Fragen eines neuen linken Projekts - Instituts für kritische Theorie ...
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Zur sozialen Lage der Studenten 895<br />
Kinder. Davon sind immerhin bereits 18070 der Studenteneltern nicht verheiratet. Die<br />
Geburt <strong>eines</strong> Kindes wirkt sich vor allem <strong>für</strong> die Mütter negativ auf den Studienverlauf<br />
aus. Das Studium wird häufig unterbrochen, die Studienzeit verlängert sich. Studentinnen<br />
sind nach wie vor erheblich jünger als Studenten, da diese in der BRD einen Ziviloder<br />
Wehrdienst ableisten müssen.<br />
Favorisierte Fachgebiete der Studenten<br />
Die Verteilung der Studenten auf einzelne Fachgebiete hat sich in den letzten Jahren<br />
nicht wesentlich verändert. Die Natur- und Ingenieurwissenschaften werden weiterhin<br />
von Männern bevorzugt. Umgekehrt bevorzugen Frauen die Sprach- und Kulturwissenschaften<br />
sowie Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften. Auffallend ist, daß der<br />
Wunsch, den Lehrerberuf zu ergreifen, merklich nachgelassen hat (1976: 31070; 1982:<br />
23070). Hier hat sich die Arbeitslosigkeit vieler Lehrer offenbar auf die Berufswünsche<br />
ausgewirkt. Die Studienfachwahl beim Übergang von der Schule zur Universität wird<br />
nach Meinung der Autoren durch die soziale Herkunft der Studenten mitgeprägt. Die<br />
Zusammenhänge zwischen Studienfachwahl und dem Bildungsniveau des Vaters zeigt,<br />
daß je höher der Bildungsabschluß des Vaters ist, desto mehr die Neigung besteht, Medizin<br />
oder Jura zu studieren. Umgekehrt werden aus unteren Schichten Ingenieur- und Sozialwissenschaften<br />
favorisiert, wohingegen bei Studenten aus der Unterschicht eine deutliche<br />
Zurückhaltung gegenüber dem Medizinstudium zu spüren ist. HIS vermutet darüber<br />
hinaus, daß der Fachwechsel während des Studiums zur Verbesserung der Berufschancen<br />
in den letzten Jahren zugenommen hat. Er fmdet in den mittleren und höheren<br />
Semestern statt. Der einzelne Student, der bei fortgeschrittenem Studium vor dieser Entscheidung<br />
steht, muß zwischen bereits erfüllten Studien verpflichtungen und arbeitsmarktpolitischen<br />
Notwendigkeiten entscheiden. Die Autoren dieser Sozialerhebung weisen<br />
darauf hin, daß BAFöG-Studenten und wirtschaftlich schwächer gestellte einen<br />
Fachwechsel seltener vollziehen als wirtschaftlich unabhängige Studenten aus mittleren<br />
und höheren Sozialschichten (59).<br />
3. Soziale Herkunft der Studenten<br />
Um Aussagen über die soziale Herkunft machen zu können, wurden in der Vergangenheit<br />
der Beruf des Vaters sowie die Einteilung der amtlichen Statistik (Arbeiter, Angestellte,<br />
Beamte und Selbständige) abgefragt. Dieses Raster ist nach Auffassung der HIS<br />
Untersucher zu grob, da viele Studenten keine ausreichende Information über die Berufe<br />
ihrer Eltern haben und außerdem die Mutter in den bisherigen Erhebungen nicht vorkam.<br />
HIS hat das Raster verfeinert. Der Anteil der Studenten aus Arbeiterfarnilien als<br />
ein Indikator <strong>für</strong> Chancengleichheit im Bildungswesen steigt seit 1967 weiter an und beträgt<br />
1982 (bezogen auf den Beruf des Vaters) 16070 (an Fachhochschulen: 27070). Der<br />
Anteil der Studenten aus Beamtenhaushalten hat sich von 38070 (1953) auf 24070 (1982)<br />
verkleinert. Der Anteil der Kinder von Angestellten nahm im gleichen Zeitraum von<br />
23070 (1953) auf 37070 (1982) zu. Ähnlich wie die Quote der Beamtenkinder hat sich die<br />
Quote der Kinder von Selbständigen an den Universitäten von 34070 (1953) auf 21070<br />
(1982) verkleinert. Seit den 60er Jahren findet somit eine enorme Veränderung in der sozialen<br />
Zusammensetzung der Studenten in der Bundesrepublik statt. Allerdings sagen<br />
diese Daten noch nichts über die Chancengleichheit der verschiedenen Schichten aus. Es<br />
müßte zum Beispiel der Anteil der Studenten aus Arbeiterfarnilien in Bezug gesetzt werden<br />
zur Zahl der gleichaltrigen Arbeiterkinder <strong>eines</strong> Bildungsjahrganges insgesamt.<br />
Schätzungen weisen <strong>für</strong> Studienanfanger 1978 aus, daß nur 8070 der 19-21jährigen Arbeiterkinder<br />
ein Studium aufgenommen hatten (dagegen: 44070 der Beamtenkinder;<br />
27070 der Angestelltenkinder und 28070 der Kinder von Selbständigen) (31). Durch das<br />
Hereinnehmen des Bildungs-, Ausbildungs- bzw. Berufstätigkeitsniveaus auch der Müt-<br />
DAS ARGUMENT 148/1984 ©