02.12.2012 Aufrufe

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Es wurde ihm bewusst, dass er seine Arbeit an<strong>der</strong>s strukturieren musste, dass er Aufgaben an seiner<br />

Arbeitsstelle delegieren muss, dass er sich besser wahrnehmen <strong>und</strong> schützen muss <strong>und</strong> auch Pausen<br />

einlegen, um die Anfor<strong>der</strong>ungen des Tages besser bewältigen zu können <strong>und</strong> mit Freude nach Hause zu<br />

kommen <strong>und</strong> noch genug Energie zu haben, seine Kin<strong>der</strong> zu genießen, mit ihnen zu spielen <strong>und</strong> zu lernen<br />

<strong>und</strong> auch die Bedürfnisse seiner Frau wahrzunehmen.<br />

Als zweites Beispiel möchte ich von einem Mann berichten, <strong>der</strong> neben seinem Beruf seinem Hobby als<br />

Fußballtrainer <strong>und</strong> Vereinsfunktionär nachging.<br />

Durch diese Doppelbelastung kam die Familie zu kurz. Seine Frau geriet in die Position, die wir immer<br />

wie<strong>der</strong> beobachten können. Sie war die Schimpfende, Meckernde, Aggressive, Unzufriedene, die an <strong>der</strong><br />

Tages- <strong>und</strong> Wochengestaltung ihres Mannes kein gutes Haar ließ. Unser Betroffener reagierte prototypisch<br />

wie viele an<strong>der</strong>e Männer auch. Er setzte sich immer weniger mit <strong>der</strong> Unzufriedenheit von seiner Frau<br />

auseinan<strong>der</strong>, blieb immer mehr bei seinen Kumpanen <strong>und</strong> in seinem Verein, rauchte <strong>und</strong> trank mehr <strong>und</strong><br />

steigerte damit die Aggressivität seiner Frau. Die eingebrachte Scheidung, verb<strong>und</strong>en mit dem unges<strong>und</strong>en<br />

Lebenswandel <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Überbelastung war für sein Herz zuviel.<br />

Er erlitt einen Herzinfarkt. Erst durch diese massive psychosomatische Krise war es ihm möglich, sein<br />

eigenes Tun im Rahmen <strong>der</strong> Therapie zu überdenken <strong>und</strong> auch Verständnis für die an<strong>der</strong>e Seite zu<br />

gewinnen.<br />

Es sind typische Rollenverteilungsmuster, die in diesen Fallbeispielen beschrieben werden. Männer sind oft<br />

geneigt, Konflikten aus dem Weg zu gehen, sind oft geneigt, die Unzufriedenheit ihrer Ehefrauen zu<br />

ignorieren, leben das eigene Konzept <strong>und</strong> das eigene Vergnügen <strong>und</strong> überlassen die<br />

Strukturierungsaufgaben in <strong>der</strong> Familie, im Haushalt <strong>und</strong> die Fürsorglichkeit ihren Ehefrauen. In <strong>der</strong> älteren<br />

Generation wird diese Rollenaufteilung oft als selbstverständlich angenommen, ohne dass die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ehefrau wahrgenommen werden <strong>und</strong> in einer lebendigen Form beantwortet werden.<br />

Männer haben es oft nicht gelernt, über Schwierigkeiten zu reden, sie ertragen oft innere<br />

Spannungszustände <strong>und</strong> versuchen sie mit guten Erlebnissen aufzuwiegen. Ein Wahrnehmen, Ansprechen<br />

<strong>und</strong> Bereinigen des Konfliktes wäre notwendig. Stattdessen reagieren sie oft mit Unverständnis <strong>und</strong><br />

Gegenaggression. In den Worten <strong>der</strong> Frau wird nur die Abwertung <strong>und</strong> die Aggression gesehen <strong>und</strong> nicht<br />

die Sehnsucht nach Begegnung, nach Wahrgenommenwerden <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit.<br />

Ein wesentliches Krankheitsbild, bei dem die Misere <strong>der</strong> Männerwelt deutlich sichtbar wird, ist die erektile<br />

Dysfunktion, die Potenzstörung. Ein Mann, <strong>der</strong> im klassischen Sinn leistungsorientiert ist <strong>und</strong> sich selbst<br />

über Leistung definiert, wird diese Norm auch auf seine intime Beziehung übersetzen. Es entsteht <strong>der</strong><br />

Wunsch, zu beweisen, dass er stark ist, dass er männlich ist, dass er ein toller Hecht ist. Mit dieser<br />

Gr<strong>und</strong>einstellung erreicht er jedoch oft nicht die Wünsche <strong>und</strong> Sehnsüchte <strong>der</strong> Frau. Frauen wollen den<br />

Mann spüren, den Menschen, wollen ihn erfassen, wollen ihm begegnen, wollen ihn lieben. Sie wollen<br />

Gefühle empfinden <strong>und</strong> keine Leistungsshow erleben. Der Mann erkennt zwar, dass er die Frau nicht<br />

erreicht, sie nicht glücklich macht <strong>und</strong> sie nicht befriedigt. Oft ist es ihm nicht möglich den Konflikt<br />

anzusprechen, son<strong>der</strong>n er bemüht sich auf <strong>der</strong> Leistungsschiene noch perfekter zu sein, was die Probleme<br />

natürlich nicht löst. Das Ergebnis ist ein Versagensgefühl, das in eine erektile Dysfunktion, einer<br />

Potenzstörung mündet.<br />

Die zweite große Ursache, die zu Potenzstörungen führt, ist die Erschöpfung. Männer möchten ihrer<br />

Umwelt gerne beweisen wie gut sie sind <strong>und</strong> überfor<strong>der</strong>n sich damit. Es bleibt zu wenig Energie, um die<br />

Seite 94

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!