Pädagogische Hochschule Freiburg
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Sonderforschungsbereich (SFB) „Urbanitas in Mittelalter und Früher Neuzeit.<br />
Entwurf einer Geschichtsdidaktik der Vormoderne“<br />
Zu Ende des Sommersemesters 2011 fand<br />
eine Begehung des Sonderforschungsbereichs<br />
„Urbanitas. Manifestationen des Wissens in<br />
Mittelalter und Früher Neuzeit“ durch die<br />
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) statt.<br />
Beteiligt sind Wissenschaftler/innen der<br />
Universität <strong>Freiburg</strong> (Philosophie, Romanistik,<br />
Germanistik, Archäologie, Geschichte u. a.)<br />
und der <strong>Pädagogische</strong>n <strong>Hochschule</strong> <strong>Freiburg</strong><br />
(Geschichtsdidaktik, Prof. Dr. Thomas Martin<br />
Buck).<br />
In dieser Zusammensetzung ist der Forschungsverbund<br />
des SFB eine Singularität;<br />
eine solche unmittelbare Zusammenarbeit<br />
zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik<br />
gab es bislang (jedenfalls im Rahmen eines<br />
SFB) nicht.<br />
Wer den Titel des vom Mittelalter-Zentrum der<br />
Albert-Ludwigs-Universität inaugurierten Sonderforschungsbereichs<br />
„Urbanitas“ zum ersten<br />
Mal hört, dürfte zu Recht Probleme haben zu<br />
verstehen, was damit eigentlich gemeint ist.<br />
Viele assoziieren mit dem Begriff „Urbanitas“,<br />
der eigentlich vornehmes Benehmen bedeutet,<br />
die Stadt (urbs), aber das Forschungsfeld<br />
des SFB fokussiert nicht nur die Stadt (im<br />
traditionellen Sinne), sondern soziale Verdichtungsräume<br />
(etwa Klöster, Höfe, Akademien,<br />
Universitäten, Städte usw.). Oder besser: Wissensräume,<br />
wie sie um das Jahr 1200 auf neue<br />
Art und Weise entstehen. Es geht um die Konstruktion,<br />
Interaktion und Transformation von<br />
Wissen, und zwar in historischem Sinne. Denn<br />
der SFB ist nicht ohne Grund chronologisch<br />
auf den Zeitraum von 1200 bis 1700 („langes<br />
Mittelalter“) eingegrenzt. In diesem Zeitraum<br />
vollzieht sich ein Wandel des Wissens, wie er<br />
z.B. in der Entstehung der Universitäten oder<br />
der Mendikantenorden zum Ausdruck kommt.<br />
Die Forschungsfragen lauten: Wie entsteht<br />
neues Wissen? Wie wird es geordnet? Wie verfügbar<br />
gehalten? Wie genutzt? Wissen, so der<br />
methodische Ansatz des SFB, ist an bestimmte<br />
Räume gebunden. Räume entstehen durch<br />
soziales Handeln und werden kommunikativ<br />
und interaktiv geschaffen. Die Räume selbst,<br />
in denen Wissen generiert wird, wirken aber<br />
auch wieder auf die bereits vorhandenen Wissenskonfigurationen<br />
zurück. Dem SFB geht es<br />
insofern um mediävistische Wissensforschung.<br />
Ziel des fachdidaktischen Teilprojekts „Urbanitas<br />
in Mittelalter und Früher Neuzeit. Entwurf<br />
einer Geschichtsdidaktik der Vormoderne“<br />
(geleitet von Prof. Dr. Thomas Martin Buck<br />
und Dr. Nicola Brauch, Universität <strong>Freiburg</strong>) ist<br />
es, die fachwissenschaftlichen Themen des SFB<br />
aufzugreifen und (nach Möglichkeit) didaktisch<br />
umzusetzen. Das Teilprojekt geht auf verschiedenen<br />
Ebenen der Frage der Transformation<br />
fachwissenschaftlicher Diskurse in Schule,<br />
Unterricht und Öffentlichkeit nach. Historische<br />
Expertise soll als gesellschaftliche Orientierungshilfe<br />
dienen. Die Vormoderne (Mittelalter<br />
und Frühe Neuzeit) wird – im Gegensatz zur<br />
Zeitgeschichte – im Geschichtsunterricht nachweislich<br />
vernachlässigt. In der Geschichtskultur<br />
der Gegenwart dagegen ist sie allenthalben<br />
präsent, wenn man etwa an Mittelaltermärkte,<br />
-filme, -musik oder -romane denkt. Das heißt:<br />
Die Menschen „sehnen“ sich offenbar nach<br />
Leuchtturmprojekt<br />
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