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GESCHICHTE<br />
Im Februar 1955 passiert die 50 2289 des Bw Düren in langsamer Fahrt die Baustelle in Richtung Köln.<br />
Oberhalb arbeiten ein Eimerkettenbagger und diverse Seilbagger<br />
Alle Fotos: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung<br />
TUNNEL BEI KÖNIGSDORF<br />
Abgetragen<br />
DEUTSCHE BAUWEISE Vier Millionen<br />
Kubikmeter Erdreich bewegt, und<br />
aus einem Tunnel wurde ein Einschnitt<br />
V<br />
or nunmehr 60 Jahren veranlasste die Deutsche<br />
Bundesbahn die Freilegung und den<br />
Abbruch des zur akuten Gefahr für den Zugbetrieb<br />
gewordenen Königsdorfer Tunnels im Verlauf<br />
der Hauptbahn Köln – Aachen. Die „unter<br />
dem rollenden Rad“ vorgenommenen Arbeiten<br />
sorgten der ungewöhnlichen Vorgehensweise wegen<br />
für beträchtliches Aufsehen: abgetragen wurde<br />
die Tunnel-Deckschicht mit Seil- und Eimerkettenbaggern;<br />
Förderbänder dienten dem Transport<br />
des Abraums.<br />
Errichtet wurde der ehedem 1 .623 Meter lange<br />
Tunnel in den Jahren 1 837 bis 1 841 unter dem sich<br />
etwa 1 5 Kilometer westlich von Köln zwischen den<br />
Ortschaften Groß Königsdorf und Horrem erstreckenden<br />
Höhenzug der Ville hindurch. Zusammen<br />
mit dem 1 837 bis 1 839 im Zuge der<br />
Strecke Leipzig – <strong>Dresden</strong> erbauten Oberauer Tunnel<br />
gehörte er zu den ältesten Eisenbahn-Tunnelbauwerken;<br />
beiden widerfuhr dann auch das gleiche<br />
Schicksal des Aufschlitzens.<br />
Der Vortrieb erfolgte wegen der vorherrschenden<br />
feinen Tertiärsande unter schwierigen Bodenverhältnissen,<br />
verbunden mit den seinerzeit noch<br />
kaum vorhandenen praktischen Erfahrungen im<br />
Eisenbahntunnelbau. Zur Anwendung kam die eigens<br />
entwickelte Kernbauweise, die sich als „Deutsche<br />
Bauweise“ etablieren sollte. Dabei wurden<br />
zunächst zwei seitliche Sohlstollen für die Widerlager<br />
und der Firststollen vorgetrieben. Erst nach<br />
Herstellung des gemauerten Gewölbes erfolgte der<br />
Ausbruch des mittig stehen gebliebenen Erdkerns<br />
und die Mauerarbeiten am Sohlengewölbe. Wie in<br />
der Frühzeit des Tunnelbaus üblich, wurde das Gewölbe<br />
in konzentrischen Ringen gemauert, ohne<br />
durchgehenden Mauerwerksverbund.<br />
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