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28<br />

GESUNDHEIT & FORSCHUNG<br />

Chronische Gichtarthritis mit zahlreichen<br />

Gichttophi.<br />

OA Dr. Elisabeth<br />

Uitz, LKH<br />

Mürzzuschlag.<br />

Seit dem Jahr 2003<br />

haben sich die Anfahrtswege<br />

für Rheumakranke<br />

in der Obersteiermark<br />

deutlich<br />

verkürzt. Mit Frau Dr.<br />

Elisabeth Uitz ist seit<br />

dem Herbst dieses<br />

Jahres eine Internistin<br />

und Rheumatologin an<br />

der Medizinischen Abteilung<br />

des LKH Mürzzuschlag<br />

tätig.<br />

Rheuma – was ist das?<br />

Alle Schmerzen im Bereich der Gelenke,<br />

Muskeln, Sehnen und Weichteile werden<br />

landläufig in die Kategorie „Rheuma“ und<br />

„Gicht“ eingereiht.<br />

Rheuma kommt aus dem Griechischen und<br />

bedeutet eigentlich einen ziehenden, reißenden<br />

Schmerz. Heute verstehen wir darunter<br />

alle Krankheiten im Bereich des Bewegungsapparates<br />

(z.B. Gelenke, Gelenkkapseln,<br />

Knochen, Muskulatur oder Sehnen), die nicht<br />

durch eine Verletzung oder durch geschwürbedingte<br />

Veränderungen hervorgerufen worden<br />

sind.<br />

„Rheuma“ ist damit keine Diagnose im engeren<br />

Sinne, auch keine einheitliche Krankheit.<br />

Vielmehr fallen unter den Oberbegriff „Rheuma“<br />

ca. 450 einzelne Erkrankungen, die einander<br />

zum Teil ähneln, die aber zum Teil<br />

auch völlig unterschiedlich sind, in ihrer Ursache,<br />

der Art ihrer Symptome, aber auch in<br />

ihrem Verlauf, in ihrer Behandlung und in<br />

ihren Folgen.<br />

Rheuma ist auch nicht, wie viele meinen, eine<br />

Krankheit von alten Leuten. Rheumatische Erkrankungen<br />

befallen auch Kinder; sehr schwere<br />

rheumatische Erkrankungen mit lebensgefährlichen<br />

Organbeteiligungen können sogar<br />

bereits Kleinkinder betreffen. Und auch im Erwachsenenalter<br />

sind es gerade die gefährlicheren<br />

entzündlichen rheumatischen Erkran-<br />

Dezember 2005<br />

Neues Rheumazentrum im<br />

LKH Mürzzuschlag (2)<br />

Frühzeitiges Erkennen und Behandeln verhindert<br />

Folgeschäden<br />

kungen, die häufig bereits bei jüngeren Erwachsenen<br />

beginnen und diesen jungen Menschen<br />

einen schweren Leidensweg aufbürden,<br />

wenn die Krankheit zu spät erkannt, anfangs<br />

unterschätzt wird und nicht von Anfang<br />

an ausreichend genug behandelt wird. Bei 70<br />

% der Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen<br />

entwickeln sich innerhalb der ersten<br />

zwei Jahre nach Auftreten der ersten<br />

Symptome bleibende Gelenkzerstörungen!<br />

Organbeteiligungen<br />

rheumatischer Erkrankungen<br />

Rheumatische Erkrankungen beschränken<br />

sich aber nicht allein auf den Bewegungsapparat.<br />

Da „Rheuma“ eine Erkrankung von<br />

Bindegewebsstrukturen ist und Bindegewebe<br />

praktisch überall im Körper vorhanden ist,<br />

können fast alle Organe im Körper bei einer<br />

entzündlichen rheumatischen Erkrankung beteiligt<br />

sein.<br />

So gibt es beispielsweise rheumatische<br />

• Augenentzündungen (z.B. Regenbogenoder<br />

Lederhautentzündung)<br />

• Entzündungen der Haut<br />

• Rippenfellentzündungen<br />

• Entzündungen der Nieren<br />

• Entzündungen des Darms<br />

• Entzündungen der Gefäße<br />

• Entzündungen der Nerven<br />

• Entzündungen des Gehirns<br />

• Herzbeutel-, Herzklappen- oder Herzmuskelentzündungen<br />

Diese Organbeteiligungen rheumatischer Erkrankungen<br />

sind zum Teil lebensgefährlich<br />

und müssen sofort richtig erkannt und behandelt<br />

werden. Von besonderer Bedeutung<br />

ist dabei die möglichst unverzügliche Vorstellung<br />

des Patienten beim Spezialisten, da<br />

die Diagnose oft schwierig und wesentlich<br />

rascher und gezielter von Fachärzten für<br />

Rheumatologie zu stellen ist.<br />

Früh- und rechtzeitige<br />

fachärztliche Hilfe<br />

Im Fall der entzündlichen rheumatischen Erkrankungen<br />

ergeben sich diagnostische Probleme<br />

häufig dann, wenn vor der rheumatologischen<br />

und immunologischen Untersuchung<br />

bereits eine ungezielte Cortisontherapie ein-<br />

CREST-Syndrom. Ausgeprägte Verkalkungen in<br />

der Haut (Calcinosis cutis).<br />

geleitet wurde, oft zudem noch mit sehr hohen<br />

Dosierungen, und dadurch wesentliche<br />

diagnostische Befunde maskiert werden.<br />

Nicht selten werden dadurch, gerade auch bei<br />

in der Folge anhaltender Cortisonpflichtigkeit,<br />

Diagnosen unmöglich oder sehr erschwert,<br />

die bei gutem Timing in der Anfangsphase der<br />

Erkrankung mit vergleichsweise wenig Aufwand<br />

zu stellen gewesen wären.<br />

Einige von diesen gefährlichen Erkrankungen<br />

sind cortisonpflichtig, da sie unbehandelt zu<br />

Schlaganfall, Blindheit, Organversagen oder<br />

sogar Tod führen können. Hier gilt es also sehr<br />

rasch zu handeln und parallel zur Abklärung<br />

bereits eine medikamentöse Therapie einzuleiten.<br />

Das Zeitintervall bis zur weitergehenden<br />

Diagnostik sollte aber maximal 2–3 Tage<br />

betragen, da speziell unter einer Cortisontherapie<br />

bereits nach kurzer Zeit die Befunde der<br />

immunologischen Diagnostik verfälscht werden<br />

können (beispielsweise falsch-negative<br />

Befunde bei der Auto-Antikörper-Diagnostik).<br />

Trotzdem, man muss sich bewusst sein, dass<br />

• diese gefährlichen Autoimmunerkrankungen<br />

nicht zu erkennen<br />

• oder sie durch „falsch-negative“ Auto-Antikörper<br />

nach ungezielter Cortisontherapie<br />

zu unterschätzen<br />

• oder eine falsche Wahl der Dosishöhe von<br />

Cortison bzw. des Spezialmedikamentes<br />

zu treffen<br />

zu schweren Folgeschäden oder sogar zum<br />

Tod führen kann. ■<br />

elisabeth.uitz@lkh-muerzzuschlag.at<br />

Menschen helfen Menschen

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