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Fragen eines neuen linken Projekts - Instituts für kritische Theorie ...

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Kongreßberichte 923<br />

kundlichen Unterricht von namibischen Schülern; und »Lernbuch Namibia«, das <strong>für</strong><br />

hiesige Erwachsenenbildung und den Unterricht an der Sekundarstufe gedacht ist (Autorin:<br />

Helgard Patemann; erschienen im Peter Hammer Verlag, Wuppertal). Großen<br />

Beifall gab es, als der Bremer Kultursenator Franke noch während des Symposiums dieses<br />

Buch offiziell <strong>für</strong> den Gebrauch an Bremer Schulen als »zugelassen und empfohlen«<br />

erklärte. Das ist k<strong>eines</strong>wegs selbstverständlich: Das »Lernbuch Namibia« begnügt sich<br />

nicht mit Schilderungen kolonialer Vergangenheit. Es zeigt die Interessen- und Geistesverwandtschaft<br />

zwischen früheren Kolonialherren und heutigen Ausbeutern (z.B. namibischen<br />

Urans), zwischen der Mentalität kolonialer Völkermörder und heutiger Erklärungen<br />

staatlicher und kirchlicher Stellen zum »friedlichen Übergang in die Unabhängigkeit«,<br />

die immer wieder die Parteinahme <strong>für</strong> den Befreiungskampf verhindern.<br />

Anders als in vielen »rein wissenschaftlichen« Konferenzen wurden auf dem Symposium<br />

Konflikte nicht heruntergespielt. Ein Vertreter des ANC formulierte es so: »Ihr sitzt<br />

in einem Zug, der seit der Kolonialgeschichte in dieselbe Richtung fahrt. Was ihr tut, ist:<br />

bremsen. Das muß jedoch weitergehen, bis der Zug steht und seine Richtung ändern<br />

kann.« In der Abschlußerklärung wurde daher die politische, wirtschaftliche und militärische<br />

Unterstützung der USA, Frankreichs, Englands und der Bundesrepublik <strong>für</strong> die<br />

<strong>neuen</strong> Kolonialmächte Marokko und Südafrika verurteilt und zu wirksamen Boykottmaßnahmen<br />

aufgerufen. Doch anders als in vielen »rein politischen« Veranstaltungen<br />

wurde auch intensiv über Bildung gesprochen. So ging es in einer Arbeitsgruppe um<br />

Strategien einer »Entkolonisierung im Klassenzimmer«, die dort beginne, wo der ideologische<br />

Zusammenhang von männlichem Überlegenheitsdenken und rassistischer Mentalität<br />

erkannt und bekämpft wird. Es wurde insgesamt betont, Bildung könne Rassismus<br />

und die Benachteiligung von Frauen fördern oder reduzieren; über Ausschluß oder Beteiligung<br />

breiter Volksschichten an der Umgestaltung ihrer Lebensverhältnisse werde<br />

auch bildungspolitisch entschieden. So wurde der Zusammenhang von alternativer Bildung<br />

und politischer Befreiung betont. Die drei Befreiungsbewegungen erklärten, sie<br />

wollten die historische Übergangsphase zur Unabhängigkeit nutzen, um die »weltweit<br />

etablierten formalen Bildungssysteme zu überprüfen und zu verändern«. Die Wege dazu<br />

sind sehr unterschiedlich. Während die Polisario die Kolonialsprache Spanisch und die<br />

Beschäftigung ausländischer Lehrer (auch algerischer!) ablehnt, da sie die kulturelle<br />

Identität des sahrauischen Volkes gefahrdeten, hat die SWAPO Englisch als Nationalsprache<br />

gewählt und heißt solidarische Mitstreiter willkommen. Es gibt kein Patentrezept<br />

<strong>für</strong> Bildung, erklärten die afrikanischen Kollegen übereinstimmend - aber es gibt<br />

gemeinsame Ziele einer »Erziehung zur Befreiung«. Sie reichen von der Beseitigung aller<br />

Formen von Rassismus, Kolonialismus und Neokolonialismus (einschließlich der Aufhebung<br />

von Benachteiligungen nach Herkunft und Geschlecht) bis zur vollen Entfaltung<br />

individueller Fähigkeiten und Kreativität. Daß dies nicht idealistische Ziele im Sinne europäischer<br />

Pädagogik bleiben dürfen, war die eine Botschaft der afrikanischen Befreiungsbewegungen<br />

an europäische Bildungsarbeiter. Die andere war, daß der Einsatz <strong>für</strong><br />

diese Ziele hier als willkommene Unterstützung des Befreiungskampfes in Afrika gelten<br />

darf.<br />

Traugott Schöfthaler (Berlin/West)<br />

Conditions of Educational Research With and In Developing Countries<br />

Britisch-deutsch-niederländische Konferenz, Institute of Development Studies der University<br />

of Sussex, Brighton, 9. bis 13. April 1984<br />

Forschung über die recht einseitigen Beziehungen zwischen den Industriestaaten und der<br />

Dritten Welt im Bildungssektor ist der gemeinsame Nenner britischer, bundesdeutscher<br />

und niederländischer Komitees, in denen sich einige hundert Soziologen, Psychologen,<br />

Politologen und Erziehungswissenschaftler regelmäßig zusammenfmden. Eine gemeinsame<br />

Konferenz sollte Prioritäten und Standpunkte klären.

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