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Entgiften-statt-vergiften - cyberwaves

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entgiften <strong>statt</strong> <strong>vergiften</strong><br />

Viele Jahre glaubte man, das Ohr sei nach dem Auge das Organ, mit dem<br />

man am intensivsten und am direktesten Informationen aufnehmen könnten.<br />

Diese Annahme muss nun korrigiert werden. "Lange Zeit gingen Neurowissenschaftler<br />

davon aus, dass das Gehirn Bereiche für das Sehen,<br />

Bereiche für das Hören und Bereiche für den Tastsinn besitzt", sagt Mark<br />

Wallace von der Wake Forest University in Winston-Salem, North Carolina.<br />

"Nun lernen wir allmählich, dass diese Bereiche sich untereinander<br />

austauschen und dass, wenn ein Bereich schlecht arbeitet, die anderen<br />

einspringen können."<br />

Wallace und seine Kollegen setzten normalsichtige Versuchsteilnehmer in<br />

einen dunklen Raum, in dem gelegentlich Lichter aufleuchteten. Mühelos<br />

orteten die Probanden die Position der Lichtquellen. Gaben diese zusätzlich<br />

Töne von sich, erhöhte dies die Treffgenauigkeit nicht weiter, berichten<br />

die Forscher auf der Jahresversammlung der Society for Neuroscience<br />

in New Orleans. Das änderte sich jedoch, wenn sie ihre Probanden durch<br />

Brillen mit sechs Dioptrien stark kurzsichtig machten: Die Ortungsfähigkeit<br />

ließ drastisch nach, konnte durch die zusätzlichen Töne jedoch wieder auf<br />

das vorherige Niveau gehoben werden. Das zeigt: Das Ohr kann sogar das<br />

Auge korrigieren, eine Fähigkeit, die man lange Zeit nicht für möglich<br />

gehalten hatte.<br />

Das, was wir hören, beeinflusst aber nicht nur in starkem Maße unsere Orientierung,<br />

sondern ebenso stark auch unsere Emotionalität und damit<br />

unser Wohlbefinden. Um dies besser zu begreifen, sollte man wissen: Das<br />

Gehirn bildet die gesehene und gehörte Außenwelt nicht einfach ab, wie<br />

das ein Fotoapparat oder ein Tonbandgerät tut. Es interpretiert die Signale<br />

von außen und setzt daraus eine ganz persönliche Welt zusammen. Aus<br />

den Signalen der Außenwelt wird so eine Innenwelt geschaffen. Sehr oft<br />

haben beide Welten nur wenig miteinander zu tun.<br />

Unser Gehirn erschafft nicht nur ein Abbild des Gesehen und Gehörten,<br />

sondern bewertet, analysiert und kommentiert es auch. So kann eine ganz<br />

bestimmte Musik unwillkürlich zärtliche Erinnerung an eine große Liebe<br />

hervorrufen. Das Gehirn produziert in der Innenwelt Bilder dieser Liebe. Es<br />

ist, als könnten wir Momente aus der Vergangenheit noch einmal spüren,<br />

riechen und mit all unseren Sinnen wahrnehmen.<br />

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