Zertifizierung. Als erstes österreichisches Hotel wurde das Falkensteiner-Projekt in Bad Leonfelden ausgezeichnet. Spiegelt sich darin auch ein Gesellschaftstrend wider? Eindeutig. Wir stellen den Komfort der Nutzer von Beginn der Planung an in den Mittelpunkt. Wir wollen weg von Gebäuden, die krank machen – dies wird auch als „Sick Building Syndrom“ bezeichnet – hin zu solchen, welche die Gesundheit fördern beziehungsweise erhalten. Das klingt doch alles sehr vielversprechend. Aber welche Vorteile ergeben sich konkret für den Benutzer? Blue Buildings verringern den Bedarf an Energie, Trinkwasser oder Rohmaterial, ohne dabei den Komfort und den Lebensstandard der Nutzer einzuschränken. Im Gegenteil: Diese werden sogar dank Baubiologie und permanenter Qualitätssicherung erhöht und gesichert. Nachhaltigkeit bringt niedrige Bewirtschaftungskosten und einen langfristig höheren Wert der Immobilie. Qualitäten zu bauen, um unser Handeln zu verändern. Und die Branche setzt das auch um: In Österreich gibt es derzeit rund 50 zertifizierte Gebäude, weitere 200 sind allein bei ÖGNI angemeldet und werden gerade geplant beziehungsweise gebaut. Im Neubau ist es ein „must have“, sich mit der Nachhaltigkeit zu beschäftigen, denn der mündige Mieter ist nicht mehr bereit, für unbestimmte Qualitäten viel zu bezahlen. Wir sprechen davon, dass wir den Komfort der Nutzer von Beginn der Planung in den Mittelpunkt stellen. Und mittlerweile ist das Thema auch im Bestand die zentrale Herausforderung. Als ÖGNI war uns immer wichtig, dass wir nicht ein weiterer Think Tank sind, der Richtiges und Gutes denkt, sondern eine Umsetzungsorganisation sind. Welche Vorreiter gib es hier bereits? Wir erkennen ganz klar, dass die Branche bereit ist, Verantwortung zu übernehmen: In Österreich gibt es zahlreiche Leuchtturmprojekte, also Gebäude, die sich durch deren Qualitäten aus der Masse abheben. Namhafte Unternehmen machen es vor und bekennen sich klar zur Nachhaltigkeit: SPAR, REWE, Erste Bank, STRABAG, PORR, Schachinger Logistik, Raiffeisen evolution, Energie AG und viele mehr lassen ihre Gebäude von der ÖGNI nach den internationalen DGNB-Kriterien zertifizieren und leben bereits heute die Chance, Immobilien nachhaltig zu bauen und zu bewirtschaften. Beim ethischen Handeln gibt es in Österreich mit dem Vorreiter CA Immo, dem Makler EHL, Rhomberg Bau, IG Immobilien oder dem ersten kommunalen Unternehmen IIG aus Innsbruck Unternehmen, die mit gutem Beispiel voran gehen. Als Betriebswirt ist für Sie vermutlich die Ökonomie die entscheidende Dimension – oder? Im Sinne der Nachhaltigkeit gibt es kein Primat einer Dimen sion. Alle drei Säulen sind gleichberechtigt. Ich persönlich sehe die Entwicklung der letzten Jahre dahingehend positiv, da die Bewirtschaftungskosten der Gebäude verstärkt berücksichtigt werden. Ich behaupte sogar, dass die Kosten über den Lebenszyklus nunmehr erstmals berechnet und laufend optimiert werden. Welchen Stellenwert hat für Sie der Bestand? Ohne den Bestand bekommen wir die Nachhaltigkeitsziele nicht gelöst. Der Ziegel, der schon produziert ist, sollte doch möglichst lange genutzt werden – oder? Genau aus diesem Grunde haben die Mitglieder der ÖGNI die BlueCARD als Typenschein für den Bestand entwickelt, um Transparenz zu schaffen. Erst wenn der Zustand erhoben ist und Verbesserungspotenziale bekannt sind, beginnt der Kreislauf hin zu einer laufenden Verbesserung. Die BlueCARD ist ein Management-Tool für die Bewirtschaftung, fürs Portfolio. Mit der laufenden Anwendung werden wir den Bestand nachhaltiger machen. Erstmalig auf der Welt sprechen wir hier von Lebenszyklusrendite, da wir nicht mehr allein die Kosten berücksichtigen. Und es ist doch schön, wenn wir aus Österreich heraus internationale Entwicklungen vorantreiben – oder? Neue Perspektiven. EURO PLAZA Wien. Warum werden dabei neben der Energieeffizienz und der Nachhaltigkeit der verwendeten Baustoffe auch soziokulturelle Aspekte berücksichtigt? Wir verbringen rund 92 Prozent unseres Lebens in Immobilien. Da kann es doch nur unser oberstes Ziel sein, dass wir uns darin auch wohlfühlen! Nachhaltige Gebäude bieten ein Umfeld, in dem wir gerne arbeiten oder leben wollen. Bei Blue Buildings werden schädliche Baustoffe vermieden. Wir schaffen so Gebäude, die glücklich machen! 48 FOKUS I REAL ESTATE <strong>2013</strong>
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