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<strong>LOK</strong>OMOTIVEN IM I. WELTKRIEG<br />
Die Deutz-Benzolloks (mit der Tochterfirma Oberursel AG sowie von der O&K-Tochter Montania) waren<br />
mit mehr als 2.000 Exemplaren die ersten in großer Zahl gebauten Loks mit Verbrennungsmotor. Zwei<br />
Exemplare von Montania stehen vor einem der im I. Weltkrieg typisch gewordenen solide gebauten<br />
Lokschuppen. Hier richtete man sich auf Besatzungsbetrieb und Frontversorgung für alle Ewigkeit ein …<br />
Auf der Rückseite der<br />
Aufnahme links ist<br />
vermerkt: „Eine im<br />
Bahnhof Sompy in der<br />
Herbstschlacht zurückgelassene<br />
Maschine, die<br />
später von einer Baukompanie<br />
im Nebel auf der<br />
Straße abtransportiert<br />
wurde.“<br />
Gibt man dem Bahnhofsnamen<br />
die richtige<br />
Schreibweise Somme-Py,<br />
so kann man die Szene<br />
exakt deuten: Als Abschnitte<br />
der Strecke<br />
Bazancourt – Challerange<br />
zwischen Reims und<br />
Verdun ab Herbst 1915<br />
wieder unter französische<br />
Kontrolle gerieten, waren<br />
einige deutsche Fahrzeuge<br />
im Bereich Somme-Py<br />
dort eingeschlossen. Der<br />
Schleppzug mit mehreren<br />
dampfbetriebenen<br />
Straßenfahrzeugen auf<br />
unbefestigter Straße<br />
dürfte aber jeden noch so<br />
tief schlafenden Feind<br />
geweckt haben …<br />
Koordinierende Behörde war die dem Großen<br />
Generalstab zugehörige und ständig mit den regionalen<br />
Armeeoberkommandos, den Länderbahnen<br />
und Reichsbehörden korrespondierende Dienststelle<br />
des Chefs des Feldeisenbahnwesens. Nachgeordnete<br />
Oberbehörden waren die Militär-Generaldirektionen<br />
und Militär-Eisenbahndirektionen.<br />
Außer dem Betrieb von Eisenbahnen war eine<br />
ständige intensive Bautätigkeit zu betreuen.<br />
Die Tragik der Vergeblichkeit<br />
Der Rückblick auf eine hervorragende organisatorische<br />
Arbeit und auf oft übermenschliche Anstrengungen<br />
von Lokomotivführer, Heizern und<br />
Werkstättenpersonalen steht unter dem Grundmotiv<br />
tragischer Vergeblichkeit. Den Sinn eines<br />
„Durchhaltens“ über die Erstarrung der Frontlinien<br />
1 91 4/1 5 hinaus hätte die politische Führung des<br />
Deutschen Reiches mit einem Kompromissfrieden<br />
schaffen müssen. Stattdessen provozierte blinde<br />
Siegesgewissheit der Mittelmächte die Vergrößerung<br />
des feindlichen Lagers. Ab 1 91 5 kämpfte auch<br />
Italien gegen Österreich, 1 91 6 trat Rumänien –<br />
wenn auch glücklos – in den Krieg ein und ab 1 91 7<br />
warfen die USA ihre riesigen personellen Kapazitäten<br />
in die Schlacht.<br />
Für den stattdessen angestrebten endgültigen<br />
Sieg auf dem Schlachtfeld verschlechterten sich die<br />
Bedingungen im Laufe von vier Jahren dadurch so<br />
sehr, dass weder Heldenmut an der Front noch<br />
Entsagung in der Heimat ihn noch hätten herbeiführen<br />
können.<br />
Andreas Knipping<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 09 | 2014<br />
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