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Mag. Markus Birnstingl und Andrea Ochabauer waren im Rahmen des Hope-Exchange-Programms 2005 in Schottland bzw. Estland.<br />
A new HOPE<br />
Auslandserfahrungen zweier KAGes Mitarbeiter<br />
In diesem Frühsommer nahmen zwei Mitarbeiter<br />
der KAGes am Hope-Exchange-Programm<br />
2005 der „European Hospital and<br />
Healthcare Federation (HOPE)“ teil.<br />
Während Andrea Ochabauer vom LKH Bruck<br />
in Tallinn (Estland) Erfahrungen über das Gesundheitswesen<br />
in einem der neuen aufstrebenden<br />
EU-Mitgliedsländer sammelte, wurde<br />
Mag. Markus Birnstingl vom LKH-<br />
Univ.Klinikum Graz mit dem „berüchtigten“<br />
Gesundheitssystem in „Good old Britain“<br />
konfrontiert.<br />
Tallinn (Estland) –<br />
Andrea Ochabauer<br />
Was wissen Sie über Estland? Nicht sehr<br />
viel? Da geht es Ihnen genau wie mir, vor<br />
dem Exchange-Programm. Deshalb möchte<br />
ich mit allgemeinen Informationen über Estland<br />
beginnen:<br />
Größe ca. 45000 qkm; kleinster Baltischer<br />
Staat, grenzt im Osten an Russland und im<br />
Süden an Lettland; Höchster Berg 300 m;<br />
Küstenlinie 3800 km; 1500 Inseln, 1000<br />
Seen, 700 Flüsse und Bäche; Hauptstadt:<br />
Tallinn; Sprache: Estnisch, Russisch, Englisch;<br />
Durchschnittsgehalt: 500 €<br />
Vielseitiges Arbeitsprogramm<br />
Ich wurde von einer deutschen Rechtsanwältin<br />
und einem finnischen Ingenieur begleitet,<br />
beide arbeiten in einem Krankenhaus mit einer<br />
Kapazität von über 1000 Betten. Zu Beginn<br />
unseres Aufenthaltes hatten wir die Gelegenheit<br />
mit Vertretern des Gesundheitsministeriums<br />
Gespräche zu führen und umfassende<br />
Informationen über Estlands Gesundheitswesen<br />
zu sammeln. Anschließend besuchten<br />
wir 6 Spitäler und mehrere Family<br />
doctor center in verschiedenen Gebieten von<br />
Estland. Hauptthema der Meetings und Interviews<br />
war „ Patient`s safety“.<br />
Meine Meinung zum estländischen<br />
Gesundheitssystem<br />
Es gibt zu viele und zu große Spitäler, oft sind<br />
sie sehr alt und in einem schlechten baulichen<br />
Zustand (Erbe Russlands). Es besteht ein Mangel<br />
an Ärzten und Krankenpflegepersonen (Abwanderung<br />
nach Finnland wegen höherem Gehalt).<br />
Es gibt viele Richtlinien und Standards,<br />
aber die Umsetzung in der Praxis hängt vom<br />
Ausbildungsstand des Personals und der finanziellen<br />
Situation ab (Mangel an Geld ist<br />
das Hauptproblem der Estländische Spitäler).<br />
Estland auf dem richtigen Weg<br />
Das Managementpersonal ist hoch motiviert<br />
und gut ausgebildet, fast alle haben Auslandserfahrung,<br />
z.B. in Schweden, Finnland<br />
und Großbritannien. Es gibt auch schon ein<br />
gut entwickeltes IT-System, Ansätze zu Qualitätsmanagement<br />
und Pflegedokumentation,<br />
und vieles mehr ...<br />
Bemerkenswert: das gesamte Gesundheitssystem<br />
in so kurzer Zeit total zu reformieren<br />
– Gratulation!<br />
Schottland (Großbritannien) –<br />
Mag. Markus Birnstingl<br />
Schottland ist anders (als England) – sagen die<br />
Schotten. Und es ist tatsächlich so. Vielleicht<br />
liegt es daran, dass die Gastfreundschaft der<br />
Schotten die sprichwörtliche britische Kühle<br />
vergessen lässt oder dass das Gesundheitssystem<br />
in Schottland aus Autonomiegründen<br />
anders als jenes von England, Wales und Nordirland<br />
aufgebaut ist, oder daran, dass der<br />
Wunsch nach Unabhängigkeit umso größer ist,<br />
je weiter man in den Norden kommt.<br />
Gesundheitswesen<br />
Unser lokaler Koordinator hatte für meine Kollegin<br />
aus dem Universitätsspital Prag und mich<br />
ein tolles Programm im Healthboard NHS<br />
Grampian (= Gesundheitsorganisation, die alle<br />
staatlichen Gesundheitsleistungen für die Region<br />
Grampian abdeckt) vorbereitet. Die Termine<br />
deckten den intramuralen Bereich (Zentralkrankenhaus<br />
in Aberdeen; Kinderspital, Gemeindespitäler)<br />
und den extramuralen Bereich<br />
(Beratungszentrum, Ärztezentren) einerseits<br />
sowie den patientennahen (Ambulanzen, Bettenstationen<br />
und OPs) und den patientenfernen<br />
Bereich (Verwaltung, Wäscherei, etc.) andererseits<br />
ab. Dadurch konnte ich viel über den<br />
Gesundheitssektor und seine Institutionen wie<br />
auch deren Problemfelder lernen. Übrigens,<br />
das Gesundheitswesen in Schottland ist besser<br />
als sein Ruf.<br />
Schottland<br />
Trotz der dicht gedrängten Termine blieb genug<br />
Zeit, das Gastgeberland und seine Einwohner<br />
kennen zu lernen. Zu den Höhepunkten<br />
zählten dabei für mich die obligatorische<br />
Suche nach Nessie am Loch Ness in den Highlands,<br />
der Besuch einer Whiskey Destillerie,<br />
Sightseeing in Edinburgh und Stirling sowie<br />
der Besuch des einzigen Benediktinerklosters<br />
in Schottland.<br />
Fazit<br />
Nach einer Abschlusskonferenz mit allen<br />
Teilnehmern aus ganz Europa in Cardiff kehrten<br />
wir nach fünf Wochen in Estland und<br />
Großbritannien mit einer Menge neuer Erfahrungen<br />
in die Steiermark zurück. Obwohl<br />
die Gesundheitssysteme in Europa ziemlich<br />
unterschiedlich sind, haben sie alle mit ähnlichen<br />
Problemen zu kämpfen. Nur wenn wir<br />
eng mit unseren Kollegen kooperieren, wenn<br />
wir praxiserprobte Lösungen und neues Wissen<br />
austauschen und voneinander lernen,<br />
dann werden wir die Chance erhalten, mit<br />
den vielfältigen Problemen und neuen Entwicklungen<br />
im Gesundheitssektor Schritt zu<br />
halten und einen hohen medizinischen Standard<br />
zu erreichen. ■<br />
Andrea Ochabauer<br />
und Mag. Markus Birnstingl,<br />
LKH-Univ.Klinikum Graz<br />
Dezember 2005 Menschen helfen Menschen