54 SPezial_outsourcingDie Zukunft ist hybridROUNDTABLE. Wohin bewegt sich Outsourcing? Das Personalmagazin sprach mit sechsExperten über die gegenwärtige Entwicklung, Trends und Herausfor<strong>de</strong>rungen.Von Katharina Schmitt (Red.)Verlässt man sich alleine aufdie Marktforschung, siehtdie Outsourcing-Branche gol<strong>de</strong>nenZeiten entgegen: „Thefuture of HR Outsourcing has neverbeen brighter“ prophezeit Gartner inseiner aktuellen Analyse „Market Scopefor Comprehensive HR BPO“. Die Personalmagazin-Redaktionwollte wissen,ob diese Meinung allgemein geteilt wird„Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mittelstandmit umdie 1.000 Mitarbeitersollte beiOutsourcingverhandlungenganz an<strong>de</strong>re alsPreisdiskussionen führen.“Andreas Kiefer, GeschäftsführerADP Employer Services GmbHund bat sechs HR-Outsourcing-Anbieter<strong>zum</strong> Roundtable für einen Gedanken-,Visions- und Meinungsaustausch.International „riesig“– lokal „schön“Tatsächlich ist die Stimmung am run<strong>de</strong>nTisch bestens. Auch wenn <strong>de</strong>r seitgut zehn Jahren erwartete Outsourcing-Hype immer noch auf sich warten lässt– besorgt wirkt keiner <strong>de</strong>r Teilnehmer.„Der internationale Markt ist ein Riesengeschäft“,erklärt Andreas Kiefer, <strong>de</strong>r alsGeschäftsführer von ADP <strong>de</strong>n weltweitgrößten Dienstleister im HR-Outsourcingvertritt. Auch Michael Grotherr, verantwortlichbei Northgate Arinso (NGA) fürDACH und Nord-Ost-Europa, verzeichnetfür NGA im internationalen Marktenormes Wachstum. „In Deutschlandselbst hat <strong>de</strong>r BPO–Boom noch nichtstattgefun<strong>de</strong>n“, gibt er jedoch zu. Dennochkann Northgate Arinso auch hierein Wachstum von 30 Prozent gegenüber<strong>de</strong>m Vorjahr verzeichnen.Und auch, wer sich eher auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utscheno<strong>de</strong>r europäischen Markt fokussiert,kann nicht klagen. „Im lokalenMarkt verzeichnen wir keinen riesenhaftenAufbruch“, schränkt ThomasEggert, Geschäftsführer von TDS, ein.„Doch sehen wir ein stetiges Wachstum.“Auf sechs bis zehn Prozent schätzendie Teilnehmer <strong>de</strong>n durchschnittlichenZuwachs auf <strong>de</strong>m Outsourcing-Markt imletzten Jahr in Deutschland. Wobei sichschnell zeigt, dass Outsourcing nichtgleich Outsourcing ist. Zur Sprache kommendie unterschiedlichsten Ansätze füreine Vielzahl unterschiedlicher Kun<strong>de</strong>n.Bei TDS, die mit mehr als 800.000 abgerechnetenPersonalstammsätzen imMonat einer <strong>de</strong>r Marktführer in Deutschlandist, kommen über die Hälfte allerKun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Non-Profit-Sektor.Das Bremer Rechenzentrum hat sichauf Paisy fokussiert und übernimmt <strong>de</strong>rzeit130.000 Entgeltabrechnungen imTeil- und Full-Service. Der Datenzugrifferfolgt über das eigene webbasierte Personalmanagement-System.Weitere Modulewie Kompetenz-Management undWorkforce Mo<strong>de</strong>ling wer<strong>de</strong>n über einPartnernetzwerk abgewickelt, erklärtGeschäfsführer Armin Rautenhaus.Veda, vertreten durch GeschäftsführerDr. Ralf Gräßler, geht über diesen Ansatznoch hinaus und setzt alleine die selbstentwickeltenVeda-Lösungen ein, mit <strong>de</strong>rsowohl Teilprozesse in <strong>de</strong>r Entgeltabrechnungals auch die vollständigen HR-Prozesse abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.Birgit Ennemoser, GeschäftsführerinPersonalservices bei Auren, hat einen etwasan<strong>de</strong>ren Hintergrund: Ursprünglichaus <strong>de</strong>r Steuerberatung kommend, bietetAuren Unternehmen zwischen 200 und2.500 Mitarbeitern nun auch professionellesLohnabrechnungs-Outsourcingan. „Unser Umsatz liegt bei 14 Millionen,wobei sich unser Service verteiltauf Outsourcing und Finanzbuchhaltungund Steuerberatung,“ erklärt Ennemoser.Der Vergleich mit <strong>de</strong>n wesentlichgrößeren Anbietern stört sie nicht. „Wirsind noch sehr, sehr klein“, erklärtsie, „aber es entwickelt sich schön.„Im lokalenMarkt verzeichnenwir nicht<strong>de</strong>n immerwie<strong>de</strong>r prognostiziertenriesenhaften Aufbruch.Doch wir sehen einstetiges Wachstum.“Thomas Eggert, Geschäftsführer TDSHR Services & Solution GmbHpersonalmagazin 11 / 12
