern<br />
zunehmend deutlich ab. Dies verursacht auch einen gesteigerten Aufwand für<br />
Umgebungsuntersuchungen und präventive Therapien an Kindern. So war 2004 nur einmal<br />
ein „heimischer“ Sportlehrer bzw. Trainer Indexfall für eine groß angelegte<br />
Umgebungsuntersuchung an Schülern; die drei anderen „Großeinsätze“ betrafen<br />
Flüchtlingsheime bzw. hatten ein vor Schuleintritt nicht untersuchtes (!) afrikanisches Kind<br />
zur Ursache. Zusätzlich musste auch noch das Personal einer chirurgischen Ambulanz<br />
(Notfallaufnahme mit Hämoptoe) untersucht werden.<br />
Die Tuberkulintests (Mendel-Mantoux RT 23) waren bei Kindern afghanischer oder<br />
tschetschenischer Herkunft in 10-20 % mit einem Durchmesser von über 1 cm eindeutig<br />
positiv und bei bis zu 1/3 über 6 mm. Bedenklich erscheint, dass gerade in einem<br />
Integrationshaus, in welchem ja schon ein positiv abgeschlossenes Asylverfahren hinter sich<br />
habende Personen leben, die Durchseuchung quantitativ und qualitativ (auch an<br />
Schwangeren!) am stärksten war. Multiresistenz zeigten im Vorjahr zum Glück erst zwei (?)<br />
Erkrankte; die Ausbreitungsverhinderung dieser Fälle stellt infolge der nach wie vor großen<br />
Fluktuation und häufig mangelnden Compliance die größte Herausforderung dar. Trotz<br />
zunehmend guter, offener Kooperation mit den Betreuungsorganisationen benötigt die<br />
<strong>Steiermark</strong> dringend eine geschlossene Lungenabteilung, zumal auch unter Asylanten<br />
Alkohol- und Drogenabhängigkeit keine Seltenheit darstellen. Im Rahmen der nunmehrigen<br />
Zuständigkeit des <strong>Land</strong>es für alle Flüchtlingsquartiere und der geschilderten Kooperation vor<br />
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