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Fragen eines neuen linken Projekts - Instituts für kritische Theorie ...

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927<br />

Besprechungen<br />

Philosophie<br />

Schweppenhäuser, Gerhard, Dietrich zu Klampen, Rolf Johannes (Hrsg.): Krise und<br />

Kritik. Zur Aktualität der Marxschen <strong>Theorie</strong>. Verlag Dietrich zu Klampen, Lüneburg<br />

1983 (132 S., br., 9,80 DM)<br />

Das Verdienst der Beiträge dieser Publikation besteht nach Meinung der Herausgeber im<br />

Aufweis der ungebrochenen Aktualität der Marxschen <strong>Theorie</strong>, ohne die »die spätkapi·<br />

talistische Gesellschaft nicht zum ungeminderten Bewußtsein über sich selbst zu gelangen«<br />

vermag (131). Das ist - der verwaschenen Formulierung zum Trotz - ein akzeptabler<br />

Maßstab zur Beurteilung der einzelnen Aufsätze: Was leisten sie, um die Lebensfähigkeit<br />

des Marxschen Werkes zu demonstrieren? Die Antwort ist einfach: sie halten<br />

an der historisch flxierten Gestalt der <strong>Theorie</strong> fest, während sie zugleich deren (wie immer<br />

problematische) Umsetzung in Praxis entweder gar nicht reflektieren oder <strong>für</strong> gescheitert<br />

erklären. So konfrontiert etwa Wolfgang Pohrt (» Vernunft und Geschichte bei<br />

Marx«) den »penetranten Wissenschaftler« mit dem »revolutionäre(n) Schreibtisch subjekt«<br />

Marx (9), das die Revolution als Prämisse braucht, um das Kapitalverhältnis als<br />

vernünftiges nachweisen zu können. Da jene bis jetzt nicht eingetreten ist, mußte der<br />

Wissenschaftler Marx scheitern und mit ihm »die vernünftige Begründung der Revolution«<br />

(13). Eben dies Scheitern macht die Marxsche <strong>Theorie</strong> wertvoll, an ihr ist festzuhalten,<br />

»wenn die Menschheit sich in der Revolution tatsächlich zum Subjekt konstituieren<br />

soll, welches mit Willen und Bewußtsein seine Geschichte macht« (13f.). Credo quia<br />

absurdum: so kann man sich natürlich auch aus der Affare ziehen, die weder durch die<br />

inflationäre und inkonsistente Benutzung des Wörtchens »Logik« delikater 'Wird, noch<br />

durch die Behauptung, Geschichte werde vernünftig erst durch die Existenz des Kapitalverhältnisses<br />

in seiner Beziehung zur Revolution.<br />

Ist die theologische Beziehung Pohrts zu Marx eher verdeckt, so behauptet Christoph<br />

Türcke (»Über die theologischen Wurzeln der Marxschen Kritik«) ganz offen: »Der ungeheure<br />

Vernunftanspruch, der hinter dieser <strong>Theorie</strong> steht, wäre ohne ein theologisches<br />

Kraftzentrum nicht denkbar.« (16) Dies Zentrum, die objektive Bedingung der Marxschen<br />

Kritik, flndet Türcke sinnigerweise »in der alten jüdischen Theologie« (23). Deren<br />

Erlösungsgedanke wird von Marx transformiert in die Kritik der kapitalistischen Produktionsweise,<br />

deren säkularisierter Gott das Kapital ist und deren Krisen den Zorn dieses<br />

Gottes signiflzieren. So ist Marx' Kapitalkritik Religionskritik (vgl. 28), in ihr hält<br />

Marx der Theologie die Treue. Türcke wiederholt im Grunde eine alte Figur bürgerlicher<br />

Marx-Kritik, wendet sie nur ins Positive; ein verzweifelter Versuch, nicht Marx, sondern<br />

die Theologie zu retten, und sei's in ihrer negativen Gestalt. Wir konzedieren, daß das<br />

immerhin origineller ist als der postulatorische »wissenschaftliche Atheismus« der Orthodoxie.<br />

- Einfach macht es sich Friedrich-Wilhelm Pohl (»Krisentheorie und Krisenbewußtsein«),<br />

der - nach einem oberflächlich-arroganten Rundschlag gegen die alternativen<br />

Bewegungen - uns folgende Neuigkeit mitteilt: »Zur Krise selbst muß ein ihr<br />

angemessenes Krisenbewußtsein hinzutreten, das nicht selbst wieder nur Symptom der<br />

Krise ist.« (35) Anstatt aber nun zu verraten, wie jenes zustandegebracht werden kann,<br />

begnügt er sich damit, Wert- und Krisentheorie des »Kapital« zu referieren, um zum Ende<br />

festzustellen, die Marxsche <strong>Theorie</strong> sei der Versuch gewesen, den Menschen das Bewußtsein<br />

der Krise zu geben »und mit ihm den adäquaten Begriff der modernen Gesellschaft.<br />

Er ist ihr nach wie vor angemessen, auch wenn jede historische Perspektive verstellt<br />

erscheint, es nicht beim Bewußtsein bewenden zu lassen.« (51) Fazit: Und wenn das<br />

Reich in Trümmer fällt / Das Wort muß uns doch bleiben. Aber ob das genügt?<br />

Anspruchsvoller ist da Günther Mensching (»Nomin'llistische und realistische Mo-<br />

DAS ARGUMENT 148/1984

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