05·2007 - Themen: … im Wasser, am Wasser, Kraftwerke - Umrisse
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Ein Schlüssel zur Lösung dieses Konfliktes<br />
war das Auffinden von hydraulischen Engstellen,<br />
sogenannten Kontrollquerschnitten,<br />
mit der Intention einer Verbesserung<br />
der Abflußleistung des dortigen Flußprofils.<br />
Im Zuge der eind<strong>im</strong>ensionalen hydraulischen<br />
Berechnungen konnten nun verschiedene<br />
»Kontrollquerschnitte« benannt<br />
werden, die Größenordnung der dort möglichen<br />
Abflußverbesserungen war jedoch<br />
mit den klassischen Möglichkeiten der<br />
hydraulischen Berechnungsansätze nicht<br />
sicher nachweisbar; der Einsatz eines<br />
Modellversuches an der Universität Karlsruhe<br />
sollte daher Aufschluß geben. Insbesondere<br />
die ungünstige Kurvenführung der<br />
Nahe an der Cruceniatherme schien<br />
ertüchtigungsfähig, ebenso wie der Einmündungsbereich<br />
des sogenannten<br />
Mühlenteichs, ein offener Triebwerkskanal,<br />
der das Stadtzentrum durchquert, und<br />
seine Wiedervereinigung mit der Nahe an<br />
der Kirschsteinanlage. Im Modellversuch<br />
bestätigte sich, daß diese beiden Punkte<br />
den Durchbruch für die Machbarkeit des<br />
Projektes darstellten. Das hydraulische<br />
Konzept wurde <strong>im</strong> Modellversuch opt<strong>im</strong>iert<br />
und schlüssig nachgewiesen. Auf der<br />
Grundlage war es möglich, alle Betroffenen<br />
zu überzeugen und das Planfeststellungsverfahren<br />
ohne Einsprüche in kurzer<br />
Zeit abzuschließen; das Modell in Karlsruhe<br />
besichtigen und die Wirkungsweise <strong>im</strong><br />
Versuch erleben zu können war hier ein<br />
wichtiger Aspekt für die schnelle, allgemeine<br />
Akzeptanz des Konzeptes.<br />
Die hydraulischen Verbesserungen liegen<br />
an drei Stellen:<br />
– Die neue Linienführung der Nahe, mit<br />
einer sanft geschwungenen Ufermauer,<br />
an der sich die Hochwassermassen<br />
anlegen können und nahezu ohne<br />
Geschwindigkeitsverlust »die Kurve<br />
kriegen«. Bisher mußte die Nahe an<br />
dieser Stelle einen abrupten Richtungswechsel<br />
vollziehen, wobei die<br />
<strong>Wasser</strong>massen einen großen Teil ihres<br />
Geschwindigkeitspotentials verloren<br />
und diese Energie in Lageenergie, also<br />
einen höheren <strong>Wasser</strong>spiegel umsetzten.<br />
– Die Verengung <strong>am</strong> Zulauf zum Mühlenteich,<br />
d<strong>am</strong>it der Zufluß der <strong>Wasser</strong>massen<br />
in Richtung Stadtgebiet<br />
gedrosselt wird.<br />
– Die sanfte Zus<strong>am</strong>menführung der Nahe<br />
mit dem Ausfluß des Mühlenteiches,<br />
ohne störende Verwirbelungen.<br />
Die Summe dieser Verbesserungen hat es<br />
ermöglicht, städtebaulich akzeptable<br />
Lösungen zu entwickeln bei Baukosten, die<br />
einen Nutzen-Kosten-Effekt von ca. 10:1<br />
versprechen.<br />
Untergrundabdichtung:<br />
Mit dem Nachweis der Machbarkeit des<br />
Hochwasserschutzes stellt sich die Aufgabe<br />
der Grundwasserkontrolle, die D<strong>im</strong>ensionierung<br />
der Untergrundabdichtung in<br />
Abhängigkeit von den anstehenden Hochwasserständen.<br />
Bei Normalabfluß in der<br />
Nahe soll das Grundwasser vom Hinterland<br />
abfließen können und nicht durch<br />
Aufstau für ganzjährig feuchte Keller <strong>im</strong><br />
Stadtgebiet sorgen. Dieses Problem ließ<br />
sich durch die Analyse der historischen<br />
Hochwasserwellen in einfacher Weise<br />
lösen: Die Dauer eines Hochwassers in der<br />
Nahe ist auf ca. 12–24 h begrenzt. Die<br />
Berechnung der Sickerströme und der<br />
d<strong>am</strong>it verbundenen Fließzeiten des Drängewassers<br />
zeigte nun, daß die Anordnung<br />
einer Teilabdichtung mit lediglich 4–6 m<br />
tiefen Dichtungsschürzen ausreichend ist.<br />
Die kurzen Schürzen erlauben weiterhin<br />
das Abfließen der Grundwasserströme in<br />
Richtung Nahe. Baukosten in Millionenhöhe<br />
für tiefe Dichtungsschürzen sowie<br />
Drainagesysteme und Pumpstationen<br />
konnten derart eingespart werden.<br />
Mobiles Schutzsystem:<br />
Wo <strong>im</strong>mer erforderlich, sind die massiven<br />
Mauern aufgelöst worden zugunsten eines<br />
mobilen Schutzsystems. Bei der Wahl dieses<br />
Systems konnte unter mehreren auf<br />
dem Markt verfügbaren und ausgereiften<br />
D<strong>am</strong>mbalkenstrukturen ausgewählt werden.<br />
Auf die folgenden Punkte wurde dabei<br />
größter Wert gelegt:<br />
– Stabilität und Langlebigkeit,<br />
– einfache Handhabung, zum Beispiel<br />
Einsatz bei Dunkelheit durch ungeschultes<br />
Personal, symmetrische Elemente,<br />
kurze Montagezeiten,<br />
– Vereinheitlichung durch gegeneinander<br />
austauschbare Elemente mit möglichst<br />
einer, höchstens zwei verschiedenen<br />
D<strong>am</strong>mbalkenlängen,<br />
– Bauelemente zur Überbrückung von<br />
Höhensprüngen in Gelände und Mauern,<br />
– einfache Lagerfähigkeit, also Stapelbarkeit<br />
und geringes Konstruktionsgewicht,<br />
– einfache Wartung,<br />
– vandalismussichere Verriegelungen<br />
und Verschraubungen.<br />
Insges<strong>am</strong>t wurden auf der ca. 5.700 m<br />
langen Schutzanlage, die aus Mauern<br />
und Erdwällen besteht, auf 950 m Länge<br />
mobile Elemente errichtet, gelagert in einer<br />
350-m 2 -Halle.<br />
[<strong>Umrisse</strong>]