78 Persönlich_KommunikationKollidieren<strong>de</strong> Welten im EinklangPraxis. Oft arbeiten Personal- und Finanzabteilung eher gegen- als miteinan<strong>de</strong>r. Dabeikönnte eine konstruktive Kooperation <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg erheblich steigern.Von Manfred Faber Ein bekanntes Sprichwort sagt:„Gegensätze ziehen sich an.“Doch in Unternehmen scheint<strong>de</strong>r Volksmund zu irren – <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>stwas die Zusammenarbeit zwischenPersonal- und Finanzabteilungbetrifft. Denn bei<strong>de</strong> Abteilungen agierenoft komplett getrennt voneinan<strong>de</strong>r,zu unterschiedlich sind die Denk- undSichtweisen. Die Vorbehalte auf bei<strong>de</strong>nSeiten sind groß: Oft werfen Personaler<strong>de</strong>n Finanzlern vor, nur die reinen Zah-len im Kopf zu haben, sich aber nichtzu überlegen, wer tatsächlich dahintersteht.Die Finanzler hingegen monieren,dass nur Zahlen wirklich fassbar undsomit werthaltig und bewertbar wären.Unterschiedliche ErwartungenDie Grün<strong>de</strong> für die Probleme zwischenbei<strong>de</strong>n Abteilungen liegen auf <strong>de</strong>r Hand:Firmen sind finanziell gesteuert undmessen ihren Erfolg in erster Linie anhandvon Kennzahlen, Daten und Fakten.„Weiche Faktoren“, wie Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheitund -beteiligung, För<strong>de</strong>rung vonUnternehmertum o<strong>de</strong>r Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen,sind nur schwergreifbar. Deshalb divergieren auch dieZielvorgaben für Finanz- und Personalabteilungstark: Vom Finanzler erwartenGeschäftsleitung und Sharehol<strong>de</strong>r kurzfristigeErgebnisse. Anhand dieser Eckdatenentschei<strong>de</strong>n die Verantwortlichendann über die Zukunft <strong>de</strong>s Unternehmens.Die Daten müssen <strong>de</strong>shalb möglichstzeitnah und ausführlich, dabei aberqualitativ hochwertig erhoben, ausgewertetund bereitgestellt wer<strong>de</strong>n – ein enormerDruck, unter <strong>de</strong>m die Mitarbeiteraus <strong>de</strong>r Finanzabteilung täglich stehen.Sie liefern die Grundlagen, mit <strong>de</strong>nendas Topmanagement und die Geschäftsleitungdas Unternehmen operativ undstrategisch erfolgreich steuern können.Die Erwartungen an die Personalabteilungsind hingegen, die bestenMitarbeiter zu rekrutieren und an dasUnternehmen zu bin<strong>de</strong>n, sie zur höchstmöglichenLeistung zu motivieren undim Sinne <strong>de</strong>r Unternehmensziele weiterzuentwickeln.Der Mitarbeiter als Individuumsteht somit im Mittelpunkt – mitall seinen Fähigkeiten, Erfahrungen,persönlichen Aspekten und Entwicklungsmöglichkeiten.Der Faktor Zeitkann dabei nur eine untergeordnete Rollespielen, <strong>de</strong>nn die Ergebnisse sind ehermittelfristig sichtbar.Vorteile <strong>de</strong>r ZusammenarbeitWenn sowohl Finanz- als auch Personalabteilungkonstruktiv zusammenarbeiten,könnte das Unternehmen als Ganzeslangfristig erfolgreicher sein. Allerdingskann dies nur erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn alleMitarbeiter an einem Strang ziehenund das Unternehmen gemeinsam nachvorne bringen wollen. Die Vorteile liegenauf <strong>de</strong>r Hand.• Durch eine Zusammenarbeit bei<strong>de</strong>r Abteilungenist sichergestellt, dass Themenaus mehreren Perspektiven und unterverschie<strong>de</strong>nen Gesichtspunkten betrachtetwer<strong>de</strong>n. Die unterschiedlichen Erfahrungenvon Finanzlern und Personalernkönnen hier als wichtiger Vorteil angesehenwer<strong>de</strong>n: Ein Unternehmen will beispielsweiseschnell einen neuen Bereichaufbauen, um <strong>de</strong>r Konkurrenz zuvorzukommen.Dafür ist es notwendig, geeigneteMitarbeiter aus an<strong>de</strong>ren Abteilungenumzusetzen. Der Personaler weiß, werfür diese neue Herausfor<strong>de</strong>rung geeignetist und diese gern annehmen wür<strong>de</strong>.Ergänzend müssen auch neue Mitarbeitergefun<strong>de</strong>n und integriert wer<strong>de</strong>n. AmFinanzler liegt es nun, das Budget dafürso schnell wie möglich bereitzustellen.Durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeitkann das Projekt effizient un<strong>de</strong>rfolgreich umgesetzt wer<strong>de</strong>n.© Loskutnikov / shutterstock.compersonalmagazin 11 / 12
