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Fragen eines neuen linken Projekts - Instituts für kritische Theorie ...

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Kongreßberichte 921<br />

dem der DGfA Methoden und Zielsetzung von Frauenstudien nahezubringen. Das war<br />

auch bitter notwendig, wie die doch recht befremdliche Reaktion einiger Herren zeigte.<br />

Ein Regensburger Literaturprofessor zerriß stillschweigend die Einladung zu einem<br />

Frauenfest, die durch die Arbeitsgruppen gereicht wurde. In der AG Geschichte glänzten<br />

die meisten Professoren durch Abwesenheit; da<strong>für</strong> unterhielt ein Berliner Politologe<br />

die Linguistik-AG mit endlosen Betrachtungen aus seinem bilingualen Alltag. Als nämlicher<br />

Herr auf der abschließenden Podiumsdiskussion die Gretchenfrage stellte, ob es<br />

Frauenstudien nicht doch an wissenschaftlicher Objektivität gebreche, konnte Kessler­<br />

Harris gelassen-amüsiert zurückgeben, er habe auf der Tagung offensichtlich gefehlt. Ihre<br />

selbstsichere Reaktion war exemplarisch, denn - so hatte die Tagung hinreichend bewiesen<br />

- mangelnde Wissenschaftlichkeit brauchten die Feministinnen sich wahrhaftig<br />

nicht vorwerfen zu lassen.<br />

Yvonne Loritz (BerlinIWest)<br />

Frauen und Schule - Verhinderungen, Veränderungen, Forderungen<br />

veranstaltet von der AG »Frauen und Schule« im Verein sozialwissenschaftliche<br />

Forschung und Praxis <strong>für</strong> Frauen e.V., 8. bis 11. Juni 1984 in Berlin1West<br />

Über 200 Frauen trafen sich auf dieser dritten Fachtagung: Lehrerinnen, Mütter, Erzieherinnen,<br />

Schulforscherinnen, Studentinnen, Referendarinnen, Psychologinnen und viel<br />

zu vereinzelt Schülerinnen. Die Veranstalterinnen waren bei ihrem Versuch, staatliche<br />

Finanzmittel <strong>für</strong> die Organisation zu bekommen, abgewiesen worden; schließlich sprangen<br />

Netzwerk/Goldrausch mit Darlehen und Zuschüssen ein.<br />

Es gab Vorträge und Diskussionen im Plenum und in AGs, außerdem Workshops, in<br />

denen Formen der Selbsterfahrung erprobt wurden, ein als sinnvoll empfundener Bestandteil<br />

der Tagung. Das Beiprogramm umfaßte die Ausstellung »Zur Geschichte des<br />

Lehrerinnenberufes«, eine Curriculumsbörse zum Austausch einschlägiger Unterrichtsmaterialien,<br />

Filmvorführungen und Büchertisch.<br />

Der Einführungsvortrag thematisierte die Zwänge, die die Schule Schülerinnen, Müttern,<br />

Lehrerinnen, Sozialpädagoginnen auferlegt. Es enstünden Situationen, die als<br />

double-bind beschrieben wurden und - wiewohl von Schule und Gesellschaft erzeugt<br />

- in ihrer Konsequenz als private Konflikte empfunden und ausgetragen würden. Als<br />

Beispiel <strong>für</strong> die konfligierende Aufspaltung der Frauenrealität sei die Lehrerin mit schulpflichtigen<br />

Kindern genannt: Als Lehrerin <strong>für</strong> ihre Arbeit in der Schule bezahlt, fordert<br />

sie von andern Müttern unbezahlte Arbeit <strong>für</strong> die Schule und leistet sie selbst an den eigenen<br />

Kindern. Die Schuldzuweisung an die Schule wurde in der anschließenden Diskussion<br />

relativiert. Andere Funktionen der Hausaufgaben kamen zur Sprache: Sie ermöglichen<br />

den Müttern/Eltern Kontrolle ihrer Kinder, bieten isolierten Hausfrauen die<br />

Chance, am außerhäuslichen Geschehen teilzunehmen, dienen vor allem aber als Mittel,<br />

dem Kind - insbesondere dem Sohn - zu einer angesehenen beruflichen Stellung zu<br />

verhelfen. All diese Aspekte gelten <strong>für</strong> Mittelschichtfrauen. Die Orientierung an diesen<br />

überwog, so daß Probleme von Unterschichtfrauen im Zusammenhang mit Schule -<br />

etwa die wachsende Entfremdung zwischen Mutter und Kind durch dessen intellektuelle<br />

Überlegenheit - kaum Beachtung fanden, eine Problematik, die in weiteren Tagungen<br />

berücksichtigt werden sollte.<br />

Bei der in einem andern Vortrag diskutierten Frage, wie Frauen sexuellen Kränkungen<br />

in der Schule begegnen könnten, forderte die Referentin bewußte Parteinahme <strong>für</strong> die<br />

Schülerinnen und Kolleginnen und <strong>für</strong> sich selbst anstelle der verbreiteten Praxis, Betroffenheit<br />

zu verdrängen und den sexuellen Problemen der attackierenden Schüler Verständnis<br />

entgegenzubringen.<br />

Aus der Vielfalt der Themenschwerpunkte in Vorträgen und Arbeitsgruppen seien<br />

hier einige genannt: Arbeitslosigkeit von Lehrerinnen, Gewerkschaftsarbeit, Lesbisch-

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