Fragen eines neuen linken Projekts - Instituts für kritische Theorie ...
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Zur sozialen Lage der Studenten 897<br />
5. Wohnformen der Studenten<br />
In den vergangenen zwanzig Jahren hat ein grundlegender Wandel in der Art des Wohnens<br />
von Studenten stattgefunden. Bis in die 60er Jahre hinein gab es drei Wohnformen:<br />
Wohnen bei den Eltern, zur Untermiete oder in einem Studentenheim. Wohnten 1963<br />
noch 48070 aller Studenten als Untermieter, sind es heute nur noch 10070. Die typische<br />
Wohnform zu Beginn der 80er Jahre ist jetzt die eigene Wohnung (39070 aller<br />
Studenten). 18070 leben in einer Wohngemeinschaft, eine Wohnform, die erst in der Studentenbewegung<br />
der 60er Jahre entstanden ist, und deren Anteil an der Wohnform sich<br />
seit 1976 nicht vergrößert hat. 13070 wohnen in einem Studentenwohnheim und 24070 bei<br />
den Eltern. Zu der Wohnform »Untermiete« läßt sich noch anmerken, daß die absoluten<br />
Zahlen der studentischen Untermieter von 1953 bis 1973 von 124000 auf 140000 zugenommen<br />
hat. Wohngemeinschaften werden als Wohn- und Lebensform vor allem im<br />
Unterschied zu Medizinern und Ingenieuren von Sozialwissenschaftlern bevorzugt.<br />
Wohngemeinschaftsmitglieder stammen eher aus höheren sozialen Schichten (169/170).<br />
Trotz <strong>eines</strong> grundlegenden Strukturwandels in den Wohnformen wohnen die meisten<br />
Studenten nicht, wie sie wohnen möchten. Rund die Hälfte (real 39070) aller befragten<br />
Studenten möchten in einer eigenen Wohnung leben, 30070 (real 18070) wünschen sich eine<br />
Wohngemeinschaft, nur 5070 möchten während des Studiums bei ihren Eltern (real<br />
24070) und nur 4070 (real 10070) zur Untermiete wohnen. Wieviele Studenten in instandbesetzten<br />
Häusern leben, wurde nicht gefragt. Sehr zu begrüßen ist die Entwicklung, daß<br />
1982 22070 (1973: 6070) mit dem Fahrrad und 15070 zu Fuß die jeweilige Hochschule erreichen<br />
konnten. Umgekehrt nimmt die PKW-Benutzung ab (1982: 33070; 1973: 48070).<br />
Vermutlich ist dies aber weniger auf geschärftes Umweltbewußtsein der Studenten als<br />
auf finanzielle Restriktionen zurückzuführen.<br />
6. Ergebnisse der Sonderbefragung zur psychosozialen Lage der Studenten<br />
Nur 28070 beantworteten die Frage, ob sie psychische Probleme beim Studium hätten,<br />
mit einem »Nein«. Drei Viertel der Studenten fühlten sich in irgendeiner Weise psychisch<br />
beeinträchtigt. Allerdings haben davon nur 17070 aufgrund psychischer Bedürfnisse<br />
und 7070 aufgrund sozialer Probleme Kontakt mit Institutionen aufgenommen.<br />
Frauen nehmen fachliche Beratung oder psychotherapeutische Beratung häufiger in Anspruch<br />
als Männer. Folgende vorgegebene Probleme sind von den befragten Studenten<br />
angegeben worden: Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten (40070), Ängste (31070),<br />
Partnerschaftsprobleme (29070), Identitätsprobleme (23070), Depressionen (17070). Gründe<br />
sind Studienschwierigkeiten (Lehr- und Lernformen, Inhalte der Lehrveranstaltungen,<br />
fehlende Überprüfbarkeit der Lernfortschritte, zu hohe Leistungsanforderungen),<br />
fehlende private Kontakte sowie unklare Berufsperspektiven.<br />
DAS ARGUMENT 148/1984 ©