Fragen eines neuen linken Projekts - Instituts für kritische Theorie ...
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836 P. Anderson, F. Fröbel, J. Heinrichs und O. Kreye<br />
duziert worden ist, steht somit einer wachsenden Zahl von alten und <strong>neuen</strong> Armen<br />
komplementär gegenüber.<br />
2. Die hohe öffentliche Verschuldung der Vereinigten Staaten, die aus der<br />
Einkommensumverteilung an die Neureichen und aus den eskalierenden Rüstungsausgaben<br />
resultiert, wird über das Mittel atemberaubend hoher Zinssätze<br />
finanziert. Dies engt den ohnehin schon bescheidenen wirtschaftspolitischen<br />
Manövrierraum der anderen kapitalistischen Industrieländer weiter ein und<br />
zwingt sie, ihre Wirtschaftspolitik an die der Vereinigten Staaten anzupassen<br />
und einen Gutteil der amerikanischen Haushaltsdefizite mitzufinanzieren.<br />
3. Mit einem gigantischen Waffenbeschaffungsprogramm und einer umfassenden<br />
militärischen Umstrukturierung hat die Reagan-Administration eine<br />
massive Aufrüstung gegen die Sowjetunion in Gang gesetzt. Ihre Hauptabsicht<br />
ist, die seit dem Vietnam-Krieg angeschlagene strategische Überlegenheit unbezweifelbar<br />
wiederherzustellen. Das amerikanische Rüstungsprogramm soll<br />
daneben aber auch die wirtschaftliche Entwicklung der Sowjetunion lähmen<br />
und der sowjetischen Außenpolitik Fesseln anlegen, die die Sowjetunion in eine<br />
neue Isolation treiben würden. Gleichzeitig sollen die Verbündeten in Westeuro<br />
pa und Japan möglichst nahtlos auf die Linie der <strong>neuen</strong> US-Strategie verpflichtet<br />
werden. Im eigenen Land erfüllt das Pogramm die Funktion einer<br />
partiellen Ankurbelung der Inlandsnachfrage. An die alten Zeiten des Kalten<br />
Kriegs erinnernd, verbindet sich diese umfassende Wiederbelebung des amerikanischen<br />
Militarismus unter dem Banner <strong>eines</strong> aggressiven Kreuzzugs gegen<br />
den Kommunismus mit einer ideologischen Mobilisierung gegen jede Spielart<br />
und gegen jede Andeutung von Sozialismus überall auf der Welt.<br />
4. Unter Einsatz militärischer und ökonomischer Machtmittel soll die US<br />
Hegemonie in der Dritten Welt neu befestigt werden. Die im Zuge der ökonomischen<br />
Restrukturierung des kapitalistischen Zentrums beschleunigte labile<br />
Weltmarktintegration der Entwicklungsländer während der siebziger Jahre<br />
hatte <strong>für</strong> diese Länder erhöhte Importe von Technologie, Maschinen und Nahrungsmitteln<br />
zur Folge. Diese Importe und dazu auch noch die Gewinntransfers<br />
verlagerter Produktionen mußten durch hohe private und vor allem öffentliche<br />
Verschuldung finanziert werden. Die Schuldenkrise, die dann prompt<br />
Anfang der achtziger Jahre eskalierte, ermöglichte den konservativen Industrieländern<br />
weitreichende politische Interventionen - unter Anführung der<br />
Vereinigten Staaten und mit dem Instrument des Internationalen Währungsfonds,<br />
der eine Austeritätspolitik mit verheerenden Auswirkungen auf die<br />
Masse der Bevölkerung der Entwicklungsländer erzwang. Gleichzeitig wurden<br />
immer häufiger militärische Aktionen angedroht oder ausgeführt, um mögliche<br />
oder auch nur eingebildete Gefahren <strong>für</strong> die Interessen der Länder des kapitalistischen<br />
Zentrums zu eliminieren. Nachdem der Rückfall Großbritanniens<br />
in die Kanonenboot-Politik das Signal gegeben hatte, zogen die Vereinigten<br />
Staaten alsbald nach: Das winzige sozialistische Grenada wurde unter dem<br />
Vorwand einer Bedrohung der Vereinigten Staaten überfallen, im Libanon<br />
wurden Truppen gelandet, im Persisch-Arabischen Golf wurde mit einer Intervention<br />
gedroht, und außerdem fuhren die Vereinigten Staaten unter Reagan<br />
fort, die regionalen Polizei aktionen Israels und Südafrikas zu ermutigen. Dik-<br />
DAS ARGUMENT 148/1984 '8