Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dr. Joachim Klieser, Chefarzt der Abteilung für Neurologie<br />
Beim Schlaganfall zählt jede M<strong>in</strong>ute<br />
Anlaufstelle für Patienten mit akuten oder chronischen Problemen<br />
Für Patienten mit akuten oder chronischen<br />
neurologischen Problemen gibt es <strong>in</strong> <strong>Herne</strong><br />
nur e<strong>in</strong>e Anlaufadresse: das Evangelische<br />
Krankenhaus. Hier werden Erkrankungen des<br />
zentralen und peripheren Nervensystems<br />
sowie der Muskulatur behandelt. E<strong>in</strong> Schwerpunkt<br />
der Neurologischen Abteilung liegt bei<br />
der optimalen Versorgung von Schlaganfallpatienten<br />
<strong>in</strong> der Stroke Unit.<br />
“Das Wichtigste bei e<strong>in</strong>em Schlaganfall ist<br />
schnelles Handeln”, erklärt Chefarzt Dr.<br />
Joachim Klieser. Wenn e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Versorgung<br />
<strong>in</strong> den ersten drei Stunden nach<br />
Auftreten der Symptome e<strong>in</strong>setzt, bestehen<br />
die besten Überlebens- und Behandlungschancen<br />
für den Patienten. Dies gilt auch,<br />
wenn nur leichte Störungen zu verzeichnen<br />
s<strong>in</strong>d. Die häufigsten Symptome s<strong>in</strong>d Gefühlsstörungen<br />
oder Kraftm<strong>in</strong>derung e<strong>in</strong>er Körperseite.<br />
E<strong>in</strong> Schlaganfall kann sich jedoch auch<br />
als Sehstörung oder Störung beim Sprechen<br />
oder Verstehen bemerkbar machen.<br />
Zur optimalen Behandlung gehören e<strong>in</strong>e<br />
sichere Diagnosestellung und e<strong>in</strong> speziell<br />
geschultes neurologisch erfahrenes Team mit<br />
zusätzlicher radiologischer und <strong>in</strong>ternistischer<br />
Fachkompetenz, wie es im EvK <strong>Herne</strong> anzutreffen<br />
ist. E<strong>in</strong>drucksvolle positive Erfahrungen,<br />
die anfangs <strong>in</strong> den USA, kurz darauf<br />
auch <strong>in</strong> Deutschland mit speziellen Schlaganfall-Überwachungse<strong>in</strong>heiten<br />
gemacht wurden,<br />
haben das EvK <strong>Herne</strong> dazu veranlasst,<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Neurologischen Abteilung e<strong>in</strong>e<br />
eigene “Stroke-Unit” e<strong>in</strong>zurichten. Hier werden<br />
<strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit alle zur präzisen<br />
Diagnose benötigten Untersuchungen durchgeführt.<br />
Wenn dabei e<strong>in</strong>e Hirnblutung ausgeschlossen<br />
wurde und der Verdacht auf e<strong>in</strong>e<br />
Durchblutungsm<strong>in</strong>derung des Gehirns besteht,<br />
schließt sich sofort e<strong>in</strong>e Ultraschalluntersuchung<br />
der Hals- und Hirngefäße an.<br />
Hohes Risiko e<strong>in</strong>es erneuten Schlaganfalls<br />
So wird die Voraussetzung geschaffen, e<strong>in</strong>e<br />
Lysebehandlung durchzuführen. Dabei wird<br />
der Blutpfropf aufgelöst, der e<strong>in</strong> Gehirngefäß<br />
verstopft. Dies ist unter bestimmten Voraussetzungen<br />
<strong>in</strong>nerhalb der ersten Stunden nach<br />
Symptombeg<strong>in</strong>n möglich. Da gerade unmittelbar<br />
nach dem Schlaganfall das Risiko e<strong>in</strong>es<br />
erneuten Schlaganfalles am größten ist, müssen<br />
vorbeugende Maßnahmen so schnell wie<br />
möglich ergriffen werden. Diese Maßnahmen<br />
können - abhängig von der Ursache der<br />
Durchblutungsstörung - Infusionsbehandlungen<br />
se<strong>in</strong>, die die Fließeigenschaften des<br />
Blutes bessern oder die Blutger<strong>in</strong>nung bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Geht der Schlaganfall von e<strong>in</strong>er verstopften<br />
