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Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

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illigt dem Raucher das Recht zu, sich für das Rauchen zu entscheiden, solange er nicht an<strong>der</strong>en gegen<br />

ihren Willen schadet. Die Position des Rauchers in <strong>der</strong> Gesellschaft verän<strong>der</strong>t sich nun. In manchen<br />

Län<strong>der</strong>n wird das Rauchen in <strong>der</strong> Öffentlichkeit allmählich schwieriger.<br />

4.3.2. Soziologische Faktoren<br />

Persönlichkeiten wie Politiker, Künstler, Schriftsteller <strong>und</strong> Sportler ebenso wie Journalisten, Richter,<br />

Wissenschaftler <strong>und</strong> Ärzte rauchen immer noch in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Das Bewusstsein, dass sie dabei einen<br />

Beitrag zur Aufrechterhaltung des kulturellen Phänomens leisten <strong>und</strong> daher Mit-Verantwortung für den<br />

damit verursachten Schaden tragen, ist nicht sehr stark geprägt.<br />

Die Beispielswirkung ist nicht unbedeutend. Eine Forschergruppe um Madeline Dalton von <strong>der</strong> Dartmouth<br />

Medical School hat jüngst (2003) eine aufschlussreiche Untersuchung über den Einfluss von Filmen mit<br />

rauchenden Darstellern auf Jugendliche abgeschlossen, die 1999 gestartet wurde. 30 3.547 Jugendliche<br />

zwischen 10 <strong>und</strong> vierzehn Jahren wurden befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Tabakkonsum in Filmen eng<br />

mit dem Raucheinstieg <strong>der</strong> Zuseher zusammenhängt. In dieser Altersgruppe konnte bei <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong><br />

Jugendlichen ein Zusammenhang zwischen dem Rauchbeginn <strong>und</strong> <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> gesehenen<br />

tabakfre<strong>und</strong>lichen Szenen festgestellt werden. 17 % <strong>der</strong> Jugendlichen, die Filme mit zahlreichen<br />

Rauchszenen gesehen hatten, griffen zur Zigarette; verglichen mit nur 3 % <strong>der</strong> Jugendlichen, die kaum<br />

Rauchszenen zu Gesicht bekommen haben. Die Seher tabakfre<strong>und</strong>licher Filme begannen drei Mal häufiger<br />

zu rauchen als Jugendliche, die weniger Rauchszenen gesehen hatten.<br />

Beson<strong>der</strong>e Verantwortung tragen hier die Ärzte. Sie sind die Ges<strong>und</strong>heitsexperten, die Vermittler <strong>der</strong><br />

medizinischen Wissenschaft <strong>und</strong> Berater. Der medizinische Laie kann die Ergebnisse <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Studien nicht bewerten. Er ist auf den Arzt als Anwalt des Lebens angewiesen. Ein Arzt, <strong>der</strong> raucht, weiß,<br />

dass Rauchen nicht nur im Krankheitsfall ein schweres Risiko ist, son<strong>der</strong>n auch, dass es viele tödliche<br />

Krankheiten verursacht. Nichtrauchen sollte heute für jeden Arzt als Mittel erster Wahl für eine allgemeine<br />

Prävention gelten. Erhebungen in Italien ergaben bedauerlicherweise, dass 40 % <strong>der</strong> Ärzte rauchen. In<br />

Großbritannien <strong>und</strong> in den skandinavischen Län<strong>der</strong>n liegt die Zahl <strong>der</strong> Ärzte, die rauchen, bereits unter<br />

10%. 31 In Deutschland – <strong>und</strong> wahrscheinlich auch in Österreich – rauchen r<strong>und</strong> 20% <strong>der</strong> Ärzte.<br />

4.3.3. Ökonomische Faktoren<br />

Die Tabakindustrie ist weltweit einer <strong>der</strong> finanzstärksten Industriezweige. In den USA wird nur von <strong>der</strong><br />

Automobilindustrie mehr für Werbung ausgegeben als von <strong>der</strong> Tabakindustrie. Bis jetzt hat die<br />

Tabakindustrie die gesetzlichen Einschränkungen vieler Län<strong>der</strong> für Zigarettenwerbung geschickt unterlaufen.<br />

Es ist eine sehr gut dokumentierte Tatsache, dass diese ökonomische Stärke gezielt zur kulturellen<br />

30<br />

DALTON M. A. et al., Effect of viewing smoking in movies on adolescent smoking initiation: a cohort study, The<br />

Lancet online, June 10, 2003<br />

31<br />

VALENTINI G., Medico Fumatori? No, grazie, in: Meditime (1994); 8: n. 3, Zitiert nach CICCONE L., Bioetica. Storia,<br />

principi, questioni, Ed. Ares, Mailand (2003), S. 357<br />

STATISTISCHES ZENTRALAMT, Mikrozensus 1994 (unveröffentlicht), zitiert von HAUSTEIN K. O., Tobacco or Health?<br />

Physiological and Scoial Damages Caused by Tobacco Smoking, Springer Verlag, Berlin, Heildelberg (2003), S. 21<br />

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