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Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

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Empirische Untersuchungen belegen, dass sich Männer <strong>und</strong> Frauen im Durchschnitt bezüglich zahlreicher<br />

Verhaltensweisen unterscheiden, die die individuelle Lebensdauer beeinflussen. Diese Unterschiede haben<br />

einerseits eine genetische Komponente, denn sie beruhen auf Verhaltensneigungen, die die biologische<br />

Evolution bei Männern selektionierte. An<strong>der</strong>erseits werden sie aber auch durch kulturelle Normen <strong>und</strong><br />

Erwartungen verstärkt, die als typisch männlich gelten. Zu den wichtigsten Verhaltensunterschieden zählen:<br />

· Männer machen weniger Arztbesuche <strong>und</strong> Vorsorgeuntersuchungen (Goldberg 1993).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e das frühzeitige Erkennen von Krebserkrankungen - heutzutage die zweithäufigste<br />

Todesursache - trägt wesentlich dazu bei, dass davon Betroffene länger leben. Viele Männer empfinden<br />

es immer noch als Schwäche, ohne starke Beschwerden einen Arzt aufzusuchen o<strong>der</strong> irgendwelche<br />

Hilfe anzunehmen.<br />

· Männer kümmern sich weniger um ihre Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> schlafen weniger. Männer nehmen<br />

ihre Körpervorgänge weniger bewusst wahr <strong>und</strong> machen seltener regelmäßige, körperliche Selbstuntersuchungen.<br />

Im Durchschnitt schlafen sie weniger lang als Frauen (Reyner & Horne 1995) <strong>und</strong><br />

leiden mit zunehmendem Lebensalter stärker unter Schlafstörungen (Redaihs et al. 1990).<br />

Schlafdeprivation schwächt aber das Immunsystem <strong>und</strong> kann dadurch die Lebensdauer verkürzen<br />

(Irwing et al. 1994, Moldofsky et al. 1989). Überdies führen Schlafmangel <strong>und</strong> Übermüdung häufig zu<br />

tödlichen Unfällen, insbeson<strong>der</strong>e im Straßenverkehr <strong>und</strong> am Arbeitsplatz (Leger 1994).<br />

· Männer haben schlechtere Eßgewohnheiten. Bezogen auf ihre Körpergröße essen Männer mehr<br />

gesättigte Fettsäuren <strong>und</strong> Cholesterin, beides Risikofaktoren für Herz-Kreislaufkrankheiten, <strong>und</strong> sie<br />

sind weniger als Frauen dazu bereit, den Konsum von Zucker <strong>und</strong> rotem Fleisch einzuschränken (Block<br />

et al. 1988, van Horn et al. 1991). Weiter essen Männer weniger Früchte, Gemüse <strong>und</strong> Ballaststoffe<br />

(Leigh & Fries 1993).<br />

· Männer sind häufiger übergewichtig. Übergewicht stellt ein schwerwiegendes Ges<strong>und</strong>heitsrisiko<br />

dar (Ross & Bird 1994). Entgegen <strong>der</strong> landläufigen Meinung haben Männer häufiger als Frauen ein um<br />

mehr als 20 Prozent über dem Normalgewicht liegendes Körpergewicht.<br />

· Viele Männer sind körperlich sehr passiv. Frauen dagegen bemühen sich mehr darum,<br />

regelmäßig in einem leichten bis mittleren Ausmaß körperlich aktiv zu sein, was für die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

das körperliche Wohlbefinden am besten ist (Blair et al. 1996, Kampert et al. 1996, Leigh et al. 1995).<br />

Wenn Männer Sport betreiben, tun sie dies meist unregelmäßig <strong>und</strong> neigen dazu, sich körperlich dann<br />

<strong>der</strong>art stark anzustrengen, dass das Herzinfarktrisiko beträchtlich ansteigt (Mittleman 1993, Willich et<br />

al. 1994).<br />

· Männer konsumieren mehr Alkohol <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Suchtmittel. Tüchtig Alkohol zu trinken, gilt<br />

immer noch als beson<strong>der</strong>s männlich. Beim Rauchen haben zwar die jungen <strong>und</strong> mittleren<br />

Frauenjahrgänge aufgeholt. Ob <strong>und</strong> wie sich dies auf die unterschiedliche Lebensdauer von Frauen <strong>und</strong><br />

Männern auswirkt, wird erst die Zukunft weisen.<br />

· Männer neigen zu stärkerem Risikoverhalten. Viele Männer meinen, sie müssten ihre Männlichkeit<br />

dadurch beweisen, dass sie gefährliche Tätigkeiten ausüben <strong>und</strong> hohe Risiken eingehen. Deshalb<br />

erleiden Männer häufiger als Frauen Unfälle mit schweren o<strong>der</strong> tödlichen Verletzungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Straßenverkehr.<br />

· Männer haben weniger Sozialkontakte <strong>und</strong> Unterstützung durch zwischenmenschliche<br />

Beziehungen. Männer pflegen in <strong>der</strong> Regel weniger <strong>und</strong> eher oberflächlichere Fre<strong>und</strong>schaften als<br />

Frauen, beson<strong>der</strong>s wenn sie älter sind. Ihre wirklichen Probleme besprechen sie, wenn überhaupt,<br />

höchstens mit ihrer Lebenspartnerin, jedoch kaum mit an<strong>der</strong>en Männern. Einige Studien gelangen zum<br />

Schluss, viele Männer hätten überhaupt keine engen Fre<strong>und</strong>e (Antonucci & Akiyama 1987, Williams<br />

1985). Menschen mit wenig o<strong>der</strong> überhaupt keinen engen Sozialkontakten sind häufiger krank<br />

(Berkman 1984, House et al. 1988), werden weniger alt (Shye et al. 1995) <strong>und</strong> kümmern sich auch<br />

weniger um ihre Ges<strong>und</strong>heit (Umberson 1992). Weiter zeigen sie stärkere körperliche <strong>und</strong> psychische<br />

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