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Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

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Chromosoms 21 hervorgerufen wird, bei Müttern unter 30 noch weniger als ein halbes Promille, nimmt<br />

dann aber markant zu. Bei Fünf<strong>und</strong>dreißigjährigen ist dieses Risiko schon drei Promille, bei Vierzigjährigen<br />

zwei Prozent <strong>und</strong> steigt gegen Ende <strong>der</strong> Vierzigerjahre sogar auf zehn Prozent.<br />

Die zeitliche Begrenzung des Gebärvermögens ermöglicht es <strong>der</strong> Frau, mehr überlebende Nachkommen<br />

aufzuziehen als ohne diese Begrenzung. Beim Mann dagegen führte die natürliche Selektion nicht zu einem<br />

abrupten Ende <strong>der</strong> Fortpflanzungsfähigkeit, weil er mit viel geringerem Aufwand Nachkommen haben kann.<br />

Der Mann hat kein Risiko durch Schwangerschaft <strong>und</strong> Geburt, die Kin<strong>der</strong>betreuung belastet ihn weniger,<br />

<strong>und</strong> von seinen millionenfach vorhandenen Spermien muss nur eines die herangereifte Eizelle <strong>der</strong> zu<br />

begatteten Frau erreichen.<br />

Mit zunehmendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die eigenen Kin<strong>der</strong> auch schon wie<strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> haben. Da ein Elternteil jedem Kind die Hälfte seiner Gene weitergibt, leben im Enkelkind je 25<br />

Prozent <strong>der</strong> Gene seiner vier Grosseltern weiter. Aus den oben erwähnten biologischen Gründen lohnt es<br />

sich für Großmütter kaum mehr, eigene Kin<strong>der</strong> zu haben. Hingegen können sie ihre genetische Investition<br />

verstärken, wenn sie sich intensiv um das Wohl ihrer Enkelkin<strong>der</strong> kümmern (Hill & Hurtado 1991). Diese<br />

theoretisch ableitbare Vermutung ließ sich durch Feldbeobachtungen bestätigen, die bei einem noch<br />

urtümlich lebenden Jäger- <strong>und</strong> Sammlervolk in Tansania gemacht wurden (Hawkes et al. 1989). In dieser<br />

Gesellschaft arbeiten die älteren Frauen, die Kin<strong>der</strong>kriegen <strong>und</strong> Menopause hinter sich haben, am<br />

härtesten. Sie sammeln während durchschnittlich sieben St<strong>und</strong>en pro Tag Nahrung, vorwiegend Wurzeln,<br />

Honig <strong>und</strong> Früchte, die sie mit engen Verwandten - insbeson<strong>der</strong>e ihren Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Enkelkin<strong>der</strong>n - teilen.<br />

Teenager-Mädchen dagegen gehen nur etwa drei St<strong>und</strong>en pro Tag auf Nahrungssuche <strong>und</strong> Frauen mit<br />

Kleinkin<strong>der</strong>n etwa viereinhalb St<strong>und</strong>en. Die älteren Frauen sind dank ihrer Erfahrung auch die effizientesten<br />

Sammlerinnen <strong>und</strong> zudem betätigen sie sich noch in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung. Sie spielen somit eine wichtige<br />

Rolle für das Überleben dieses Volkes.<br />

Instinktive Neigungen, sich um das Wohl ihrer Enkelkin<strong>der</strong> zu kümmern, zeigen auch Großmütter in<br />

industrialisierten Gesellschaften. Großväter dagegen tun dies, wenn überhaupt, mehr rational als instinktiv.<br />

Die biologische Evolution selektionierte die Frauen in stärkerem Ausmaße als Männer auf die Neigung, ihre<br />

Gene auch indirekt über Hilfeleistungen an Blutsverwandte auszubreiten. Deshalb haben Frauen in <strong>der</strong><br />

Regel mehr Familiensinn <strong>und</strong> sind sozialer eingestellt als Männer. Derartige Werte lassen sich aber auch<br />

bewusst aneignen <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n. Männer <strong>und</strong> Frauen können die emotional kittende Rolle ihrer Sexualität<br />

über Partner <strong>und</strong> Familie hinaus auf größere Gruppen übertragen. Dadurch entstehen emotional zusammengekittete<br />

Solidaritätsgemeinschaften auf <strong>der</strong> Ebene von Nachbarschaft, Wohngemeinde, Region, Nation<br />

<strong>und</strong> gesamter Menschheit. Unsere Sexualität muss sich nicht auf kompetitives Bemühen beschränken,<br />

Geschlechtspartner <strong>und</strong> eigene Nachkommen zu gewinnen. Durch kulturelle Werte ergänzt <strong>und</strong> dadurch<br />

kultiviert, lässt sie sich auch kooperativ ausleben <strong>und</strong> zu einem tragenden Pfeiler menschlicher<br />

Gemeinschaften machen.<br />

Bei Jäger- <strong>und</strong> Sammlervölkern <strong>und</strong> in traditionellen Gesellschaften waren die älteren Frauen für ihre<br />

direkten Nachkommen nützlicher als die älteren Männer. Höheres Frauenalter wurde deshalb durch die<br />

natürliche Selektion begünstigt. Ältere Männer können zwar ebenfalls eine wichtige gesellschaftliche Rolle<br />

spielen. Früher waren sie sogar sehr viel höher geachtet als heute. Ihr allfälliger gesellschaftlicher Beitrag ist<br />

jedoch meist führungs- <strong>und</strong> beratungstechnischer Natur, kommt allen Mitglie<strong>der</strong>n einer Gesellschaft zugute<br />

<strong>und</strong> nicht nur den nächsten Verwandten. Ältere Männer, die <strong>der</strong>artiges leisten, gewinnen in ihrer Gemeinschaft<br />

zwar Führungspositionen <strong>und</strong> große Achtung, för<strong>der</strong>n damit aber nicht auf indirekte Weise die<br />

Ausbreitung ihrer Gene.<br />

3. Männliche Verhaltensmuster<br />

Seite 166

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