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Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

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Einleitung<br />

In den letzten Jahren kommt <strong>der</strong> Thematisierung bzw. <strong>der</strong> wissenschaftlichen Analyse von Männlichkeit<br />

zunehmende Bedeutung zu, wobei vor allem im englischsprachigen Raum Pionierarbeit geleistet wurde (vgl.<br />

Pleck 1981 <strong>und</strong> 1996, O’Neil 1981, Connell 1987 <strong>und</strong> 1999). In <strong>der</strong> von Christina von Braun <strong>und</strong> Inge<br />

Stephan herausgegebenen Einführung „Gen<strong>der</strong>-Studien“ fasst Willi Walter die Entwicklung <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Ansätze im Bereich <strong>der</strong> Männerstudien <strong>und</strong> Männerforschung zusammen (vgl. Walter<br />

2000, 98-115), indem er das Konzept des „männlichen Geschlechtsrollendrucks“ (Joseph H. Pleck) für<br />

wesentlich hält: „In dieser Analyse wird nicht die Abweichung von <strong>der</strong> gesellschaftlich als ‚normal‘<br />

betrachteten Geschlechtsrolle als ‚krankhaft‘ diagnostiziert, son<strong>der</strong>n die <strong>der</strong> Männerrolle inhärenten<br />

‚Rollenspannungen‘ werden umgekehrt als krankmachend angesehen.“ (Walter 2000, 98).<br />

In <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Arbeiten von Robert Connell verweist Willi Walter unter an<strong>der</strong>em auf<br />

die beson<strong>der</strong>e Relevanz des Konzeptes <strong>der</strong> „hegemonialen Männlichkeit“ (Connell): „Allerdings, <strong>und</strong> hierin<br />

liegt wesentlich die Stärke seines Ansatzes, beschreibt sein Konzept nicht nur ein Herrschaftsverhältnis<br />

zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen, son<strong>der</strong>n auch jenes zwischen Männern bzw. zwischen verschiedenen<br />

Männlichkeiten. Das hegemoniale Verhältnis zwischen verschiedenen Gruppen strukturiert sich nach den<br />

Prinzipien von Unterordnung, Komplizenschaft <strong>und</strong> Marginalisierung.“ (Connell 1999, 97ff., zit. nach<br />

Walter 2000, 101).<br />

Herstellungsprozesse von Männlichkeit<br />

Es ist zu konstatieren, dass sich das Geschlechterverhältnis in unserem Kulturkreis in einer Phase des<br />

Umbruchs befindet. Männer profitieren aufgr<strong>und</strong> ihres Geschlechtes zwar noch in vielen Belangen davon,<br />

dass das männliche Geschlecht in dieser Gesellschaft eine Vormachtstellung innehat. Doch die durch die<br />

„männliche Hegemonie“ (Connell) strukturierte Geschlechterordnung beginnt instabil zu werden. Diese<br />

Situation scheint Männer mit Urängsten zu konfrontieren: Die Angst davor, als Mann nicht gefragt zu sein,<br />

die erwartete Leistung nicht erbringen zu können, also die Angst davor, nicht mehr potent zu sein. Dennoch<br />

steht Männern auch heute noch ein sehr großes Repertoire zur Verfügung, sich ihrer Männlichkeit zu<br />

vergewissern. Das sozial konstruierte Geschlechterverhältnis, das auf einem Geschlechterbonus für Männer<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> damit einhergehenden Abwertung alles Weiblichen basiert, unterstützt Männer einstweilen noch<br />

dabei, sich gegen die Brüchigkeiten, die sich allerorts in Zusammenhang mit ihrer eigenen Männlichkeit<br />

auftun, zu schützen. Noch liegt die gesellschaftliche Macht überwiegend in Händen von Männern – sowohl<br />

im Bereich <strong>der</strong> Politik als auch des Kapitals. Dennoch spüren die einzelnen Männer, dass dieses Gefüge<br />

mehr <strong>und</strong> mehr ins Wanken gerät. Dies scheint sie persönlich in ihrer Männlichkeit stark zu verunsichern,<br />

ohne dass sie diese Verunsicherung thematisieren dürfen.<br />

Im Folgenden werden einige Facetten <strong>der</strong> Konstruktionsprozesse von Männlichkeit skizziert. Sich ständig<br />

mit an<strong>der</strong>en Männern zu messen ist ein wesentliches Merkmal <strong>der</strong> Begegnungen zwischen Männern. Der<br />

Körper ist hier oftmals <strong>der</strong> Austragungsort dieses Wettkampfs. Wer ist <strong>der</strong> Stärkste? Wer ist <strong>der</strong><br />

Schnellste? Wer ist <strong>der</strong> Potenteste? Diese Dynamik setzt nahezu automatisch ein <strong>und</strong> steht oftmals in<br />

Zusammenhang mit Leistungen. Dieses permanente Messen <strong>und</strong> Vergleichen dient vor allem dazu, sich <strong>der</strong><br />

eigenen Männlichkeit zu versichern.<br />

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