LOK Magazin Berlin-Dresden (Vorschau)

komplizierte. Im Betriebsalltag war die „Knödelpresse“
dagegen längst zu einer zuverlässigen und
gutmütigen Lokomotive gereift.
Natürlich hat auch sie ihre Macken (man kann
sich beim Herunterlassen der Fenster hervorragend
die Finger einklemmen), und mitunter müssen
auch einige Abstriche beim Komfort gemacht
werden (keine Klimatisierung des Führerstandes).
Doch auf ihre „Mánitschka“ ließen und lassen die
meisten Dresdner Lokführer schon lange nichts
mehr kommen.
Neue Heimat: Halle!
Der Abstellung der 1 80 004 folgten in den nächs -
ten Jahren weitere Maschinen, die z. T. im fernen
Rostock hinterstellt wurden. Ihr Ziel, die Exoten
aus dem Nachbarland komplett abzustellen, muss -
ten die DB-Oberen aber schon bald verwerfen:
Technische Inkompatibilitäten – wie etwa bei Störströmen
– verhinderten den geplanten Einsatz der
1 89. Für sie war bereits in Decin Endstation. Auch
die Idee, abgestellte 1 80 in ihr Heimatland zurück
zu verkaufen, kamen bislang nicht zum Tragen.
So war die DB schließlich gezwungen, die in
den Vorstandsbüros ungeliebten, weil irgendwie
nicht dem „geistigen Regelprozess“ entsprechenden
Loks, weiter zu betreiben und ihnen Hauptuntersuchungen
zu spendieren. Dies geschah aber
zuletzt nicht im eigenen Ellok-Werk Dessau, sondern
dort, wo Produkte aus dem Hause Skoda zum
Tagesgeschäft gehören: im mährischen Werk
Prerov. Dort verfügt man allerdings nicht über eine
Lackieranlage bzw. die Farben der DB.
Zur Freude der Traditionalisten kehrten in den
vergangenen Monaten 1 80 006 und 01 1 im klassischen
Reichsbahnrot nach Halle zurück. Nach Halle?
Ja, denn nachdem die Lokomotivunterhaltung
am Standort Dresden-Friedrichstadt beendet wurde,
sind die unverändert im Elbtal laufenden Loks
nach über 20 Jahren nun offiziell in Halle an der
Saale zu Hause.
Epilog:
Die Geschichte tschechischer Loks in Deutschland
ist damit allerdings noch lange nicht zu Ende. Ers -
tens sind dem verbliebenen Rest der 1 80 nun ganz
offensichtlich noch weitere Jahre auf deutschen
Gleisen gewiss. Zweitens konnte Skoda 201 3 die
Ausschreibung der DB für mehrere schnellfahrende
Doppelstockzüge für die Linie Nürnberg –
München für sich entscheiden. Und drittens steht
die rundliche neue Mehrsystem-Schnellzuglok der
CD-Baureihe 380 unmittelbar davor, die EC-Züge
im Elbtal zu übernehmen – dann wieder, wie bis
1 992 mit der 1 80/372, im Durchlauf bis Berlin
oder gar Hamburg. Bei dem guten Ruf, den sich
die Pilsner längst weltweit erarbeitet haben, sollte
die Hoffnung auf einen ähnlich geräuschlosen Einsatz
wie bei der 1 80 nicht unbegründet sein.
Heiko Focken
LOKMagazin 09 | 2014
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