02.12.2012 Aufrufe

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

Psychosoziale und Ethische Aspekte der Männergesundheit.qxp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wahrnehmung ganz durch den Bezugs- o<strong>der</strong> Referenzbegriff 43 ‘Geldverdienen’ geprägt sein, während das<br />

Gefühl Wahrnehmungen nach den Wertkriterien ‘hässlich/attraktiv’, ‘unsympathisch/sympathisch’,<br />

‘abstoßend/anziehend’ sortiert. Wertkriterien beinhalten immer eine Skala zwischen zwei Extrempunkten,<br />

die auch als Plus- bzw. Minuspole bezeichnet werden können.<br />

Gefühle sind einmal Reaktionen auf Außenreize, dann wie<strong>der</strong> bezogen auf innerpsychische Themen. Sie<br />

stellen eine innere Regung dar, auf<br />

<strong>der</strong>en Richtung<br />

• Innen o<strong>der</strong> außen?<br />

• Was im Innen, was im Außen?<br />

<strong>und</strong> Intensität<br />

• oberflächliches Spüren o<strong>der</strong><br />

• gespanntes Erfahren<br />

Fühlende einwirken können.<br />

Gefühle bilden mithin nur in einem Teilsegment von Genese <strong>und</strong> Artikulation eine passiv-reaktive<br />

Erlebnisform, äußern sich in an<strong>der</strong>en hingegen ebenso als ein aktives „An-fühlen“ (was linguistisch von<br />

„betasten“ kommt) <strong>und</strong> als Anteilnehmen. Gerade am Beispiel Anteilnahme lässt sich gut verdeutlichen, wie<br />

entscheidend Gefühle<br />

• herstellbar,<br />

• intensivierbar,<br />

• variierbar <strong>und</strong><br />

• reduzierbar sind:<br />

Individuen können dem Leiden an<strong>der</strong>er gegenüber in Gleichgültigkeit verharren, können mitfühlen o<strong>der</strong> gar<br />

mitleiden. Das jeweilige Gefühl ist nicht beliebig, son<strong>der</strong>n autosuggestiv, das heißt, im Sinne von<br />

Selbstregulierung, verän<strong>der</strong>bar.<br />

„Fühlen bedeutet, in etwas involviert zu sein.“ 44 Wie auch immer das Gefühl beschaffen ist: Intensiv<br />

o<strong>der</strong> oberflächlich. Welchem Phänomen auch immer die Wahrnehmung gilt: Ob in <strong>der</strong> Außen- o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Innenwelt. Ob die Wahrnehmung nun reflexionsfähig bewusst o<strong>der</strong> mehr im Vorbewussten angesiedelt ist:<br />

Fühlen heißt, wenn auch gelegentlich nur für den Bruchteil einer Sek<strong>und</strong>e, Teil von etwas zu sein. Wir<br />

begeben uns quasi in etwas hinein, erleben es - wenn wir uns das bewusst machen - von innen. Und da, wo<br />

wir uns hineinbegeben haben, können wir auch wie<strong>der</strong> heraus.<br />

Wenn Männer sich den Regeln emotionaler Selbstregulation gemäß zu verhalten suchen, wird das sehr<br />

schnell zur Sozialtechnik im Konkurrenzkampf mit an<strong>der</strong>en Männern. Methoden werden erlernt, um quasi<br />

über eine chancenträchtigere Ausgangsposition zu verfügen. Emotionen spielen dann nur zum Zwecke<br />

besseren Funktionierens eine Rolle.<br />

Emotionale Kompetenz jedoch ist ohne mitmenschliche Bezogenheit 45 nicht zu haben. Das geht bereits aus<br />

<strong>der</strong> obigen Aufzählung <strong>der</strong> Kernfähigkeiten hervor, wo auf die Selbstwahrnehmungssensibilität gleich die<br />

Empathie <strong>und</strong> die Interaktionskompetenz folgen.<br />

43 Ein Bezugs- o<strong>der</strong> Referenzbegriff ist so etwas wie ein Scheinwerfer, <strong>der</strong> den jeweils zu betrachtenden Gegenstand in <strong>der</strong><br />

gewünschten Weise beleuchtet <strong>und</strong> somit Wahrnehmungen <strong>und</strong> Vergleiche<br />

entsprechend fokussiert.<br />

44 Heller 1980, S. 19ff.<br />

45 Eine Wortschöpfung von Carola Meier-Seethaler, 2001.<br />

Seite 64

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!