Energiekrise in Sicht - Sonnenzeitung
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Die Energie steckt <strong>in</strong> der W<strong>in</strong>del<br />
Alle nennen ihn „W<strong>in</strong>del-Willi“. Er ist schon so berühmt, dass man se<strong>in</strong>en Namen<br />
<strong>in</strong> Europa patentrechtlich schützen ließ. W<strong>in</strong>del-Willi ist der Stolz der Stiftung<br />
Liebenau und veredelt volle W<strong>in</strong>deln zu barer Münze.<br />
Christian Kirchweger<br />
Die Rede ist von e<strong>in</strong>em 1,26 MW starken Ofen <strong>in</strong> Meckenbeuern<br />
bei Friedrichshafen. Jeden Tag werden gut 10<br />
Tonnen W<strong>in</strong>deln, Inkont<strong>in</strong>enzhosen, Tupfer und E<strong>in</strong>malhandschuhe<br />
angeliefert. Das Material stammt von Pfl ege-<br />
und Altenheimen sowie Kommunen aus e<strong>in</strong>em Umkreis<br />
von etwa 100 km. W<strong>in</strong>del-Willi macht daraus rund 10 000<br />
MWh saubere Wärme – genug für etwa 400 E<strong>in</strong>familienhäuser.<br />
Die Stiftung Liebenau ist e<strong>in</strong> Sozial-, Gesundheits-<br />
und Bildungsunternehmen mit rund 90 Standorten <strong>in</strong><br />
Deutschland, der Schweiz und Österreich und Arbeitgeber<br />
von mehr als 5 500 Menschen.<br />
Marco Nauerz ist seit 2002 Leiter der stiftungseigenen<br />
Bauabteilung. „E<strong>in</strong>es Tages beklagte sich e<strong>in</strong> Kollege über<br />
die horrenden Entsorgungskosten für W<strong>in</strong>deln“, er<strong>in</strong>nert<br />
sich Nauerz. Alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Pfl ege-E<strong>in</strong>richtungen der<br />
Stiftung fallen jährlich 2,1 Millionen W<strong>in</strong>deln an. Deren<br />
Entsorgung kostet rund 300 000 Euro pro Jahr. Nauerz<br />
und se<strong>in</strong>e Kollegen suchten nach Alternativen. Von der<br />
W<strong>in</strong>del-Entsorgung via Biogasanlage oder von der Aufbereitung<br />
<strong>in</strong> Wäschereien war die Rede. In e<strong>in</strong>em mehrmonatigen<br />
Projekt kristallisierte sich e<strong>in</strong>e Nahwärme-Anlage<br />
als Lösung heraus. Schließlich bekam die Firma Mavera<br />
aus Österreich den Auftrag zur Fertigung e<strong>in</strong>es Spezialofens<br />
– die Geburtsstunde von W<strong>in</strong>del-Willi.<br />
Im Jahr 2006 startete der Testbetrieb. Die Ingenieure der<br />
Stiftung Liebenau optimierten Ofen und Logistik-System,<br />
der offi zielle Betrieb wurde im April 2009 gestartet.<br />
„W<strong>in</strong>del-Willi hat e<strong>in</strong>en Wirkungsgrad von 92 %. Das<br />
schaffen die modernsten Müllverbrennungsanlagen bei<br />
Weitem nicht“, sagt Nauerz stolz. Die vorgeschriebene<br />
Abgastemperatur beträgt 850 °C. Um diese stets zu gewährleisten,<br />
werden Hackschnitzel zudosiert. Schließlich<br />
habe der Haupt-Brennstoff e<strong>in</strong>en Feuchtigkeitsgehalt von<br />
58 %, berichtet der Bau<strong>in</strong>genieur. Die anfallende Energie<br />
SONNENZEITUNG 2/09<br />
verkauft die Stiftung über e<strong>in</strong> Nahwärmenetz. Zu den<br />
Kunden gehören unter anderem e<strong>in</strong>e Wäscherei, e<strong>in</strong>e<br />
Gärtnerei und e<strong>in</strong>e Holztrocknungsanlage.<br />
Aus den 300 000 Euro Entsorgungskosten pro Jahr ist<br />
mittlerweile e<strong>in</strong>e beachtliche E<strong>in</strong>nahmequelle für die Stiftung<br />
Liebenau geworden, die per Satzung verpfl ichtet<br />
ist, sämtliches Geld wieder <strong>in</strong> Sozialprojekte zu <strong>in</strong>vestieren.<br />
„Außerdem s<strong>in</strong>ken die Entsorgungskosten unserer<br />
Kunden und der Umwelt wird auch geholfen“, ergänzt<br />
Nauerz. Mittlerweile liefern 29 E<strong>in</strong>richtungen der Stiftung<br />
sowie 91 externe Kranken- und Pfl egeheime ihre W<strong>in</strong>deln<br />
nach Meckenbeuern. Dazu noch sechs Geme<strong>in</strong>den, die<br />
Gratis-Sammele<strong>in</strong>richtungen für Baby-W<strong>in</strong>deln e<strong>in</strong>gerichtet<br />
haben. Marco Nauerz schätzt, dass <strong>in</strong> Deutschland gut<br />
20 W<strong>in</strong>del-Willis <strong>in</strong>stalliert werden könnten, ohne dass der<br />
Rohstoff knapp würde.<br />
www.stiftung-liebenau.de<br />
© Stiftung Liebenau<br />
ENERGIEPANORAMA<br />
© shutterstock / Juriah Mos<strong>in</strong><br />
Marco Nauerz<br />
mit Besuchern vor<br />
dem Spezialofen,<br />
der pro Jahr aus<br />
rund 3 500 Tonnen<br />
W<strong>in</strong>deln Energie<br />
gew<strong>in</strong>nt.<br />
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