Halsschlagader aus, muss möglichst<br />
schnell e<strong>in</strong>e gefäßchirurgische Operation<br />
durchgeführt werden.<br />
Bei Blutungen im Schädel<strong>in</strong>neren kann e<strong>in</strong>e<br />
rasche neurochirurgische Operation erforderlich<br />
se<strong>in</strong>. Hier bietet die enge Kooperation mit<br />
den entsprechenden Abteilungen des EvK entscheidende<br />
Vorteile.<br />
Die Stroke-Unit hat zwei Überwachungszimmer<br />
für Schlaganfallpatienten. Sie s<strong>in</strong>d mit<br />
<strong>in</strong>sgesamt vier Monitoren ausgestattet, mit<br />
denen die kont<strong>in</strong>uierliche Überwachung von<br />
EKG, Blutdruck, Sauerstoffversorgung,<br />
Atmung und Temperatur möglich ist. Die<br />
Daten der Patienten werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zentralen<br />
Überwachungse<strong>in</strong>heit im Schwesternzimmer<br />
kontrolliert. Diese umfassende Überwachung<br />
erlaubt <strong>in</strong> der Akutphase die optimal kontrollierte<br />
Therapie des Patienten.<br />
Frühzeitige therapeutische Betreuung<br />
E<strong>in</strong>e der mehrfachen Visiten wird <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är<br />
durchgeführt, um so die Behandlung des<br />
Patienten fachübergreifend zwischen<br />
Neurologen und Internisten abzustimmen.<br />
Komplikationen des Herz-/Kreislaufsystems<br />
und der Lunge oder auf neurologischem<br />
Gebiet können so eher erkannt und mit größerem<br />
Erfolg behandelt werden.<br />
Wesentlicher Bestandteil des<br />
Therapiekonzeptes der Stroke-Unit ist auch<br />
e<strong>in</strong>e frühzeitige krankengymnastische, ergotherapeutische<br />
und sprachttherapeutische<br />
Betreuung. Sie dient der Behandlung von<br />
Lähmungen, von Sprach- und<br />
Schluckstörungen, aber auch der Vermeidung<br />
von Komplikationen, wie z.B. Lungenentzündungen.<br />
“E<strong>in</strong>e Vielzahl von Studien belegt, dass<br />
Patienten, die <strong>in</strong> der Stroke-Unit behandelt<br />
werden, deutlich bessere Überlebenschancen<br />
haben und wesentlich weniger dauerhafte<br />
Schäden davon tragen”, erklärt Chefarzt Dr.<br />
Joachim Klieser. Die Bedeutung und optimale<br />
Funktionalität der Stroke Unit am EvK wird<br />
durch den Zertifizierungsprozess der Deutschen<br />
Schlaganfallhilfe bestätigt. Daneben ist<br />
die Anerkennung als Behandlungsschwerpunkt<br />
durch die Bezirksregierung Arnsberg und das<br />
M<strong>in</strong>isterium für Gesundheit, Soziales, Frauen<br />
und Familie des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
zu erwarten.<br />
Doch nicht nur Schlaganfallpatienten erfahren<br />
e<strong>in</strong>e optimale Versorgung. Zur Diagnostik neurologischer<br />
Krankheitsbilder stehen sämtliche<br />
üblicherweise vorgehaltenen Untersuchungsverfahren<br />
zur Verfügung. Mit Hilfe<br />
dieser Untersuchungsmöglichkeiten gel<strong>in</strong>gt<br />
es, auch seltenere Krankheitsbilder zu diagnostizieren<br />
und e<strong>in</strong>e gezielte Therapie zu<br />
veranlassen. Behandelt werden sämtliche<br />
Erkrankungen des zentralen und peripheren<br />
Nervensystems sowie der Muskulatur.<br />
Besonders häufig vertretene Krankheitsbilder<br />
s<strong>in</strong>d Schlaganfall, Hirndurchblutungsstörungen<br />
unterschiedlichster Genese, Epilepsien,<br />
Park<strong>in</strong>sonsyndrom, akute oder chronisch-entzündliche<br />
Erkrankungen wie Men<strong>in</strong>gitis oder<br />
Multiple Sklerose.<br />
<strong>Mediz<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>Herne</strong> | 9