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NACHRUFE<br />
GEDENKEN AN REINER PREUSS Der<br />
Autor und langjährige Mitarbeiter von<br />
GeraMond ist im Juli gestorben<br />
Vor wenigen Wochen erst hielt er, von Krankheit<br />
bereits schwer gezeichnet, eine bewegende<br />
Trauerrede für seinen Zwillingsbruder<br />
Erich. Am 1 9. Juli ist nun auch Reiner Preuß<br />
im Alter von 74 Jahren in <strong>Berlin</strong> gestorben.<br />
Geboren und aufgewachsen in Zittau, ging er mit<br />
1 4 Jahren auf dem Bahnhof seiner Heimatstadt „in<br />
die Lehre“. Die Eisenbahn ließ ihn zeitlebens nicht<br />
mehr los, sie war für ihn nicht nur Beruf, sie war<br />
ihm Berufung. Er arbeitete auf verschiedenen<br />
Dienstposten im Verkehrs- und Betriebsdienst, bildete<br />
sich weiter, schloss ein Studium als Diplom-<br />
Ingenieur für Eisenbahntransport und -betriebstechnik<br />
ab und arbeitete als Dienstvorsteher auf<br />
verschiedenen Bahnhöfen. Schließlich gelangte er<br />
in die EDV-Projektierung der Deutschen Reichsbahn<br />
und wirkte in den 1 980er-Jahren maßgeblich<br />
am Anschluss der DR an internationale Buchungsund<br />
Reservierungssysteme mit. Mit seinen exzellenten<br />
Kenntnissen auf diesem Feld beriet er<br />
schließlich bis 2004 Bahnen in Tschechien, Österreich<br />
und Ungarn bei der internationalen Vernetzung<br />
ihrer Informationstechnik.<br />
Zugleich war er ein äußerst umtriebiger „Eisenbahnfreund“.<br />
Einer, der sammelte, fotografierte,<br />
sich mit anderen austauschte. Gemeinsam mit seinem<br />
Bruder Erich organisierte er bereits in den<br />
frühen 1 970er-Jahren Sonderfahrten mit Lokomotiven<br />
und Triebwagen, die unmittelbar vor der Ausmusterung<br />
standen. Was das für eine „logistische<br />
Leistung“ ohne Internet und E-mail, ja oft sogar<br />
ohne Telefon war, vermögen wir heute kaum zu ermessen.<br />
Und Reiner Preuß schrieb Bücher. Die<br />
Schmalspurbahnen Sachsens und der Lausitz waren<br />
sein erstes großes Thema. Größere Zusammenhänge<br />
der Eisenbahn- und Verkehrsgeschichte<br />
kamen alsbald hinzu.<br />
Bei GeraMond veröffentlichte er neben Zeitschriften-Beiträgen<br />
zwei Bahn-Reiseführer zu seiner<br />
Wahlheimat <strong>Berlin</strong> und, erneut mit Erich<br />
Preuß, „Die Chronik der Deutschen Reichsbahn“<br />
sowie „Deutsche Reichsbahn intern“, beides viel<br />
beachtete, erfolgreiche Werke. Überhaupt galt der<br />
DDR-Reichsbahn sein besonderes Interesse. Mit<br />
der ebenfalls bei GeraMond erschienenen Sammler-Edition<br />
„Das war die DR“ zeichnete er ein Bild<br />
von deren Geschichte, das weit detaillierter und<br />
differenzierter ist als alles, was es sonst zu diesem<br />
Thema gab. Der Tod hat Reiner Preuß mitten aus<br />
dieser Arbeit gerissen. Wir trauern um einen verdienten<br />
Autor und guten Freund. Clemens Hahn<br />
HANS-JOACHIM KIRSCHE Der<br />
be gnadete Fotograf und bekannte<br />
Buchautor ist in <strong>Berlin</strong> verstorben<br />
Hans-Joachim Kirsche stammte aus Thüringen.<br />
Seinen Lebensmittelpunkt fand er in<br />
<strong>Berlin</strong>, wo auch seine Liebe zur Eisenbahn<br />
erblühte. Am 2. Juli 201 4 verstarb der Diplom-Fotojournalist<br />
nach schwerer Krankheit in einem<br />
<strong>Berlin</strong>er Krankenhaus.<br />
Mit Buchprojekten im transpress-Verlag, tourist-Verlag<br />
und bei GeraMond wurde er im<br />
deutschsprachigen Raum bekannt und geschätzt.<br />
So sind „Bahnland DDR“, „Lokomotiven der Deutschen<br />
Reichsbahn“, „Wunderwelt der Eisenbahn“<br />
und auch „Ostkreuz“ durch seine Bildmotive und<br />
seine Autorentätigkeit bekannte Publikationen.<br />
Aus einer Bäckerfamilie stammend, keimte schon<br />
in der Jugend ein großer Traum. Der Umgang mit<br />
Buchstaben und auf Zelluloid gebannten Augenblicken<br />
sollte seine Zukunft werden. Er studierte<br />
an der Karl-Marx-Universität in Leipzig und startete<br />
sein Berufsleben als Redakteur bei der Neuen<br />
<strong>Berlin</strong>er Illustrierten (NBI). Freiberuflich arbeitete<br />
er einige Jahre später beim Fernsehen in <strong>Berlin</strong>-<br />
Adlershof für das <strong>Magazin</strong> „Umschau“. Er lernte<br />
Land und Leute kennen, war viel unterwegs. Sein<br />
Schaffen fiel auch dem transpress-Verlag auf, bei<br />
welchem er schon bald als Chefredakteur der Zeitschrift<br />
für die Betriebseisenbahner der DR, der<br />
„Eisenbahnpraxis“ nun auch sein Thema „Eisenbahn“<br />
umfänglich bearbeiten konnte. Sein gutes<br />
Auge bei der Bildgestaltung führte zu vielen Titelmotiven<br />
und Aufmacherfotos, wie beim „Eisenbahnjahrbuch“<br />
aus diesem Verlag.<br />
Mit der Vereinigung der beiden deutschen<br />
Staaten konnte er seine Zusammenarbeit mit der<br />
DB bei der Erstellung von Publikationen verstärken.<br />
Hans-Joachim Kirsche wechselte in die<br />
Öffentlichkeitsarbeit der Bahn und verantwortete<br />
unter anderem den Fotoservice „Bahn im Bild“,<br />
auch heute noch eine gerne genutzte Bildquelle<br />
für Journalisten der Tages- und Fachpresse.<br />
Nach seiner Pensionierung fand er nicht nur Zeit<br />
für große und schöne Reisen mit seiner Frau, sondern<br />
engagierte sich ehrenamtlich beim Bahn-Sozialwerk.<br />
Im letzten Jahr wollte er sich noch an ein<br />
großes Buchprojekt wagen, die Eisenbahnbrücken<br />
über die Elbe/Labe von der Quelle bis zur Mündung.<br />
Das Thema „Brücken“ symbolisiert aber<br />
auch trefflich sein Tun und Handeln. Er baute<br />
Brücken zwischen Realität, Texten und Bildmotiven,<br />
und übertrug so seine Liebe Eisenbahn an die<br />
Leser.<br />
Volker Emersleben<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 09/2014<br />
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