55© ralf bauer, kölnÜber <strong>de</strong>n Grund für ihre individuelle,aber bei je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r mitdiskutieren<strong>de</strong>nAnbietern „schöne“ Entwicklung sindsich alle einig: Immer mehr Kun<strong>de</strong>nkommen um ein Outsourcing ihrer Entgeltabrechnungo<strong>de</strong>r auch weiterer HR-Funktionen nicht mehr herum.Mittelstand lagert zunehmend ausDiese Entwicklung greift zunehmendauch im Mittelstand durch, das bestätigtauch die Gartner-Studie und eine Erhebung<strong>de</strong>r Information Service Group(ISG) im August 2012.Das hat häufig ganz pragmatischeGrün<strong>de</strong>, meint Ennemoser: „Die Firmenfin<strong>de</strong>n keine qualifizierten Lohnabrechnermehr“, erklärt sie. Sowohl Gehalt alsauch Karrierechancen seien bei Outsourcing-Anbieternwesentlich besser – werwolle da noch als Lohnabrechner in einermittelständischen Personalabteilungbleiben? Gräßler pflichtet ihr bei – undLohnabrechnen mache ja wirklich auchkeinen Spaß mehr, gibt er zu. Er nenntaber auch noch einen zweiten Treiber<strong>de</strong>s Outsourcings: „Es ist die Überlegung,wo noch Potenziale sind, um dieEffizienz zu steigern und Kosten zu sparen.“Und gera<strong>de</strong> im Mittelstand wärenin diesen administrativen Bereichendurch Automatisierung, Softwareunterstützungo<strong>de</strong>r schließlich komplettesOutsourcing noch Produktivitätssteigerungenmöglich.Zu kurz gegriffen wäre, nur die Einsparungenin <strong>de</strong>r Personalabteilungdurch die Auslagerung zu sehen, daraufweist Eggert vehement hin: „Die Kostenin <strong>de</strong>r Personalabteilung sind so geringim Vergleich zu Produktionskosten o<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>ren Posten – da sind diese Einsparungendoch lächerlich.“ Gräßler pflichtetihm bei: Der Hebel sei nicht, zweiLeute im Payroll-Bereich einszusparen.Er liege in <strong>de</strong>r gesamthaften Betrachtungaller Prozesse, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>rer, die dannwie<strong>de</strong>r eine Multiplikatorenfunktion imUnternehmen haben. Als Beispiel nennter Selfservice-Prozesse, die die Gesamtheit<strong>de</strong>r Mitarbeiter erreichen.Verkauft sich HR unter Wert?Dennoch scheint <strong>de</strong>r Preis bei <strong>de</strong>n meistenKun<strong>de</strong>n ein ausschlaggeben<strong>de</strong>s Argumentfür die Entscheidung über <strong>de</strong>nOutsourcing-Anbieter zu sein. Einen Einblickgibt ADP-Geschäftsführer Kiefer:„Wir führen härteste Preisdiskussionenmit Firmen um die 1.000 Mitarbeiter, diedas gar nicht sollten. Die müssten sicheigentlich viel eher überlegen, wie sieSysteme aufbauen können, um mit <strong>de</strong>nGroßen wie mit <strong>de</strong>n kleinen, hochindividualisiertenUnternehmen mithaltenzu können. Die müssten mit uns ganzan<strong>de</strong>re als Kostendiskussionen führen.“Auch Gräßler sieht die Aufgabe <strong>de</strong>rVerantwortlichen in <strong>de</strong>n Firmen nichtvorrangig darin, <strong>de</strong>n günstigsten, son<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n für das Unternehmen bestenAnbieter zu fin<strong>de</strong>n. Doch befürchtet<strong>de</strong>r Veda-Chef, dass gera<strong>de</strong> im Mittelstanddiese Einsicht noch nicht überallherrscht, son<strong>de</strong>rn sich erst langfristigdurchsetzen wird: „Wenn <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischeWan<strong>de</strong>l die 500-Mann-Unternehmenin echte Schwierigkeiten gebrachthat, dann wer<strong>de</strong>n sie anfangen müssen,strategisch zu arbeiten. Und dann wer<strong>de</strong>nsich auch diese Unternehmen umEffizienz und Professionalität in ihrenProzessen bemühen müssen.“Rautenhaus erklärt sich die Preisdiskussionen,die auch bei <strong>de</strong>n ganz großenKun<strong>de</strong>n gang und gäbe sind, auchmit einem gewissen Verdrängungswettbewerb:„Der Kun<strong>de</strong> wechselt <strong>de</strong>nAnbieter und möchte dabei natürlich„Der Hebel istnicht, Leute imPayroll-Bereicheinzusparen. DieVorteile von Outsourcingzeigen sich bei <strong>de</strong>rBetrachtung aller Prozesse.“Dr. Ralf Gräßler, Geschäftsführen<strong>de</strong>rGesellschafter Veda GmbHetwas optimieren. Gera<strong>de</strong> beim Teiloutsourcingbietet sich für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n daletztlich oft nur noch <strong>de</strong>r Preisvergleichan.“ Trotz<strong>de</strong>m, fügt er hinzu, bleibt einganz wichtiger Aspekt die Qualität in<strong>de</strong>r Betreuung: „Die Kun<strong>de</strong>n legen sehrgroßen Wert auf persönliche und kompetenteAnsprechpartner.“ Doch die Erfahrung<strong>de</strong>r Preisdiskussionen macht auchGrotherr: „Wir bekommen von unserenKun<strong>de</strong>n teilweise schon die fertigenService Level Agreements vorgelegt. Dableiben <strong>de</strong>n Verantwortlichen nur nochdie Preise, um zu verhan<strong>de</strong>ln.Ennemoser macht ganz an<strong>de</strong>re Er-11 / 12 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>