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Fragen eines neuen linken Projekts - Instituts für kritische Theorie ...

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Interventionen 905<br />

eindeutig. Denn es könnte ebenso auch die Unfähigkeit der »Arbeiterbewegung« -<br />

wenn dieser Begriff unter uns einen bestimmten Sinn hat - zur Konstituierung <strong>eines</strong><br />

»kollektiven Intellektuellen« bezeugen. Soziologismen wie dieser sind zu einfach, vor allem<br />

wenn »Bürgerlichkeit« so verbreitet ist (auch in der Arbeiterbewegung). Und übrigens<br />

ist damit nicht gesagt, daß die Universität diese <strong>Theorie</strong>n aus freien Stücken erfindet;<br />

vielleicht ist sie in der Lage, etwas aufzunehmen, was die offizielle »Arbeiterbewegung«<br />

nicht vermag.<br />

Einleuchtend scheint mir die Kritik von M. an der relativ unverbindlichen Aussage<br />

»pluraler Marxismus«; aber im Unterschied zu M. klingt sie mir nach Verflüssigung einer<br />

Orthodoxie, die so nie hätte existieren sollen und eben deswegen solcher »Aggiornamenti«<br />

nicht braucht und auch nicht verdauen kann.<br />

Daß der Begriff »Marxismus« unpräzis ist, darin stimme ich mit M. überein. Wird<br />

sich allein durch die Praxis erweisen, was richtig und was unrichtig ist als Marxismus?<br />

Aber was wird dann die Richtigkeit dieser Praxis beweisen? Die verschiedenen wissenschaftlichen<br />

Praxen, die sich auf Marx berufen, mögen jene Richtigkeit in einer Form<br />

erweisen, die wissenschaftlich mitteilbar bleibt. Die erneute Aufmerksamkeit auf die<br />

Wissenschaftsgeschichte in der marxistischen Beschäftigung mit der Philosophiegeschichte<br />

mag damit zusammenhängen, wenngleich ich nicht an die direkte Entsprechung<br />

zwischen marxistisch-leninistischem Diskurs und Wissenschaftsgeschichte glaube.<br />

M. hat völlig recht, daß er die Kontroverse mit Haug <strong>für</strong> innermarxistisch hält. Ich<br />

hoffe, daß sie ebenso mit mir innermarxistisch bleiben würde. Obwohl »Orientierung«<br />

an den »Organisationen der Arbeiterbewegung«, »systematische wissenschaftliche Weltanschauung«<br />

des dialektischen Materialismus usw. <strong>für</strong> mich mindestens unpräzise Formulierungen<br />

sind, rechne ich mich nicht zur »sozialistischen Linken«, sondern zum<br />

Marxismus.<br />

Josef Schleifstein: Antwort an W.F. Haug<br />

Lieber Wolfgang Haug, ich bestätige Deinen Brief vom 30.1.1984 (abgedruckt in Argument<br />

144/1984, 272ff.). Da Heinz Jung in Urlaub ist, antworte ich allein, obwohl das,<br />

was ich sagen will, sicher auch im Sinne von Heinz Jung sein wird.<br />

1) Wir haben unsere Absage, an der deutschen Ausgabe des »Kritischen Wörterbuches<br />

des Marxismus« mitzuarbeiten, und unsere Grunde da<strong>für</strong> an einen engeren Kreis<br />

mit dem IMSF verbundener Kollegen gesandt, um ihnen unsere Meinung mitzuteilen.<br />

Die Folgerungen, die sie daraus ziehen, sind allein ihre Sache. Du siehst das als »offenen<br />

Brief« an, aber es waren nicht wir, die an die Öffentlichkeit gegangen sind, sondern Du<br />

in einem Zeitungsinterview, bevor irgendeiner von uns überhaupt über die Einzelheiten<br />

des <strong>Projekts</strong> informiert oder um eine Mitwirkung angegangen worden war.<br />

2) Du sprichst mit großer Geste von einem »Boykott« <strong>eines</strong> wissenschaftlichen Projektes<br />

und von der »Bedrohung« <strong>eines</strong> marxistischen Gemeinschaftswerks, am Ende sogar<br />

von einem »spaIterischen« Vorgehen. Du weißt so gut wie wir, daß das in Wahrheit<br />

haltlose und sinnlose Vorwürfe sind. Als der französische Verlag, sein Herausgeber und<br />

dessen Mitarbeiter sowie die Verfasser der Stichwörter das Projekt publizierten, haben<br />

sie weder uns noch Euch gefragt oder überhaupt informiert. Die sieben Bände, die sie<br />

herausgebracht haben, bilden aber die Grundlage der deutschsprachigen Ausgabe und<br />

der beabsichtigten deutschen Ergänzungsbände. Ferner: Als der Argument-Verlag sich<br />

entschloß, die deutsche Ausgabe zu veröffentlichen, war dies verlegerisch und wissenschaftlich<br />

sein ganz eigener und einsamer Entschluß, über den er (mit gutem Recht) weder<br />

mit uns noch mit anderen in irgendeiner Weise verhandelt oder Vereinbarungen getroffen<br />

hat. Nun aber anderen den Vorwurf zu machen, wenn sie an einem solchen allein<br />

vom Argument-Verlag initüerten und verantworteten Projekt aus wissenschaftlichen<br />

DAS ARGUMENT 14811984 c

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