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TUNNEL BEI KÖNIGSDORF<br />
Bevor die letzen Reste des Königsdorfer Tunnels verschwunden waren, stellten sich die Arbeiter für ein<br />
Erinnerungsbild dem DB-Fotografen. Über die Brücke führt die Nord-Süd-Kohlenbahn der Roddergrube<br />
Kassel. Hinzu kamen etliche mit Teilarbeiten betraute<br />
Subunternehmen und sonstiger Firmen und<br />
Zulieferer.<br />
Eingleisiger Betrieb beim Abbruch<br />
Zuerst wurde die Tunnelröhre mit stählernen Unterrüstungswagen<br />
abgesichert, um während der<br />
Arbeiten einen eingleisigen Betrieb mit einer Geschwindigkeit<br />
von 50 km/h zu ermöglichen. Für<br />
die Durchführung und Überwachung der Arbeiten<br />
wurde übergangsweise ein Neubauamt eingerichtet,<br />
während sich das zuständige Betriebsamt um<br />
die betrieblichen Belange kümmerte.<br />
Mit Festlegung der Böschungsneigung wurden<br />
die zur Freilegung der Tunnelröhre zu bewegenden<br />
Bodenmassen auf vier Millionen Kubikmeter<br />
veranschlagt. Verfüllt wurde der Aushub in einem<br />
in der Nähe befindlichen, ausgekohlten Tagebau<br />
der Horremer Brikettfabrik. Für den Abtransport<br />
kam eine durch Elektromotoren angetriebene<br />
Bandstraße, die sich hinsichtlich der örtlichen Bodenbeschaffenheiten<br />
als das geeignete Transportmittel<br />
erwiesen hatte, zum Einsatz.<br />
Im Baubetrieb stellte dieser Einsatz einer Bandstraße<br />
ein Novum dar. Sie führte entlang der gesamten<br />
Baustelle, mit einem Kreuzungsbauwerk<br />
unweit des Westportals über die dortige B 55, von<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 09 | 2014<br />
wo aus die Bänder den Abraum weiter zu den jeweils<br />
ausgewiesenen Lagerplätzen transportierten.<br />
Insgesamt war diese Bandstraße etwa 2.500 Meter<br />
lang.<br />
Das Abtragen der ab Schienenoberkante bis zu<br />
42 Meter starken Deckschicht erfolgte terrassenförmig.<br />
Dafür wurden zwei Eimerkettenbagger<br />
eingesetzt mit einer durchschnittlichen Tagesleistung<br />
von 1 0.000 m 3 . Das Abtragen des Erdreichs<br />
erfolgte auf drei Ebenen. Die obere Ebene wurde<br />
mit einer Schnitthöhe von 1 5 m und die darunter<br />
liegende (mittlere) Ebene mit einer Schnitthöhe<br />
von 1 7 m abgetragen. Die dritte Ebene wurde mit<br />
vier mittelschweren Seilbaggern entfernt, deren<br />
Hauptaufgabe hauptsächlich darin bestand, das<br />
Tunnelgewölbe unmittelbar freizulegen. Der Betriebsmehraufwand<br />
für die Abwicklung des Zugbetriebs<br />
unter den vorherrschenden Bedingungen<br />
(Umleiterzüge, Rangierfahrten etc.) berechnete die<br />
Bundesbahn über die gesamte Bauphase mit rund<br />
1 ,5 Millionen Mark.<br />
Wie eingangs angedeutet, wurde die Baustelle<br />
aufgrund der ungewöhnlichen Arbeitsweise im<br />
Verlauf der Bauphase von mehr als 2.500 Ingenieuren<br />
unterschiedlicher Fachrichtungen besucht.<br />
Bis Ende 1 955 konnten die Bauarbeiten abgeschlossen<br />
werden.<br />
Udo Kandler<br />
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