Fact Book Pfandbrief - Verband deutscher Pfandbriefbanken
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Asset Encumbrance<br />
Viele internationale Banken haben den Anteil der besicherten Refinanzierung in den vergangenen<br />
Jahren erheblich ausgebaut. Gründe dafür waren die in der Finanzkrise zeitweise<br />
geschlossenen Kapitalmärkte ebenso wie die sich nunmehr deutlich abzeichnende<br />
Neuordnung der Bankenregulierung, die unbesicherte Refinanzierung deutlich erschweren<br />
und verteuern dürfte. Vor diesem Hintergrund erleben besicherte Refinanzierungsformen<br />
eine Renaissance. Das gilt vor allem für gedeckte Schuldverschreibungen wie den <strong>Pfandbrief</strong>,<br />
aber auch im Derivategeschäft hat der Bedarf an Sicherheiten insgesamt deutlich<br />
zugenommen.<br />
Allen besicherten Refinanzierungsgeschäften ist gemeinsam, dass Teile der Vermögenswerte<br />
einer Bank konkreten Vertragsparteien zugeordnet werden und deshalb im Insolvenzfall<br />
nicht mehr zur Befriedigung anderer, unbesicherter Gläubiger zur Verfügung stünden.<br />
Kritiker dieser so genannten Aktivabelastung oder „Asset Encumbrance“ befürchten daher,<br />
im Insolvenzfall könnten zu wenig freie Vermögenswerte zur Bedienung ungedeckter Gläubiger<br />
und privater Sparer vorhanden sein. Einen möglichen Ausweg sehen einige Politiker<br />
darin, die Asset Encumbrance einer Bank auf einen bestimmten Prozentsatz der Bilanz zu<br />
beschränken.<br />
Eine der zentralen Lehren aus der Krise, die viele Banken heute ziehen, ist, dass eine<br />
breit aufgestellte Refinanzierung eine wichtige Grundvoraussetzung ist, um in schwierigen<br />
Zeiten bestehen zu können. In der Phase unmittelbar nach der Insolvenz von Lehman<br />
Brothers ebenso wie in der europäischen Staatsschuldenkrise war es insbesondere die<br />
(ungedeckte) Kapitalmarktrefinanzierung, die zeitweise versiegte. Keineswegs ausgeschlossen<br />
ist, dass in einem zukünftigen Krisenszenario die Einlagenrefinanzierung vor<br />
vergleichbaren Herausforderungen steht. Genau deshalb diversifizieren Banken heute ihre<br />
Refinanzierungsquellen. Einlagenstarke Banken bauen die Kapitalmarktrefinanzierung auf<br />
und erwerben in diesem Prozess unter Umständen auch eine <strong>Pfandbrief</strong>lizenz. Traditionell<br />
kapitalmarktorientierte Institute wenden sich mit überschaubaren Volumina der Einlagenrefinanzierung<br />
zu. Diese Entwicklung macht die Banken und das Bankensystem insgesamt<br />
nicht schwächer und anfälliger, sondern stärker und robuster.<br />
Der vielversprechendste Ansatz für einen sachgerechten Umgang mit dem Thema liegt<br />
in der Schaffung von mehr Transparenz. Der inzwischen erkennbare Ansatz des European<br />
Systemic Risk Board, der European Banking Authority und der EU-Kommission, Informationsasymmetrien<br />
durch Schaffung vergleichbarer Transparenz für alle Formen der Asset<br />
Encumbrance zu beseitigen, ist der richtige Weg. Asset Encumbrance mit der Deckelung<br />
des <strong>Pfandbrief</strong>volumens regulieren zu wollen, bedeutete indes, das Kind mit dem Bade<br />
auszuschütten.<br />
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