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Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

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Konfrontation verhilft zu einem eigenen Profil, zu Selbstsicherheit <strong>und</strong> einer persönlichen Positionierung.<br />

Nur wenn <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e seine Stirn zeigt, seine Bedingungen stellt, kann man sich weiterentwickeln. Die<br />

Einglie<strong>der</strong>ung in die Gesellschaft geschieht bei Jungen oft über antagonistische Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

Gefühle werden an<strong>der</strong>s ausgedrückt<br />

Die Populärpsychologie behauptet, dass Frauen die gefühlvolleren Wesen sind. Sie verstehen es, auf<br />

Mitmenschen einzugehen, können zuhören <strong>und</strong> Empathie zeigen. Männer sollten von den Frauen lernen, wie<br />

man Gefühle ausdrücken kann, <strong>und</strong> dass ihnen kein Zacken von <strong>der</strong> Krone fällt, wenn sie eine Schwäche<br />

eingestehen. Männer haben jedoch nicht weniger Gefühle, noch drücken sie sie weniger aus wie Frauen,<br />

son<strong>der</strong>n ihre Ausdrucksform ist an<strong>der</strong>s. Während Frauen es verstehen ihre Gefühle in Worte zu kleiden,<br />

direkt anzusprechen <strong>und</strong> im Dialog einzubringen, drücken Männer ihre Gefühle indirekt aus. Sie<br />

verbalisieren weniger, son<strong>der</strong>n ihre Gefühle wi<strong>der</strong>spiegeln sich in ihren Handlungen.<br />

Ein Vater focht mit seinem 16-jährigen Sohn einen heftigen Streit aus, als sie von einer Schulveranstaltung<br />

nach Hause fuhren. Im Wagen schrien sie sich gegenseitig an <strong>und</strong> wünschten sich gegenseitig ins<br />

Pfefferland. Als sie schliesslich zuhause vor <strong>der</strong> Garage ankamen, kehrte Ruhe ein. Wortlos stieg <strong>der</strong> Vater<br />

aus dem Wagen <strong>und</strong> schritt ins Haus. Das Auto liess er vor <strong>der</strong> Garage stehen, <strong>der</strong> Schlüssel im<br />

Zündschloss. Er teilte seinem Sohn mit, dass er den Wagen in die Garage fahren dürfe. Durch diese kleine<br />

Handlung signalisierte er seinem Sohne jedoch auch, dass er ihn gerne hat, Vertrauen zu ihm hat <strong>und</strong> zu ihm<br />

steht. Grosse Worte waren nicht nötig.<br />

Männer drücken ihre Gefühle <strong>und</strong> psychische Befindlichkeit über Objekte aus. Schon kleine Jungen<br />

werden fast magisch von technischen Geräten angezogen. Ein Auto ist nicht nur ein Spielgegenstand,<br />

son<strong>der</strong>n eine Möglichkeit sich auszudrücken. Die ersten Worte <strong>der</strong> Knaben gelten oft nicht den Eltern<br />

son<strong>der</strong>n technischen Apparaten. Im Gegensatz zu den Mädchen, die sich mehr für soziale Situationen<br />

interessieren, wenden sich die Jungen Eisenbahnen, Autos, Panzern <strong>und</strong> Flugzeugen zu. Für sie sind dies<br />

Symbole, durch die sie sich mit sich selber verb<strong>und</strong>en fühlen. Das Gleiche gilt für Männer. Sie sind nicht<br />

technisch begabter wie Frauen, doch die Technik ist für sie stärker seelisch besetzt. Wenn ein Riesenkran<br />

in <strong>der</strong> Strasse aufgestellt wird, dann sieht man rasch eine Schar bew<strong>und</strong>ern<strong>der</strong>, ergriffener Männer um ihn<br />

herum stehen. Sie werden durch die Präsenz des Krans innerlich berührt. Autos sind für Männer nicht nur<br />

Fahrzeuge, dank denen man von A nach B kommt, son<strong>der</strong>n eine Möglichkeit eigene Leidenschaften,<br />

Ambitionen <strong>und</strong> existentielle Gefühle darzustellen. Ueber die Autos spüren Männer oft ihre Emotionen.<br />

Persönliche Entwicklungen wi<strong>der</strong>spiegeln sich in den Autokäufen: Als Student hat man einen lottrigen<br />

Renault 4, später einen günstigen Toyota Corolla, bis man sich schliesslich einen TVR o<strong>der</strong> ein<br />

Familiencoupé leisten kann. Die Bedeutung <strong>der</strong> Autos für Männer zeigt sich auch bei den<br />

Haushaltsarbeiten. Beklagt wird, das Männer sich immer noch zu wenig im Haushalt engagieren. Rechnet<br />

man jedoch das Auto hinzu, so sehen die Statistiken ganz an<strong>der</strong>s aus. Männer staubsaugen zwar weniger<br />

das Wohnzimmer, dafür waschen sie alle 14 Tage das Familienauto <strong>und</strong> räumen immer wie<strong>der</strong> die Garage<br />

auf. Vielleicht gehören auch <strong>der</strong> Keller, Estrich <strong>und</strong> Gartenarbeit zu ihrem Ressort.<br />

Leistungswille <strong>und</strong> Akzeptanz<br />

Leistungen haben für Männer eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Im Gegensatz zu Frauen, die oft in sich selber<br />

ruhen <strong>und</strong> nicht das Gefühl haben sie müssten sich legitimieren, stehen Männer unter einem Drang eine<br />

Aufgabe zu finden, von <strong>der</strong> sie ihre Daseinsberechtigung ableiten können. Sie können nicht einfach sein,<br />

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