Geoinformationssysteme
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030 Titel<br />
Geodaten im Gesundheitswesen<br />
Karten für<br />
die Gesundheit<br />
<strong>Geoinformationssysteme</strong> (GIS) spielen eine immer größere Rolle: in der Raumplanung, der<br />
Verkehrslenkung oder auch in der Marktforschung. Im Gesundheitswesen kommen solche<br />
Anwendungen erst nach und nach zum Einsatz.<br />
Christian Günster<br />
Im Gesundheitswesen gibt es eine Vielzahl von Aufgaben,<br />
bei denen GIS-Instrumente Entscheidungshilfen wären,<br />
beispielsweise in der Krankenhausplanung oder der Organisation<br />
von Rettungsdiensten. Die zögerliche Verbreitung<br />
kann zum Teil darin begründet sein, dass gerade Daten über<br />
die Nachfrage von Gesundheitsleistungen bisher kaum in<br />
einen räumlichen Kontext gesetzt werden konnten. In der<br />
Vergangenheit lagen die notwendigen Informationen häufig<br />
schlicht nicht in auswertbarer Form vor. Zudem erfordert<br />
der Schutz der sensiblen Patientendaten eine aufwändige<br />
Datenlogistik. Mittlerweile sind Daten in großem Umfang<br />
verfügbar und die Datenprozesse handlebar.<br />
Einfache Fragen mit komplexem Hintergrund<br />
Wo ist die nächstgelegene Praxis eines Internisten? Wo das<br />
nächste Krankenhaus? Wo der nächste Kreißsaal mit der<br />
Möglichkeit zur Wassergeburt? Das sind klassische Fragen<br />
eines Patienten oder einer werdenden Mutter. Immer mehr<br />
Internetportale bieten Hilfestellung mit Suchmaschinen,<br />
Mapping-Diensten und Routenplanern. Grundlage sind<br />
Strukturdaten eines ausgefeilten Adressverzeichnisses, die<br />
um Geodaten ergänzt werden. Kommen Leistungsdaten<br />
hinzu, entsteht ein Datenpool, der für Patienten, Ärzte,<br />
Krankenhäuser und Krankenkassen gleichermaßen von Interesse<br />
ist. So lässt sich beantworten, welche Krankenhäuser<br />
in der Umgebung eine Mandel-OP durchführen und wie<br />
häufig sie dies tun. Für Schwangere kann es bei der Wahl<br />
einer Geburtsklinik von Bedeutung werden, wie sich die Kliniken<br />
einer Stadt im Anteil ihrer Kaiserschnittentbindungen<br />
unterscheiden.<br />
Grundlagen für die Bedarfsplanung<br />
Die AOK setzt seit Ende der 90er Jahre GIS ein. Dabei<br />
standen Themen der Versorgungsplanung im Vordergrund,<br />
primär das Rettungswesen und die Entwicklung von Ansätzen<br />
einer leistungsorientierten Krankenhausplanung.<br />
Seit einigen Jahren wird die so genannte Bedarfsplanung<br />
im ambulanten Sektor mit Geodaten analysiert. Dabei werden<br />
Versorgungsgrade von Facharztgruppen in einzelnen<br />
Landkreisen durch Flächenkarten visualisiert. So lässt sich<br />
erkennen, ob es regionale Häufungen überversorgter Kreise<br />
oder andererseits Gegenden mit zu wenigen Fachärzten gibt.<br />
Fehlallokationen in einem Nebeneinander von Unter- und<br />
Überversorgung sind ineffizient und kostspielig. Solche Geoanalysen<br />
fließen in die gesundheitspolitische Diskussion<br />
um einen befürchteten Fachärztemangel ein. Ein weiterer<br />
Aspekt ergab sich durch die Umstellung der Krankenhausfinanzierung<br />
auf diagnoseorientierte Fallpauschalen (DRGs).<br />
Allgemein wird eine weitere Konsolidierung des Krankenhausmarktes<br />
erwartet, beschleunigt durch das 2003 schrittweise<br />
eingeführte Vergütungssystem. Nach amerikanischem<br />
Vorbild könnten geographisch isoliert liegende Kliniken,<br />
so genannte „sole Provider“, eine Zusatzfinanzierung erhalten,<br />
um ihre Existenz aufgrund ihrer Bedeutung für die