02.12.2012 Aufrufe

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

hierarchisch, d.h. durch Altern von Molekülen, Zellen, Geweben, Organen, des gesamten Somas,<br />

manifestiert, was letztendlich zum Tode führt.<br />

Ökologische Nische determiniert Langlebigkeit<br />

Die mittlere Lebenserwartung war in <strong>der</strong> Frühzeit des Menschen vermutlich erheblichen Schwankungen<br />

unterworfen, wobei das Sesshaftwerden, durch die Möglichkeit des Ackerbaus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Domestizierung<br />

von Wildtieren zu Haustieren (H<strong>und</strong>, Schaf, Ziege, Rind, Huhn), starken Selektionsdruck auf den<br />

Menschen ausgeübt haben. Epidemien, welche von einem latenten Pool von Krankheitserregern (Cholera,<br />

Pest, Grippe), <strong>der</strong> in den Haustieren <strong>und</strong> Tieren aus <strong>der</strong> nahen Umgebung des Menschen vorhanden war<br />

<strong>und</strong> ist, ausgelöst <strong>und</strong> durch hohe Bevölkerungsdichten in Siedlungen begünstigt wurden, haben mehrfach<br />

kurzfristig die mittlere Lebenserwartung des Menschen gedrückt. Hier ging <strong>der</strong> Trend daher eindeutig zur<br />

positiven Selektion von Individuen mit einer verbesserten Immunabwehr <strong>und</strong> wahrscheinlich nur in geringem<br />

Maße Richtung Langlebigkeit.<br />

Langlebigkeit des heutigen Menschen ist daher nicht genetisch programmiert, son<strong>der</strong>n ist an seine frühere<br />

ökologische Nische gekoppelt <strong>und</strong> hat sich unter <strong>der</strong>en Selektionsdruck entwickelt. Pleiotrope Faktoren,<br />

notwendig für eine optimale Reproduktion in <strong>der</strong> Jugend <strong>und</strong> schädlich im Alter, ungenügende Erhaltungs-<br />

<strong>und</strong> Reparaturmechanismen, werden erst mit dem Erreichen eines höheren Lebensalters durch die<br />

Selbstdomestizierung des Menschen unserer Zeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> daraus folgenden Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebensumstände<br />

<strong>und</strong> Umwelt wirksam. Der Gen<strong>der</strong> Gap <strong>und</strong> z.B. dessen genetische Gr<strong>und</strong>lagen, welche erst unter stark<br />

verbesserten Lebensbedingungen sichtbar werden, wurden wahrscheinlich in <strong>der</strong> Frühzeit des Menschen<br />

durch an<strong>der</strong>e exogene Faktoren überlagert, vielleicht sogar umgekehrt.<br />

Umwelt, Genetik <strong>und</strong> Langlebigkeit<br />

Dass es kein genetisches Programm für Langlebigkeit gibt, heißt nicht, dass es keinen genetischen<br />

Hintergr<strong>und</strong> für die unterschiedliche Langlebigkeit von Individuen gäbe. Eine schwedische Zwillingsstudie<br />

hat gezeigt, dass etwa 70% <strong>der</strong> Variabilität des Sterbealters auf unterschiedliche Umweltbedingungen<br />

zurückzuführen ist. Umgekehrt ist <strong>der</strong> Vererbbarkeit <strong>der</strong> Langlebigkeit 20 bis 30% zuzurechnen.<br />

„Langlebigkeitsgene“ sind Gene zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Homöostase in jungen Jahren <strong>und</strong> beeinflussen<br />

die Langlebigkeit durch Erhaltung <strong>und</strong> Reparatur des Somas, wie z.B. DNA-Reparaturmechanismen <strong>und</strong><br />

den Abbau modifizierter Proteine.<br />

Wenn man versuchen würde die Lebensverkürzung durch falsche Ernährung <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsschädliches<br />

Verhalten (Übergewicht, Nikotin- <strong>und</strong> Alkoholmissbrauch, zu wenig Bewegung) in ihrer Größenordnung<br />

abzuschätzen, z.B. nach einer Studie mit <strong>der</strong> religiösen Gruppierung <strong>der</strong> Adventisten, so kommt man auf<br />

Werte zwischen 8 <strong>und</strong> 20 Jahren, wobei die Hypothese zur Kompression <strong>der</strong> Morbidität besagt, dass ein<br />

Großteil dieses Zeitraums in guter Ges<strong>und</strong>heit verbracht werden könnte. Demographisch gesehen heißt das,<br />

dass die Überlebenskurven weiterhin rechteckiger werden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zeitraum <strong>der</strong> Morbidität immer kürzer<br />

wird. Ob gleichzeitig die max. Lebensspanne vergrößert wird, ist noch unklar.<br />

Was nach Vermeidung vieler schädigen<strong>der</strong> Umwelteinflüsse bleibt, ist das mit dem Alter steigende Risiko<br />

<strong>der</strong> Anfälligkeit für Erkrankungen, welche zu Morbidität <strong>und</strong> Tod führen. Diese steigende Risiko beruht auf<br />

den stochastischen molekularen Schäden, welche im Laufe des Alterns akkumulieren. Eine <strong>der</strong> Aufgaben<br />

<strong>der</strong> biomedizinischen Alternsforschung ist sicherlich die Erkennung <strong>und</strong> Vermeidung <strong>der</strong> molekularen<br />

Ursachen von Alterserkrankungen. Die gr<strong>und</strong>sätzliche Anfälligkeit für Erkrankungen ist jedoch<br />

Seite 157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!