Energiekrise in Sicht - Sonnenzeitung
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e<strong>in</strong>em rapiden Anstieg der Rohstoffpreise<br />
wird sich das wirtschaftliche<br />
Gefüge zwischen Lieferländern und<br />
Bezieherländern dramatisch verändern.<br />
Der raketenhafte wirtschaftliche<br />
Aufstieg Russlands während<br />
des Ölpreishochs <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren hat dies bereits demonstriert.<br />
Die Russen haben sich von Nordafrika<br />
bis Zentralasien <strong>in</strong> alle Gaslieferländer<br />
e<strong>in</strong>genistet und werden e<strong>in</strong>e<br />
reiche Ernte e<strong>in</strong>fahren. Weite Kreise<br />
der EU unterliegen immer noch der<br />
Illusion, dass sie durch Pipel<strong>in</strong>eprojekte<br />
wie Nabucco Player im großen<br />
Stil bleiben könnten. Selbst wenn die<br />
Verwirklichung gel<strong>in</strong>gt, wäre dies<br />
bestenfalls e<strong>in</strong> Notversorgungsstrang.<br />
Die Hauptursache ist das Versiegen<br />
der eigenen Gasquellen. Bis<br />
zum Jahr 2020 muss man von e<strong>in</strong>er<br />
Unterversorgung mit Gas <strong>in</strong> Europa<br />
von fast 30 % ausgehen. Von e<strong>in</strong>er<br />
Substitution von Erdöl durch Erdgas<br />
können nur noch völlig unwissende<br />
E<strong>in</strong>faltsp<strong>in</strong>sel ausgehen.<br />
Die Energieversorgung Europas ist die<br />
größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts.<br />
Jedes Lieferland kann jede <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Abhängigkeit bef<strong>in</strong>dliche Industrienation <strong>in</strong>nerhalb<br />
kürzester Zeit zu e<strong>in</strong>em Dritte Weltland<br />
herunterfahren, dies gilt auch für die gesamte<br />
EU. Und hier stellt sich die Frage,<br />
ob die Strategie, Milliardenbeträge <strong>in</strong><br />
die D<strong>in</strong>osaurier<strong>in</strong>dustrie im Autobau<br />
zu stecken und marode Banken zu<br />
füttern, richtig ist oder das Übel nur<br />
noch verschlimmert.<br />
SONNENZEITUNG 2/09<br />
Hans-Joachim<br />
Kümpel<br />
Präsident BGR<br />
„ Erdöl wird der erste Energierohstoff se<strong>in</strong>,<br />
bei dem e<strong>in</strong>e echte Verknappung durch die<br />
Endlichkeit der Ressource spürbar wird.“<br />
Der Chefökonom der IEA <strong>in</strong> Paris,<br />
Faith Birol, nennt die europäische<br />
Konkurrenz bei der Sucht nach fossilen<br />
Rohstoffen beim Namen: „Der<br />
Zuwachs wird sich auf drei Zentren<br />
konzentrieren: Ch<strong>in</strong>a, Indien und<br />
den Nahen Osten.“ Damit s<strong>in</strong>d die<br />
Mitbewerber um die Restressourcen<br />
def<strong>in</strong>iert. Fracksausen ist auch bei<br />
den deutschen Geowissenschaftern<br />
zu diagnostizieren: Im November<br />
2008 warnte der Präsident der<br />
Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe (BGR) Hans-Joachim<br />
Kümpel: „Erdöl wird der erste Energierohstoff<br />
se<strong>in</strong>, bei dem e<strong>in</strong>e echte<br />
Verknappung durch die Endlichkeit<br />
der Ressource spürbar wird“, verriet<br />
er dem staunenden Publikum. Und<br />
er empfiehlt zusätzliche Potenziale<br />
© BGR<br />
für Erdölvorkommen zu erschließen,<br />
nicht zuletzt <strong>in</strong> der Arktis. Tatsächlich<br />
dürften rund um den kalten Nordpol<br />
noch Reservemengen schlummern.<br />
Der britische Forscher Robert<br />
Scott von der Forschergruppe CASP<br />
(Cambridge Artic Shelf Programme)<br />
verzeichnet e<strong>in</strong> hohes Interesse der<br />
Ölmultis an der Arktis: „Wir wissen,<br />
dass es an vielen Stellen der Arktis<br />
Potenzial für Öl und Gas gibt, die<br />
Barrentsee, die Nordküste von Alaska,<br />
das Makenziedelta <strong>in</strong> Kanada und die<br />
Jamal-Halb<strong>in</strong>sel <strong>in</strong> Russland.“ Aber<br />
auch hier liegen Traum und Wirklichkeit<br />
noch weit ause<strong>in</strong>ander. Von e<strong>in</strong>er<br />
wirtschaftlichen Nutzung –<br />
COVERSTORY<br />
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