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Groß, klein, mikro Im Vergleich zur Großwindkraft steckt die Technologie der Kleinwindkraftanlagen (KWA) noch in den Kinderschuhen. Schon bei der Angrenzung von „Groß“ zu „Klein“ ergeben sich die ersten Schwierigkeiten. Der deutsche Bundesverband Wind Energie (BWE) zählt jene Windräder zu Kleinanlagen, die weniger als 100 kW Nennleistung haben. Laut IEC- Norm haben KWA nicht mehr als 70 kW. Eine realistische Größe für den Hausanschluss sind Anlagen bis 30 kW, heißt es im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). Bei einfachen Kleinstanlagen, wie sie häufig auf Dächern von Wohnhäusern zu sehen sind, sprechen Fachleute bereits von „Mikro-Windkraft“. Die Leistung dieser Geräte liegt meist unterhalb von 1,5 kW. Historische Blütezeit Die größte Bedeutung hatte Windkraft in Europa zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert. Mindestens 200 000 Windmühlen haben am Kontinent Arbeit verrichtet, errechnen Edelgard und Wolfgang Fröde in ihrem Buch „Windmühlen“. Auch in Regionen, die heute keine klassischen Gebiete für Windkraft sind, haben zahlreiche Kleinwindräder zum Beispiel als Wasserpumpen-Antrieb gedient. Unzählige Betriebe und Dörfer haben einen Großteil ihres Energiebedarfs via Kleinwindkraft gedeckt. Der Niedergang dieser Wind- Epoche wurde mit dem Aufkommen der Dampfmaschine eingeläutet und mit der Elektrifizierung des ländlichen Raumes besiegelt. SONNENZEITUNG 2/09 Kleines Comeback Heute suchen viele Menschen wieder nach energieautarken Lösungen. Branchenvertreter schätzen, dass in Deutschland bereits wieder 15 000 Mikro- und Kleinwindkraftanlagen von Privatpersonen betrieben werden. Die Meisten seien allerdings Kleinstanlagen von Bastlern und würden hauptsächlich als Batterielader fungieren. Kleiner Markt Kleinwindkraftanlagen im Leistungsbereich von 10 bis 70 kW können sich eignen, um den Strombedarf eines kleinen Betriebes zu erzeugen. Vor allem für landwirtschaftliche Betriebe seien KWA in dieser Dimension interessant, sagt Ulf Gerder vom deutschen Bundesverband Wind Energie (BWE). Schließlich brauche man für solche Anlagen schon etwas Fläche und auch das nötige Kleingeld. KWA mit mehr als 10 kW Leistung haben in der Regel Masten mit 20 m Höhe und mehr sowie Rotordurchmesser, die 10 m Spannweite übersteigen. Die Kosten je kW liegen zwischen 3 500 und 7 500 Euro. „Dementsprechend sind die Stückzahlen in dem Bereich noch sehr überschaubar“, so Gerder. Bis tatsächlich ein Markt für Kleinwindkraft entstehen könne, müsse noch viel passieren. „Es fehlt an technischen Standards und Normen seitens der Hersteller. Der gesetzliche Rahmen zur Errichtung von KWA ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und häufig eine Hürde“, sagt Gerder. Außerdem gäbe es für KWA keine speziellen monetären Anreize bei der Errichtung oder der Ökostrom-Einspei- sung. Damit haben die kleinen Windräder oft mit der Wirtschaftlichkeit zu kämpfen. Der Bundesverband Wind Energie fordert eine Einspeisevergütung von 20 ct je kWh für KWA. Buntes Angebot In der Großwindkraft haben sich die 3-flügeligen Horizontalläufer durchgesetzt. Bei den KWA ist die Vielfalt an technischen Lösungen noch recht groß. Am Markt ist alles zu finden – von Anlagen mit vertikal laufenden Darrieus-, Savonius- und H-Rotoren über 2- bis 5-flügelige Horizontalläufer bis zu diversen Mischformen. Windkraft oder Mai-Lüfterl Die große Vielfalt hat aber auch Nachteile. Im Gewirr der Angebote verliert so mancher Kunde den Überblick und so mancher Hersteller den Bezug zur Realität. Mit ausgefinkelten Systemen wird versucht, der Physik ein Schnippchen zu schlagen, sodass Anlagen plötzlich einen Wirkungsgrad jenseits des theoretisch Möglichen erreichen sollen, warnt die IG Windkraft als österreichischer Verband. Um am KWA-Markt Transparenz zu gewinnen, fordern die Interessenvertreter daher auch bei Kleinanlagen eine Zertifizierung. Das sei ein erster Schritt, um das Mai-Lüfterl „Kleinwindkraft“ zu einem ertragreichen Starkwind zu beschleunigen. www.igwindkraft.at www.wind-energie.de www.wind-energy-market.com www.bundesverbandkleinwindanlagen.de THEMA 31
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