79© wildstyle / shutterstock.comEr<strong>de</strong> an Mars, bitte kommen!Die Distanz zwischen Personal- undFinanzabteilung erfor<strong>de</strong>rt manchmalähnliche Ausrufe.• Destruktive Politik wird durch konstruktiveZusammenarbeit verhin<strong>de</strong>rt,nutzlose o<strong>de</strong>r überflüssige Aktionen vermie<strong>de</strong>n.Es gilt, nicht gegeneinan<strong>de</strong>r zuarbeiten, son<strong>de</strong>rn miteinan<strong>de</strong>r, etwa bei<strong>de</strong>r Budgetplanung. Finanz- und Personalabteilungsollten sich nicht als Kontrahentensehen, son<strong>de</strong>rn gemeinsamvernünftig und mit Sachverstand planen,damit das Unternehmen ein gegebenesZiel mit realistischen Kosten erreicht.• Für <strong>de</strong>n Finanzler sehen bestimmteAusgaben nur nach hohen Kosten aus.Es gilt, nicht gegeneinan<strong>de</strong>rzu arbeiten,son<strong>de</strong>rn miteinan<strong>de</strong>r.Finanz- und Personalabteilungsollten sichnicht als Kontrahentensehen, son<strong>de</strong>rngemeinsam planen.Hier kann <strong>de</strong>r Personaler erklärend zurSeite stehen und <strong>de</strong>utlich machen, welchenMehrwert sie auf Dauer haben.Ein Beispiel ist <strong>de</strong>r Personalabbau: DerFinanzler ist angehalten, möglichst kostensparendzu agieren, <strong>de</strong>r Personalerhingegen weiß, wie negativ solche Maßnahmenbei <strong>de</strong>r verbleiben<strong>de</strong>n Belegschaftaufgenommen wer<strong>de</strong>n. Es ist nunAufgabe bei<strong>de</strong>r Bereiche, faire Pakete,aber auch Maßnahmen zur Mitarbeitermotivationfür die verbleiben<strong>de</strong>n Mitarbeiterzu konzipieren.Fünf Tipps für das Miteinan<strong>de</strong>rFür ein konstruktives Miteinan<strong>de</strong>r vonPersonal- und Finanzabteilung ist eserstens wichtig zu verstehen, wie dieWelt <strong>de</strong>s Finanzlers funktioniert und wieseine Denk- und Arbeitsweise strukturiertist. Auch <strong>de</strong>r Personaler sollte seineSichtweise vermitteln, sodass ein grundlegen<strong>de</strong>sVerständnis für die gegenseitigeArbeit entwickelt wer<strong>de</strong>n kann.Hilfreich kann es sein, in <strong>de</strong>r jeweils an<strong>de</strong>renAbteilung zu „hospitieren“. AuchWorkshops o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Entwicklungsmaßnahmenmit <strong>de</strong>n Mitarbeitern ausbei<strong>de</strong>n Abteilungen helfen, die Sichtweise<strong>de</strong>r Kollegen zu verstehen.Bin<strong>de</strong>n Sie zweitens die Finanzabteilungvon Anfang an mit in Projekte einund erklären Sie <strong>de</strong>tailliert Ihr Vorgeheno<strong>de</strong>r Ihre Beweggrün<strong>de</strong>. Wie in vielenan<strong>de</strong>ren Bereichen auch, ist Kommunikationdas A und O. Sie suchen neueFührungskräfte? Machen Sie ein Brainstormingmit <strong>de</strong>m Finanzler: Wie sieht<strong>de</strong>r Bewerbermarkt aus? Welche neuenWege gibt es, qualifizierte Bewerber zuerreichen? Was sind geeignete Gehälter,die motivieren, bei Ihnen einzusteigen?Oft schaffen frische I<strong>de</strong>en aus an<strong>de</strong>renAbteilungen neue Sichtweisen und bringenMöglichkeiten ins Spiel, auf die manalleine nicht gekommen wäre.Drittens: „Übersetzen“ Sie weiche Faktorenin die Sprache <strong>de</strong>s Finanzlers. NehmenSie dabei Instrumente zu Hilfe, mit<strong>de</strong>nen Sie nachweisen können, welcheAuswirkungen das auf <strong>de</strong>n Unterneh-menserfolg hat. In <strong>de</strong>r Praxis hat sichvor allem die regelmäßige Mitarbeiterbefragungbewährt. Wenn etwa die Zufrie<strong>de</strong>nheit<strong>de</strong>r Mitarbeiter von Jahr zu Jahrschlechter wird, kann das zusätzlicheKosten verursachen, die <strong>de</strong>r Finanzlervermei<strong>de</strong>n möchte. Versuchen Sie, dieErgebnisse <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<strong>de</strong>n Fluktuationskosten und Krankheitskostengegenüberzustellen.Entwickeln Sie viertens gemeinsammit <strong>de</strong>r Finanzabteilung ein Personal-Controlling-System. Dadurch wer<strong>de</strong>nReibungsverluste minimiert: Je<strong>de</strong>r Beteiligteweiß, was hinter einer Zahl stehtund wie an ihr gedreht wer<strong>de</strong>n muss, um<strong>de</strong>n maximalen Erfolg für das Unternehmenzu generieren. Wichtig ist die gemeinsameFestlegung <strong>de</strong>r Kennzahlen.Denn was gemeinsam entwickelt wur<strong>de</strong>,wird selten kritisiert.Fünftens ist es hilfreich, dass Sie sichselbst bewusst machen, wie wichtig IhreRolle und die Rolle von HR im Unternehmenüberhaupt sind. Ziehen Sie sich nichtin Ihre „Personalburg“ zurück, son<strong>de</strong>rnseien Sie selbstbewusst! Lassen Sie sichnicht so leicht von Aussagen <strong>de</strong>r Finanzlerabschrecken, dass Sie nur die „Kostenverursacher“wären und nichts <strong>zum</strong> Umsatzbeitragen wür<strong>de</strong>n. Denn hinter je<strong>de</strong>m Erfolgund hinter je<strong>de</strong>r erfolgreichen Zahlstehen Menschen, die diese Ergebnisseerst möglich gemacht haben.Manfred Fabervermittelt mit seinen FirmenInterimsmanager aus <strong>de</strong>mPersonal- und Finanzbereich.11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>