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Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

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Was man tun kann, um Aggression unter Schüler(inne)n einzudämmen<br />

Tatsächlich lassen sich eine Reihe von Maßnahmen finden, die helfen können, aggressives Verhalten unter<br />

Schüler(inne)n zu reduzieren: Ein erster Schritt ist es, das Vorkommen von Aggression überhaupt<br />

wahrzunehmen <strong>und</strong> als echtes Problem zu sehen. Dann gilt es bewusst zu machen, welche Mechanismen<br />

aggressionsför<strong>der</strong>nd sind <strong>und</strong> welche nicht. Aggressionsför<strong>der</strong>nde Bedingungen zu verän<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Aggressionshemmende zu för<strong>der</strong>n ist ein wesentlicher Schritt. Im Kontext Schule bedeutet das, dass die je<br />

spezifischen schulischen Bedingungen genau anzusehen sind. Schulische Bedingungen können sowohl<br />

aggressionsauslösend als auch aggressionshemmend wirken. Aggressionsför<strong>der</strong>nd sind ein negatives<br />

soziales <strong>und</strong> emotionales Klima, Anonymität <strong>und</strong> Isolierung. Extreme Reglementierung wirkt sich ebenso<br />

negativ aus wie Regellosigkeit <strong>und</strong> Inkonsequenz. Aggressionshemmende „Bedingungen“ sind engagierte<br />

Schulleiter(innen) <strong>und</strong> Lehrer(innen), die ihre Schüler(innen) wertschätzen; ebenso die Integration <strong>und</strong><br />

Mitsprache aller am Schulleben Beteiligten, klare Grenzen <strong>und</strong> Freiräume sowie die Öffnung <strong>der</strong> Schule<br />

nach Außen. Die enorme Bedeutung <strong>der</strong> Schule für das Lernen des sozialen Miteinan<strong>der</strong>s ist offensichtlich.<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer (zur Verfügung stehenden) Zeit in <strong>der</strong> Schule <strong>und</strong><br />

für die meisten von ihnen ist sie die primäre Quelle fre<strong>und</strong>schaftlicher Beziehungen <strong>und</strong> sozialer Netzwerke.<br />

Die Schule, die Klasse <strong>und</strong> kleinere Fre<strong>und</strong>eskreise sind die Gruppen, in denen Jugendliche miteinan<strong>der</strong><br />

agieren. Hier werden sie in ihrer sozialen Kompetenz, aber auch in ihrer Aggression – durch Bekräftigung,<br />

Ablehnung o<strong>der</strong> Sanktionierung <strong>der</strong> Umgebung – bestätigt. Hier lernen sie die sozialen Spielregeln kennen.<br />

Selbstverständlich haben die selben Lernprozesse in <strong>der</strong> Familie eine im Vergleich zur Schule weit<br />

bedeuten<strong>der</strong>e Rolle <strong>und</strong> auch hier gilt es Aggressionsför<strong>der</strong>ndes zu vermeiden bzw. zu verän<strong>der</strong>n. Was<br />

vielleicht banal klingt, ist we<strong>der</strong> einfach noch unbedingt üblich. So ist die „Belohnung“ aggressiven<br />

Verhaltens, im Extremfall die Verherrlichung von Gewalt, beson<strong>der</strong>s aggressionsför<strong>der</strong>nd. Nichtsdestotrotz<br />

lässt man zu, dass Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche bei teilweise extrem gewalttätigen Szenen in Film, Video <strong>und</strong><br />

„Spiel“ ihr Vergnügen finden.<br />

Das Intervenieren, sobald man merkt, dass aggressiv gegen ein an<strong>der</strong>es Kind (einen an<strong>der</strong>en Jugendlichen)<br />

vorgegangen wird, gehört klarerweise ebenfalls zu den aggressionseindämmenden Maßnahmen. Wenn<br />

aggressive Handlungen geduldet werden, kommt das ihrer Akzeptanz <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung gleich. Das oft<br />

Gehörte „die sollen sich das alleine ausmachen“ ist eine äußerst problematische Reaktion von vielen Eltern,<br />

Lehrer(inne)n, <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Erwachsenen vor Ort. Wenn niemand eingreift, bedeutet dies für den Täter,<br />

dass das gezeigte Verhalten akzeptiert <strong>und</strong> gebilligt wird; für das Opfer bedeutet dies eine neuerliche<br />

Verletzung.<br />

Neben all diesen „kleinen“, unspektakulären, aber durchaus wirksamen Maßnahmen innerhalb von Schule<br />

<strong>und</strong> Familie, gibt es auch ausgereifte <strong>und</strong> gezielte Präventionsprogramme für Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen. Die<br />

vorhandenen Programme sind vielfältig <strong>und</strong> lassen sich kaum auf einen Nenner bringen. Versucht man sie<br />

nach geschlechtsspezifischen <strong>Aspekte</strong>n einzuteilen, so gibt es Programme, die sich an die ganze Klasse,<br />

also Mädchen <strong>und</strong> Knaben wenden, dann solche, die sich in ihrem Gr<strong>und</strong>programm an die gesamte Klasse<br />

wenden, aber geschlechtssensible „Bausteine“ beinhalten <strong>und</strong> solche, die sich nur an eine Gruppe wenden,<br />

also nur an Mädchen o<strong>der</strong> Knaben (für einen Überblick über Programme, wie sie in Europa eingesetzt<br />

werden vgl. Smith, 2003). Programme, die sich in ihrem Gr<strong>und</strong>konzept an die gesamte Klasse wenden<br />

(<strong>und</strong> geschlechtsspezifische Bausteine beinhalten) berücksichtigen am ehesten die Bef<strong>und</strong>e aus <strong>der</strong><br />

Literatur. Denn Bullying bedeutet immer ein Problem für die gesamte Klasse.<br />

Jedenfalls gilt, dass Interventionen – von Expert(inn)en gezielt geplant <strong>und</strong> eingesetzt – über einen längeren<br />

Zeitraum durchgeführt <strong>und</strong> begleitend evaluiert werden müssen, wenn sie Erfolg zeigen sollen; kurze o<strong>der</strong><br />

einmalige Aktionen führen praktisch zu keinen Effekten. Gezielte Gewaltprävention dagegen hilft sowohl<br />

Schüler(inne)n als auch Lehrer(inne)n, besser mit Konfliktsituationen <strong>und</strong> Aggression umzugehen. Im<br />

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