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Energiekrise in Sicht - Sonnenzeitung

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COVERSTORY<br />

20<br />

IEA-Präsident<br />

Nobuo Tanaka<br />

warnt vor der<br />

<strong>Energiekrise</strong>.<br />

Die fossile Tankstelle<br />

hat bald<br />

ausgedient.<br />

© shutterstock / robert paul van beets<br />

Über das aktuelle Stadium der F<strong>in</strong>anzkrise<br />

wird noch heftig spekuliert. Ist<br />

der Tiefpunkt erreicht und geht es<br />

langsam wieder bergauf oder geht<br />

es trotz schier unendlicher Milliardenspritzen<br />

noch weiter bergab?<br />

Welche tatsächlichen Kollateralschäden<br />

<strong>in</strong> Form von Massenarbeitslosigkeit,<br />

Verelendung oder Inflation noch<br />

© OECD/IEA, 2007<br />

jahrelang nachwirken werden, ist<br />

ebenso unbekannt, wie die tatsächlichen<br />

Ursachen der Krise. Fest steht<br />

nur, dass offensichtlich weltweit<br />

niemand ernsthaft daran denkt, das<br />

herrschende Geldsystem an sich <strong>in</strong><br />

Frage zu stellen.<br />

Noch schlimmer als die F<strong>in</strong>anzkrise<br />

wird die <strong>Energiekrise</strong> die Erdenbewohner<br />

treffen, schallt es von der<br />

IEA aus Paris. Von dort hätte man die<br />

Warnrufe am allerwenigsten erwartet.<br />

Galt <strong>in</strong> der Festung der fossilen<br />

und atomaren Energiepäpste doch<br />

jahrzehntelang das eiserne Dogma,<br />

dass fossile Rohstoffe <strong>in</strong> Hülle und<br />

Fülle vorhanden seien. Verknappung<br />

war für sie e<strong>in</strong> Fremdwort, erfunden<br />

von apokalyptischen Schwarzsehern.<br />

Ölreserven s<strong>in</strong>ken<br />

In e<strong>in</strong>em Interview mit der Süddeutschen<br />

Zeitung vom 27. Februar<br />

2009 erklärte Tanaka se<strong>in</strong>e schwere<br />

Besorgnis darüber, dass weltweit die<br />

förderbaren Ölreserven dramatisch<br />

s<strong>in</strong>ken. Die Ölmultis horten ihre<br />

Milliardengew<strong>in</strong>ne der letzten Jahre<br />

anstatt sie <strong>in</strong> die Erschließung neuer<br />

Förderstätten zu stecken. Der Grund:<br />

der relativ niedrige Ölpreis von etwa<br />

50 Dollar pro Barrel. Weltweit wurde<br />

e<strong>in</strong> Viertel der Investitionen b<strong>in</strong>nen<br />

Jahresfrist reduziert. Alle<strong>in</strong> bis Februar<br />

dieses Jahres s<strong>in</strong>d 35 der 130 größten<br />

Ölförderprojekte e<strong>in</strong>gefroren oder<br />

überhaupt e<strong>in</strong>gestellt worden. Zieht<br />

die Weltwirtschaft ab 2010 wieder<br />

an, steht drei Jahre später im Jahre<br />

2013 e<strong>in</strong>e „schlimmere Weltwirtschaftskrise“<br />

bevor, als es die akute<br />

F<strong>in</strong>anzkrise ist. Auch den Rohölpreis<br />

für 2013 sagt Tanaka voraus, er wird<br />

se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach die 200-Dollar-<br />

Marke durchschlagen. Die Katze beißt<br />

sich <strong>in</strong> den Schweif: Liegt der Ölpreis<br />

danieder, lohnt sich die Förderung<br />

nicht, Verknappung tritt e<strong>in</strong> und der<br />

Preis steigt wieder. Bei e<strong>in</strong>em Preis<br />

von „lumpigen“ 50 Dollar werden<br />

gerade noch alte Ölfelder leer<br />

gepumpt. Für Bohrungen im Ozean<br />

mit e<strong>in</strong>er Meerestiefe von 2 000 bis<br />

3 000 m braucht man m<strong>in</strong>destens 60<br />

Dollar pro Barrel. Venezuela braucht<br />

e<strong>in</strong>en Ölpreis von 90 Dollar, um den<br />

Staatshaushalt auszugleichen, der<br />

Iran kalkuliert mit Gew<strong>in</strong>n bei 80 Dollar.<br />

Leicht zugängliche Ölfelder gibt es<br />

heute nicht mehr, die Nordseeböden<br />

s<strong>in</strong>d abgesaugt, letzte Hoffungsgebiete<br />

s<strong>in</strong>d abgelegene Gegenden<br />

wie Kasachstan. E<strong>in</strong> anderer Ausweg<br />

ist kanadischer Teerdreck, der nobel<br />

Ölsand genannt wird, dessen Abbau<br />

aber teuer und energie<strong>in</strong>tensiv ist.<br />

Das Kampfthema der Prognostiker<br />

heißt „Peak-Oil“, aber auch schon<br />

„Peak-Gas“, also jener Zeitpunkt,<br />

an dem die Hälfe der maximalen<br />

Fördermenge von Öl und Gas ausgesaugt<br />

ist und damit automatisch die<br />

Verknappung e<strong>in</strong>tritt. Für Öl wird vom<br />

renommierten Bölkow-Institut das<br />

Jahr 2006 als Förderhöhepunkt

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