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Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

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Lebensstil <strong>und</strong> soziale Gegebenheiten bedingten Anteil auf einen Drittel (Stauffer <strong>und</strong> Klotz 2001). Somit<br />

sind fast drei <strong>der</strong> sieben Jahre im Lebenserwartungsunterschied von Mann <strong>und</strong> Frau durch Lebensstil <strong>und</strong><br />

Verhalten bedingt.<br />

Anlage <strong>und</strong> Umwelt interagieren auf vielfältige Art <strong>und</strong> Weise. Einerseits bestimmt die Umwelt, welche<br />

genetischen Anlagen sich manifestieren können <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits tendiert <strong>der</strong> Vererbungsprozess auch dazu,<br />

über angeborene Verhaltensneigungen eine Umwelt zu gestalten <strong>und</strong> zu erhalten, in <strong>der</strong> sich das<br />

mitgebrachte Erbgut entfalten kann. Typisch männliche Verhaltensmuster sind nicht nur genetisch, son<strong>der</strong>n<br />

ganz wesentlich auch durch soziokulturelle Gegebenheiten <strong>und</strong> Erwartungen bedingt.<br />

1. Warum altern wir?<br />

Altern ist eine Folge unseres biologischen Auftrags. Wie alle Lebewesen sind wir darauf programmiert, das<br />

Leben erfolgreich weiterzugeben, d.h. Nachkommen zu erzeugen, die fähig sind, selbst wie<strong>der</strong>um Nachkommen<br />

zu haben. Die nachhaltige Vermehrung ist quasi <strong>der</strong> biologische „Sharehol<strong>der</strong> value”. Die<br />

biologische Evolution richtet sämtliche Körperfunktionen auf dieses eine Ziel aus. Deshalb ist auch <strong>der</strong><br />

menschliche Körper darauf hin optimiert, es dem Individuum zu ermöglichen, dass seine Gene nicht nur in<br />

<strong>der</strong> nächsten, son<strong>der</strong>n auch in den darauf folgenden Generationen weiterleben. Dies lässt sich auf direkte<br />

Weise durch das Erzeugen <strong>und</strong> Aufziehen von eigenen Nachkommen erreichen, auf indirekte Weise durch<br />

Unterstützung von Blutsverwandten, in denen ebenfalls ein Teil <strong>der</strong> eigenen Gene steckt.<br />

Lebenserhaltung <strong>und</strong> Fortpflanzung erfor<strong>der</strong>n beträchtliche Ressourcen. Wie bei einem Motorfahrzeug<br />

lohnen sich Reparaturmechanismen nur bis zu einem gewissen Ausmaße. Sobald sich <strong>der</strong><br />

Fortpflanzungserfolg durch die nachkommenden Generationen besser sichern lässt, wird es biologisch<br />

uninteressant, Alterungsschäden zu reparieren. Menschen erreichen zwar ein vergleichsweise hohes<br />

Lebensalter. Es gibt aber Tierarten, die weniger schnell altern als wir, beispielsweise Muscheln o<strong>der</strong><br />

Schildkröten. Generell investieren Tiere wenig in Reparaturmechanismen <strong>und</strong> altern somit schnell, wenn sie<br />

ein relativ hohes Risiko haben, durch Unfälle umzukommen. Hohe Vermehrungsrate <strong>und</strong> schnelle Alterung<br />

stellen eine optimale Anpassung an Umweltbedingungen dar, die große Unfallrisiken aufweisen. Geringe<br />

Nachkommenzahl and langsame Alterung ist die erfolgreichere Strategie, wenn die Aufzucht einen hohen<br />

Pflegeaufwand erfor<strong>der</strong>t <strong>und</strong> die Geschlechtsreife relativ spät eintritt.<br />

Für die nachhaltige Weitergabe des Lebens muss ein Mensch nicht älter als etwa 30 bis 40 Jahre werden,<br />

denn in diesem Alter sind die ersten Nachkommen bereits selber fortpflanzungsfähig. Deshalb konnte die<br />

natürliche Selektion keine körperlichen Mängel ausmerzen, die sich erst nach einem Lebensalter von etwa<br />

30 bis 40 auswirken. Wir altern also, weil es keine biologische Notwendigkeit gibt, nach erfolgreich<br />

vollzogener Weitergabe des Lebens selbst noch weiter zu leben.<br />

Die biologische Evolution hat also unseren Körper nur für die erste Lebenshälfte optimiert. Für diesen<br />

Lebensabschnitt besitzen wir quasi eine Garantie. Wir können Raubbau mit unserem Körper betreiben <strong>und</strong><br />

überleben trotzdem. Weil <strong>der</strong> menschliche Körper <strong>der</strong>art robust gebaut ist, funktioniert er auch nach Ablauf<br />

<strong>der</strong> Garantiezeit über viele Jahre noch einwandfrei. Nach <strong>und</strong> nach werden gewisse Körperfunktionen dann<br />

aber störungsanfälliger. Gehen wir nun sorgfältig mit unserem Körper <strong>und</strong> unserer Psyche um, können wir<br />

uns bis ins hohe Alter eine ausgezeichnete Lebensqualität erhalten. Vernünftiger Lebensstil <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsbewusstes<br />

Verhalten vermögen die Lebenszeit um bis zu zehn Jahre erhöhen. Dies zeigt eine<br />

Untersuchung an über 34.000 in Kalifornien lebenden Adventisten (Fraser and Shavlik 2001). Wenn im<br />

Mittel auch einiges vom Optimum entfernt, pflegen die Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft einen<br />

gesün<strong>der</strong>en Lebensstil als die Durchschnittsbevölkerung, beispielsweise gibt es darunter fast keine Raucher.<br />

Dazu kommt die Geborgenheit in ihrer religiösen Gemeinschaft. Als Folge dieser Faktoren haben die<br />

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