Geoinformationssysteme
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035<br />
Nie mehr verlaufen<br />
Ab 2011 wird Galileo punkten. Während GPS ein militärisches System<br />
war und ist, bietet das europäische Gemeinschaftsprojekt als kommerzielles<br />
System eine bislang nicht gekannte Zuverlässigkeit. Mit 30 Satelliten, die<br />
in einem günstigen Winkel zum Äquator stehen, wird selbst die Ortung<br />
in Häuserschluchten metergenau sein. Andere Ortungstechnologien werden<br />
damit aber nicht automatisch überflüssig. Ob nun Handyzellen (bis<br />
100 Meter), GPS (50-15 Meter), EGNOSS und Galileo (bis 1 Meter) oder<br />
WLAN – Technologien werden nicht ersetzt, sondern kombiniert. Das<br />
entsprechende Schlagwort heißt „Seamless Localization and Communication“.<br />
Der Anwender will nur die optimale Navigation und Orientierung<br />
an jedem Ort – egal ob ein Mobilfunkempfang oder ein Satellitensignal<br />
verfügbar ist.<br />
Die Anwendungen im entstehenden Markt für Global Navigation Satellite<br />
Systems (GNSS) zeigen, wohin die Reise geht. Interoperabilität von <strong>Geoinformationssysteme</strong>n<br />
(GIS) und -daten sowie die Konvergenz der Technologien<br />
sind der Schlüssel zum Milliardenmarkt. Erfreulicherweise sind diesmal<br />
deutsche Firmen ganz vorn mit dabei. Nur ein Beispiel ist die Lösung<br />
zur Übersee-Containerverfolgung eines Spinoffs des Anwenderzentrums:<br />
Eine Kombination aus Satellitenkommunikation, Mobilfunkkommunikation,<br />
RFID und GPS ermöglicht die genaue Lokalisierung der Schiffscontainer<br />
einschließlich Identifikation auf einer Atlantiküberquerung. Eine<br />
Lösung mit hohem Integrationsgrad wie diese wird in Zukunft aus einer<br />
Kombination von SatCom, Mobilfunk, WLAN sowie Lokalisierungstechnologien<br />
wie Galileo, GPS, Glonass und Nahfeldortung über RFID oder<br />
WLAN bestehen.<br />
Mit Galileo werden nicht nur kommerzielle B2B-Navigations-, Trackingund<br />
Ortungsanwendungen einen kräftigen Schub erhalten, sondern<br />
insbesondere der B2C-Bereich und die Fußgängernavigation. Und damit<br />
Location Based Services (LBS) wiederbeleben.<br />
Während vor allem Receiver- und Chip-Hersteller den Takt im Markt<br />
vorgeben, gibt es einen natürlichen Bremser: die Erde. Zu einer hochgenauen<br />
Lokalisierung gehört ein entsprechendes Kartenmaterial. Solange<br />
dieses über die Landesgrenzen hinweg nicht zusammenpasst, nützt die<br />
schönste Ortung nichts. Denn „Ortung“ bedeutet noch lange nicht „Navigation“.<br />
Die Interoperabilität von <strong>Geoinformationssysteme</strong>n wird aus<br />
diesem Grund zukünftig ein ganz besonderer Schlüssel für die Nutzung<br />
von GNSS-Technologien sein.<br />
Hier gibt es in Deutschland einiges: Etwa den „Runden Tisch GIS“ in<br />
München, der sich mit der Interoperabilität nach den Richtlinien des Open<br />
Geospatial Consortiums (OGC) befasst und auf dieser Basis eine international<br />
einmalige OGC-Testplattform realisiert hat. Und nicht zuletzt findet<br />
sich das Thema verstärkt auf den IT-Messen wieder.<br />
Christian Stammel<br />
Business Development, Anwendungszentrum GmbH