Geoinformationssysteme
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020 Titel<br />
Wenige Anbieter dominieren den Markt<br />
Der Markt für Geoinformationen wird von wenigen großen<br />
Anbietern dominiert. Viele Unternehmen beklagen<br />
sich, dass die Strukturen dieses Marktes sich an Großhandelstrukturen<br />
orientieren. Dies ist eine Folge historisch<br />
gewachsener Strukturen aus der Zeit, in der die Anwendung<br />
von GIS große Investitionen in Technik und Know-how<br />
erforderte und daher Geodaten vor allem von Großorganisationen<br />
mit spezialisierten GIS-Abteilungen nachgefragt<br />
wurden (Planungsbehörden, Militär- und Sicherheitsorgane,<br />
Netz- und Infrastrukturbetreiber, später Fahrzeugnavigation<br />
und Flottenmanagement). Und es ist eine Folge des<br />
Wertschöpfungsparadoxons der Geoinformation: Der Aufbau<br />
von Geobasis- oder Referenzdatenbeständen ist außerordentlich<br />
kostenintensiv. Einen Nutzen entfalten Geodaten<br />
erst, wenn sie für sehr spezielle Einsatzzwecke fachgerecht<br />
aufbereitet werden.<br />
Obwohl umfangreiche kommerziell verwertbare Geodatenbestände<br />
existieren und die GIS-Programme vergleichsweise<br />
kostengünstig sind, gilt die Arbeit mit GIS in vielen<br />
Branchen als zu teuer, zu kompliziert und fachlich schwer<br />
vermittelbar. Diese Strukturen bilden ein wesentliches Hindernis<br />
für die Entfaltung des Marktpotenzials der Geoinformationswirtschaft.<br />
Gleichzeitig wird der zukünftige Markt<br />
für Geoinformationen und Geoinformationsdienstleistungen<br />
als ein ausgesprochener Wachstumsmarkt gesehen,<br />
insbesondere für spezialisierte kleinere und mittlere Betriebe<br />
und Experten, die das Feld der klassischen räumlichen<br />
Planung, Entscheidungsunterstützung und Navigation mit<br />
dem Feld der Informationsverarbeitung inhaltlich und methodisch<br />
verbinden. In der politischen Debatte zur Geoinformationswirtschaft<br />
werden Maßnahmen zur Entwicklung<br />
stärker nachfrageorientierter Marktstrukturen diskutiert.<br />
Dazu gehört die Frage, in welchem Ausmaß und zu welchen<br />
Konditionen staatliche und halbstaatliche Stellen die<br />
Geodaten abgeben sollen. Während in den USA öffentliche<br />
Daten weitgehend kostenfrei abgegeben werden, finanzieren<br />
die meisten europäischen Staaten die Produktion von Geobasisdaten,<br />
indem sie die Daten gegen Gebühren oder Kostenerstattung<br />
weitergeben. Marktstudien weisen daraufhin,<br />
dass die europäische Vorgehensweise nicht zwangsläufig<br />
wirtschaftlich ist: Einnahmen aus Gebühren und Steuern<br />
stehen hier in einem Konkurrenzverhältnis zueinander.<br />
Fundierte Schätzungen sagen, dass bei weitgehend freien<br />
Bezugsmöglichkeiten von Geoinformationsprodukten ein<br />
Verhältnis von öffentlichen Investitionen zur Erzeugung<br />
und Abgabe von Geoinformationen zu Wertschöpfungen<br />
auf dem privaten Geodatenmarkt von 1:4 möglich ist. Ausgehend<br />
von einer Steuerquote von 25 Prozent kann daraus<br />
gefolgert werden, dass die öffentliche Anfangsinvestition<br />
durch die Steuereinnahme vollständig refinanziert wird.<br />
Verzichtet der Staat auf Gebühren, so verdient er an Steuern<br />
mehr, als er an Gebühren für Geoinformation überhaupt<br />
einnehmen könnte. Eine im Auftrag der US-Administration<br />
von PricewaterhouseCoopers Management Consultants<br />
erstellte vergleichende Untersuchung europäischer und<br />
amerikanischer Strategien zur Distribution amtlicher Geoinformation<br />
stützt diese Befunde.<br />
GIS – Web – Mesh Up<br />
Auffällig ist: GIS sind nicht ausschließlich Spezialanwendungen<br />
für und von Spezialisten. Seit etwa 15 Jahren diffundiert<br />
die GIS-Anwendung immer weiter in die Breite der<br />
unterschiedlichsten Fachbereiche. Ständig öffnen sich neue<br />
Anwendungsfelder. Etabliert sind inzwischen Standortplanung,<br />
Geomarketing und Flottensteuerung im Transportund<br />
Speditionsgewerbe. Crime Mapping bildete vor allem<br />
in en USA eine Innovationswelle, die gerade nach Europa<br />
schwappt. Immobilienwirtschaft, Wirtschaftsförderung und<br />
Gesundheitswesen sind die nächsten Anwendungsbereiche,<br />
in denen GIS gerade große Bedeutung gewinnt.<br />
Vor allem aber diffundiert die Nutzung von Geoinformation<br />
in den Alltag. Zuerst waren es Routenplaner, Stadtplandienste<br />
und Navigationssysteme, die Geoinformationsdienste<br />
in den Alltag integrierten. Nach den Autos werden<br />
weitere Alltagsgegenstände wie Mobiltelefone, PDAs und<br />
Digitalkameras GPS-Empfänger und raumbezogene Verarbeitungslogiken<br />
enthalten. Nicht nur technische Veränderungen<br />
sind Ursache dieser Entwicklungen. Die Produktion<br />
in der Informationsgesellschaft beruht auf Information und<br />
Wissen, genauer auf Planung und Analyse als entscheidende<br />
Voraussetzungen für Erfolg und Ertrag der Produktion.<br />
Wissen und Information sind dabei nicht nur und nicht<br />
mehr nur das Ergebnis von Erfahrung und individuellen<br />
Lernprozessen, sondern auch des Aufbaus technisch nutzbarer<br />
und übertrag- und handelbarer Datenbestände. Dazu<br />
gehört zentral das Orientierungs- und Ordnungswissen der<br />
Geoinformation.<br />
Das Web als künftige Infrastruktur<br />
Eine wesentliche Rolle beim Aufbau der Infrastruktur<br />
der Informationsgesellschaft spielt das WWW. Spatial<br />
Web Services übernehmen hier zunehmend die Funktion<br />
klassischer GIS. Diese Services folgen Standards, die vor