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Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

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Expressionsgleichgewicht zwischen den beiden X-Chromosomen herrscht, das zweite X-Chromosom<br />

durch Inaktivierung weitgehend stumm bleibt, ist es doch bemerkenswert, dass das Fehlen eines X-<br />

Chromosoms schwerwiegende ges<strong>und</strong>heitliche Konsequenzen hat (Karyotyp 45 X0; Turner Syndrom).<br />

Vermutlich ist bei einigen Genen, welche bei XX-Individuen nicht stumm bleiben, die doppelte Dosis <strong>der</strong><br />

Produkte für zelluläre Funktionen notwendig.<br />

An<strong>der</strong>erseits wären nun Situationen denkbar, in welcher die Gendosis bestimmter nur auf den X-<br />

Chromosom vorhandenen Gene bei XY-Individuen gerade ausreichen würde, aber langfristig XX-<br />

Individuen, d.h. Frauen, einen Stoffwechselvorteil hätten. Ein vor kardiovaskulären Erkrankungen<br />

schützen<strong>der</strong> Dosiereffekt konnte aber bislang für kein X-chromosomales Gen gezeigt werden.<br />

Eine rein Y-chromosomale Komponente wäre das SRY-Gen, welches für die Ausbildung des Hodens <strong>und</strong><br />

des männlichen Phänotyps inklusive <strong>der</strong> Testosteronproduktion verantwortlich ist.<br />

Weitere Ursachen des genetisch bedingten Gen<strong>der</strong> Gaps könnten rezessive Mutationen mit teilweisem<br />

Funktionsverlust von auch in XX-Individuen nicht stillgelegten, nicht auf dem Y-Chromosom vorhandenen<br />

Genen des zweiten X-Chromosoms, sein, welche sich im Falle von XY-Individuen nachteilig auf die<br />

Mortalität auswirken..<br />

Weiters gibt es die Theorie des schnelleren Metabolismus beim Mann <strong>und</strong> daraus folgend, <strong>der</strong> schnelleren<br />

Schädigung von Komponenten <strong>der</strong> Zelle, z.B. durch oxidativen Stress. Auch dies würde zu einer höheren<br />

Anfälligkeit für Alterserkrankungen <strong>und</strong> zu Verkürzung <strong>der</strong> männlichen Lebenserwartung führen.<br />

Sexualsteroide als Ursachen kardiovaskulärer Erkrankungen?<br />

Sexualsteroide, im beson<strong>der</strong>en Androgene wie Testosteron <strong>und</strong> Dihydrotestosteron, werden als Auslöser<br />

<strong>und</strong> Verstärker kardiovaskulärer Erkrankungen angesehen. Während Androgene beim Mann als ursächlich<br />

<strong>und</strong> verstärkend angesehen werden, wird Östrogenen im allgemeinen eine protektive Wirkungen<br />

nachgesagt. Die Hypothesen <strong>der</strong> schädlichen Testosteronwirkungen beim Mann <strong>und</strong> <strong>der</strong> protektiven<br />

Östrogenwirkungen wurden anhand mehrerer Studien überprüft <strong>und</strong> wi<strong>der</strong>legt:<br />

1. Androgenresistenz durch Androgenrezeptordefekt<br />

2. Kastration aus therapeutischen o<strong>der</strong> sozialen Gründen<br />

3. Hormonsupplementierung Transsexueller<br />

4. Androgenüberschuss durch Missbrauch anaboler Steroidhormone<br />

5. Hormonsubstitutionstherapien<br />

Fasst man diese Studien zusammen, so ergibt sich, dass Testosteron selbst, die Lebenserwartung nicht<br />

verkürzt, d.h. auch keinen direkten Einfluss auf koronare Herzerkrankungen bei<strong>der</strong> Geschlechter besitzt.<br />

Umgekehrt haben Östrogene keine protektive Wirkung. Im Gegenteil, orale Östrogenzufuhr erhöht das<br />

Risiko für kardiovaskuläre Todesursachen in beiden Geschlechtern.<br />

Ob hingegen ein perinatales Androgenimprinting von Zellen <strong>der</strong> Gefäßwände durch das Maximum <strong>der</strong><br />

Androgen Serumspiegel im 1. Lebensjahr stattfindet, wird diskutiert. Dieses Androgenimprinting durch den<br />

Androgenanstieg nach <strong>der</strong> Geburt, könnte eine Kette von Ereignissen in Gang setzen, die sich unabhängig<br />

von <strong>der</strong> endogenen Androgen Exposition im Lebensverlauf fortsetzt. Dies würde bedeuten, dass Ereignisse<br />

des frühen Lebens, jene des späteren bestimmen.<br />

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